
Der Mikrobagger SY 10 U von Sany
Sany gehört unter den chinesischen Baumaschinenherstellern zu den ganz großen Playern und hat Bagger bis 400 t Dienstgewicht im Programm. Ob sie auch mit ganz kleinen Maschinen überzeugen können, haben wir im Einsatz auf der Baustelle getestet.

Dass sich viele chinesische Baumaschinen längst nicht mehr wegen mangelhafter Qualität oder als billige Kopien abtun lassen, hat sich zunehmend herumgesprochen. Was deren Verbreitung derzeit hauptsächlich im Wege steht, ist die noch fehlende Abdeckung durch ein leistungsfähiges Vertriebsnetz. Etablierte Händler geben nicht ohne Not eine jahrzehntelange Verbindung zu ihren Lieferanten auf, und Mehr-Markenstrategien führen bisweilen zu Interessenskonflikten.
Bislang weniger bekannte Hersteller setzen daher oft auf junge Unternehmen, die dabei sind, sich im Bereich der Baumaschinenvermietung und des Vertriebs ein Gebiet neu zu erschließen. Das lässt sich erfahrungsgemäß am ehesten mit Kompaktmaschinen verwirklichen. Je breiter der Maschinenhersteller daher in diesem Segment aufgestellt ist, desto eher erscheint eine Zusammenarbeit erfolgversprechend. Der deutsche Mietkunde ist es gewöhnt, dass er bei Minibaggern auf nahezu jede Maschinengröße ständig zugreifen kann. Wird ein bestimmtes Segment vom Hauptlieferanten nicht bedient, ist der Händler daher gezwungen, auf Wettbewerbsmaschinen auszuweichen. Ein Mikrobagger mit knapp 80 cm Durchfahrtsbreite bei einem Gewicht von gut einer Tonne ist für hiesige Garten- und Landschaftsbauer eine unverzichtbare Maschine, da es auf deren Baustellen oft eng zugeht. Sany hat auf die Anregungen und Wünsche aus der Händlerschaft reagiert und bringt mit dem SY 10 U erstmals eine solches Gerät auf den Markt.
Der erste Eindruck
Bitte nicht verwechseln: Auch wenn der kleine Sany bezüglich Größe und Farbe etwaigen Baggerchen eines China-Billigversands ähneln könnte – das hier ist eine ganz andere Liga. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass er ausschließlich über den Fachhandel erhältlich ist. Wir haben es also mit einer ernstzunehmenden Maschine für Profi-Anwender zu tun. Da auf technisch abgespeckte Versionen von vornherein verzichtet wurde, gehören der 3-Zylinder Kubota-Dieselmotor mit 8,85 kW und die hydraulische Vorsteuerung zum Standardpaket.

Die Motorabdeckung wird vom Heck aus geöffnet, und da dies durch einen Gaszylinder unterstützt wird, geht es ohne großen Kraftaufwand. Wie zu erwarten, herrscht im Innern drangvolle Enge; die täglichen Wartungspunkte und der Diesel-Einfüllstutzen sind jedoch gut zugänglich. Die Batterie liegt etwas versteckt unter der Verkleidung, sollte sich jedoch mit handelsüblichem Werkzeug ohne allzu großen Aufwand wechseln lassen. Beim Schwenkbock und dem Auslegerfuß wurden die Lagerpunkte mit vergleichsweise großem Abstand ausgeführt, was sich günstig auf die Belastung von Bolzen und Buchsen auswirkt.
Zur Transportsicherung sind an den Laufwerksrahmen zwar diverse Ösen vorhanden, jedoch wollen diese nicht so recht zu den gängigen Spitzhaken der üblichen Zurrgurte passen. Hier würde eine leichte Querschnittsänderung Abhilfe schaffen. Das Ein- und Ausklappen der Schildverbreiterungen funktioniert ohne Werkzeug und erfordert keinen besonderen Kraftaufwand. Alle Hydraulikschläuche sind geschützt in Ausleger und Stiel verlegt und außerdem mit einem Berstschutz-Gewebeschlauch versehen. Der doppelt wirkende Zusatzkreis wurde bis auf den Hauptarm geführt und gehört ebenfalls zur Standardausstattung.
Auf dem Fahrersitz
Beide Bedienkonsolen lassen sich mittels Sicherheitshebel entriegeln und hochklappen, was das Auf- und Absteigen zu beiden Seiten ermöglicht. Sie lassen sich ebenso seitlich verstellen, sodass entweder die Gesamtbreite von 745 mm nicht überschritten wird oder ein komfortables Arbeiten möglich ist. Zum Komfort passend: der Sitz. Es ist immer so eine Sache mit Alleinstellungsmerkmalen, jedoch kommt mir auch nach einer gewissen Recherche kein Wettbewerber in den Sinn, der in dieser Klasse einen Schwingsitz verbaut. Der Federweg ist zwar nicht riesig, aber eben doch vorhanden, und eine vernünftig hohe Rückenlehne besitzt er obendrein. Auch ausgewachsene Bediener haben auf dem SY 10 U trotz der vorhandenen Mittelkonsole eine ausreichende Beinfreiheit, was leider noch nicht bei jedem 1.200-kg-Bagger eine Selbstverständlichkeit ist.
Um das Fahrwerk in den Schnellgang zu schalten, wird ein gut gekennzeichneter Kippschalter betätigt. Das ist insofern erwähnenswert, weil es hierfür auch Lösungen gibt, bei denen wir die zweite Fahrstufe eher per Zufall entdeckt haben. Auf der Mittelkonsole befindet sich ein farbiges Display, das Informationen über die wichtigsten Betriebszustände liefert. Sogar eine Tankuhr ist vorhanden, auch das ist in dieser Klasse kein Standard.
Nun aber zum einzigen ernsthaften Kritikpunkt: Eventuell liegt es ja an meiner Statur, jedoch bin ich mit meinen Ellenbogen wiederholt mit dem Überrollbügel in Konflikt geraten. Eventuell wäre hier eine Bauform, die vorne am Oberwagen befestigt ist, eine Alternative. Weil jedoch dieser Punkt bereits vom Sany-Produktmanagement aufgenommen wurde bin ich mir sicher, dass dafür zeitnah eine pragmatische Lösung gefunden wird.
Im Testbetrieb
Die Aufgabe bestand diesmal darin, das Fundament und den Anschluss für eine Wärmepumpe zu erstellen. Und das bedeutet: Arbeiten im Bestand bei wünschenswert minimalem Flurschaden. Die eigentliche Herausforderung war in diesem Fall der Zugang zur Einsatzstelle, da die Zugangstür nicht nur in der Breite, sondern auch in der Höhe begrenzt war. Hier hieß es also: Rübe einziehen, Ausrüstung ganz dicht über dem Boden führen, um plötzlichem Kippen vorzubeugen und ganz piano durch die Engstelle kriechen. Bitte unbedingt beherzigen: Der zusammengefahrene Unterwagen dient generell ausschließlich dem Passieren von Engstellen. Sobald mit der Maschine gearbeitet wird, muss wieder die breite Spur eingestellt und der Bügel hochgeklappt werden. Andernfalls ergibt sich ein unnötig hohes Risiko seitlich zu kippen. Und das ist – anders als es die einschlägigen Youtube-Videos suggerieren – ganz und gar kein Spaß.
Für die Verstellung des Fahrwerks verfügt der SY 10 U über einen extra Bedienhebel, der auch unmissverständlich beschriftet ist. Es muss also keine Funktion – wie bei anderen Fabrikaten üblich – umgeschaltet werden, was dem gelegentlichen Nutzer das Rätselraten erspart. Der Ausleger-Seitenversatz und der Zusatzkreis werden wie gewohnt über proportionale Pedalwippen angesteuert.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob bei so einer kleinen Maschine eine Servosteuerung erforderlich ist, schließlich sind zur Ansteuerung der Ventile eines Mikrobaggers keine hohen Bedienkräfte erforderlich. Will man jedoch fertige Arbeit wie beispielsweise ein Planum abliefern, geht das mit dem heutzutage üblichen Joysticks-Setup eben viel leichter von der Hand. Beim SY 10 U können zusätzlich die Unterarm-Auflagen auf die gewünschte Höhe eingestellt werden; das bringt noch mehr Ruhe in die Bewegungsabläufe. Durch die bewährte hydraulische Vorsteuerung hat der Bediener von Beginn an ein sicheres Gefühl für die Maschine. Das Ansprechverhalten des Schwenkwerks ist dabei vielleicht ein wenig sportlich ausgelegt.
Den sogenannten Ebay-Test hat er übrigens auch mit Bravour bestanden. Dabei werden Minibagger auf Verkaufsfotos vorrangig privater Anbieter über das Schild und den Ausleger hochgebockt, was die enorme Kraft der Hydraulik veranschaulichen soll. Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit eines Baggers lassen sich daraus jedoch nur begrenzt ziehen. Da der Sany einen obenliegenden Hubzylinder besitzt, schafft er dieses Kunststückchen sogar mit ausgestrecktem Stiel.
Unser Fazit
Darauf haben die Sany-Händler gewartet. Dieser Mikrobagger ist die ideale Ergänzung für den Mietpark. Und genauso sollte er für Galabauer und alle anderen Anwender interessant sein, die es mit beengten Einsatzorten zu tun haben. Bei unserem Testeinsatz jedenfalls hat er souverän abgeliefert. Gegen die Befürchtung, der Bagger könnte sich binnen kürzester Zeit in rauchende Trümmer auflösen, spricht die 5-Jahres-Garantie, die Sany auf ihre Maschinen gewähren kann. Mir persönlich würde auch eine Elektro-Variante dieser Maschine gefallen, von wegen Abgas, Lärm und Abwärme – Sie wissen schon.
