Maschinentest 12/2025

bd-Testrunden mit den vollelektrischen Baumaschinen von XCMG

Auf seinem Werksgelände in Krefeld hatte der chinesische Hersteller XCMG einen breiten Querschnitt seiner batteriebetriebenen Maschinen zum Testen bereitgestellt. Wir waren sehr gespannt auf den Stand der Entwicklung.

XCMG Europe
Gleich geht es rund: Vollgeladene Elektromaschinen erwarteten die europäischen Händler und Kunden auf dem hauseigenen Testgelände bei XCMG Europe in Krefeld. (Bild: bd/Bömer)

Gerne werden im Zusammenhang mit chinesischen Baumaschinen-Herstellern ja diverse Superlative bemüht. Aus der Ferne fällt es jedoch recht schwer, sich ein umfassendes Bild zu machen – unter anderem auch, weil in Europa in der Regel jeweils nur ein Bruchteil des Gesamtprogramms angeboten wird. Am heimischen Markt sieht das natürlich ganz anders aus, da reicht das Angebot von der Scherenbühne bis zum Hochlöffel-Mining-Seilbagger. Wenn man also einmal alles in Betracht zieht, was man an entsprechenden Fotos und Videos im Internet findet, verfestigt sich der Eindruck, dass die 1943 gegründete Firma XCMG zu den ganz Großen gehören muss. Dies bestätigen auch internationale Rankings, bei denen der chinesische Hersteller an dritter oder vierter Stelle unter den weltgrößten Baumaschinen-Anbietern gehandelt wird.

In Deutschland war XCMG bislang allerdings eher unterrepräsentiert, was sich laut Marketing Director Dr. Dirk Sträter jedoch alsbald ändern dürfte. Dazu soll nicht zuletzt das umfangreiche Angebot an batterie-elektrischen Baumaschinen beitragen. Wer den XCMG-Stand auf der diesjährigen Bauma gesehen hat, dem ist sicher auch der hohe Anteil an Maschinen aufgefallen, die in zartem Grün lackiert waren, das äußere Merkmal für alternative Antriebsarten. Dabei beschränkt man sich keineswegs auf Kompaktmaschinen, sondern hat auch ausgewiesene Leistungsgeräte elektrifiziert. Unlängst wurde mit dem XC 9150-EV der größte Akku-Radlader der Welt vorgestellt: Er verfügt über einen Schaufelinhalt um die 8 m³ bei einem Dienstgewicht von zirka 55 t.

XCMG Europe
Sehr schick: Die neuen XCMG-Bagger haben ein eigenständiges ansprechendes Design. (Bild: bd/Bömer)

Vor Kurzem nun hatte XCMG die europäischen Händler und Kunden nach Krefeld eingeladen, damit sie sich selbst ein Bild von der Leistungsfähigkeit der Elektromaschinen machen konnten. Neben den Maschinentests gab es Fachvorträge zu Technik-Themen, After-Sales-Service, Finanzierung und staatlichen Förderprogrammen.

Die Elektro-Bagger

Was sofort ins Auge fiel war das eigenständige und moderne Design der aktuellen Bagger-Baureihe. Die Chinesen haben für ihre Maschinen eine Formensprache entwickelt, die sich nicht länger dem Vorwurf aussetzen muss, lediglich etwas Bekanntes zu imitieren. Viel Glas an der Kabine und klare Linien am Oberwagen erzeugen ein gefälliges Gesamtbild. Bei den XCMG-Baumaschinen handelt es sich teilweise bereits um die dritte Generation mit elektrischem Antrieb. Es ist also auch nicht verwunderlich, dass die Geräuschkulisse bezüglich der Tonlage gegenüber früheren Elektromaschinen wesentlich angenehmer geworden ist.

Die derzeitige Serie ist noch mit dem bewährten hydraulischen Vorsteuersystem ausgestattet, und da auch die kurzen Joysticks samt Proportional-Wippen verbaut wurden, fühlt man sich gleich wie zuhause. Der XE215EV (23,5 t) gibt sich beim Planum-Ziehen gutmütig und verhält sich allgemein eher unaufgeregt. Seine Energie bezieht er aus einer LFP-Batterie mit einer Kapazität von 423 kWh, von der man sich eine Laufzeit von 6 bis 8 Stunden erwartet. Die Kabine entspricht, was die Ausstattung sowie die Anzeige- und Bedienelemente angeht, exakt den europäischen Erwartungen.

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Der XE270EV war mit seiner Kombination aus Kraft und Geschwindigkeit der klare Favorit des bd-Baggerexperten und Autors Dirk Bömer. (Bild: bd/Bömer)

Der größere XE270EV (28,3 t /525 kWh) wirkt sogar noch ein wenig agiler als der der XE215EV. Also habe ich gleich mal den Haufen erklommen und ein paar Löffel Material herum geschmissen. Der macht ja richtig Spaß! Feinsteuern ließ er sich auch gut, soweit man das mit einem Tieflöffel mit Zähnen beurteilen kann. Sollte in das Elektro-Thema tatsächlich mal etwas mehr Dynamik kommen, ist man bei XCMG bereits gerüstet. Auf der Bauma in Shanghai wurde ein erster Kettenbagger mit Wechsel-Akkus und zugehörigem Versorgungsfahrzeug gezeigt – wir sind sehr gespannt.

Zu Abrundung hatte man auch zwei Elektro-Minibagger mitgebracht. Weder beim Handling noch bei der Leistung gab es hier irgendwelche Überraschungen. Einmal mit einem Schlüsselstarter aktiviert, erschließt sich die Bedienung weitgehend intuitiv. Über das Touch-Display können verschiedene Einstellungen vorgenommen werden, unter anderem kann zwischen zwei Leistungsstufen gewählt werden. Sowohl der EX19 EV (2,1t) als auch der XE27CR EV werden von einer LFP-Batterie mit einer Kapazität von 23,5 kWh gespeist.

Die Akku-Radlader

Chinesische Radlader der unteren Leistungsklasse besaßen früher oft ein etwas unglückliches Größenverhältnis von Schaufel, Hubgerüst, Kabine und Rädern. Dies findet man heute lediglich bei ausgewiesenen Billiganbietern. Die Lader der großen Player – wie XCMG – geben ein stimmiges Bild ab, was auch für den kleinsten E-Lader auf der Veranstaltung, den XC918-EV gilt. Er ist in der 1-m³-Klasse angesiedelt und ist wahlweise mit Batterien von 70 oder 100 kWh verfügbar. Die Laufzeit dürfte bei dieser Maschinengröße allerdings eine eher untergeordnete Rolle spielen, vielmehr müssen solche Lader häufige Motorstarts über den Tag wegstecken. Das wird in der Praxis gerne umgangen, indem man den Diesel einfach vor sich hintuckern lässt, wobei dieser schädliche Leerlauf gerne schon mal bis zu 30 Prozent der Gesamtbetriebsstunden ausmachen kann. Beide Verhaltensweisen wirken sich ungünstig auf die Lebensdauer aus und verursachen vermeidbare Kosten. Bei einer Elektromaschine entstehen diese Probleme erst gar nicht.

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Der vollelektrische Radlader sieht nicht nur kernig aus: Gleich zwei gekoppelte Elektromotoren im Antriebsstrang sorgen für enormen Vorschub aus dem Stand heraus. (Bild: bd/Bömer)

Außerdem standen auf dem Testgelände zwei ausgewachsene Lader mit 3,5 m³ und 4,5 m³ Schaufelinhalt für eine Proberunde bereit. Verbaut werden bei den XCMG-Elektro-Radladern drei Elektromotoren, wovon einer die Arbeitshydraulik antreibt und zwei auf den Antriebsstrang wirken. Auf ein mechanisches Stufengetriebe konnte komplett verzichtet werden, sodass die Geschwindigkeit des Laders stufenlos über das Fahrpedal geregelt wird. Für bestimmte Arbeiten kann die maximale Geschwindigkeit jedoch durch Umlegen eines Schalters elektronisch begrenzt werden. Es ist immer wieder faszinierend, wenn sich so eine 25 t schwere Maschine nahezu lautlos in Bewegung setzt. Erst recht, wenn sie beim Füllen der Schaufel nur ein leises Knurren von sich gibt – und das bei voll anliegendem Drehmoment. Ich vermag nicht einzuschätzen, ob Diesel-Dieter in dieser Situation den auf Nenndrehzahl brüllenden Motor arg vermissen würde.

Klar, es braucht schon etwas Umstellung im Umgang mit dem Gasfuß – Drehzahl war gestern. Jedoch wenn man mal ehrlich ist, brachte das Flimmern über dem Auspuffrohr und das heiße Wandler-Öl auch schon früher kein Stück mehr an Vorschub. Beim E-Lader fordert sich die Hydraulik die Leistung eigenständig ab, so wie sie gebraucht wird. Das Inch-Pedal ist also ebenfalls überflüssig. Sollte man – aus alter Gewohnheit – nach dem Füllen der Schaufel noch leicht aufs Fahrpedal drücken, macht der Lader einen ordentlichen Satz rückwärts, sobald man den FNR-Schalter am Joystick betätigt. An diese Eigenheiten der Elektro-Maschine dürfte sich ein gewillter Profi-Bediener jedoch nach den ersten Einsatztagen gewöhnt haben. Gleiches gilt im Übrigen auch für die optional erhältliche Joysticklenkung.

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Insgesamt machen die Radlader einen ausgereiften Eindruck, und in der Kürze der Zeit gab es fast nichts zu nörgeln. Außer vielleicht, dass mir – dank Alters-Weitsichtigkeit – die Displays etwas zu nahe am Mann waren. Das aber ließe sich gewiss mit einer geänderten Halterung ohne allzu großen Aufwand abstellen. Es war noch zu vernehmen, dass erste Produktions-Radlader in E-Ausführung kurz vor der Auslieferung an heimische Gewinnungsbetriebe stünden.

Staatliche Förderprogramme

Es ist kein Geheimnis, dass die Anschaffung einer elektrisch betriebenen Baumaschine immer noch mit einem erheblichen Mehrpreis gegenüber der Variante mit konventionellem Antrieb verbunden ist. Auch wenn sich der Einstandspreis durch niedrigere Wartungs- und Betriebskosten über die Nutzungsdauer relativiert, stellt die hohe Investition meist noch die größte Hürde bei der Umstellung auf alternative Antriebe dar. Hier können öffentliche Fördertöpfe die Entscheidung deutlich erleichtern. Da es sich teilweise um erhebliche Förderquoten (bis zu 45 Prozent) handelt, wurden die Hürden für eine Zuteilung entsprechend hoch gelegt.

Zunächst gilt es sich in der großen Vielfalt an Programmen, den Differenzierungen bezüglich der Größe und Ausrichtung des Unternehmens sowie den regionalen Gegebenheiten zurechtzufinden. Davon abgesehen, dass dieser Aufwand den Durchschnitts-Anwender ohnehin überfordern dürfte, gibt es bestimmte Geldgeber, die nur eigens zertifizierte Antragsteller zulassen. Hier ist also in jedem Fall professionelle Unterstützung gefragt. Die Förderung ist dabei nicht auf die Maschine selbst beschränkt, ebenso können die Ladeinfrastruktur, die Anschlussleitung oder auch die Beratung für den Antrag selbst förderwürdig sein. Für den Praktiker nur schwer nachvollziehbar erscheint allerdings die Einschränkung, dass nur solche Maschinen und Anlagen gefördert werden können, die das eigene Betriebsgelände nicht verlassen. Ein Einsatz auf der Baustelle wäre also erst nach Ablauf der zeitlichen Bindung möglich. Für alle stationären Betriebe wie Steinbrüche, Kieswerke, Recycling-Anlagen, Mischwerke oder Lagerplätze kann das Konzept dagegen außerordentlich attraktiv sein. Insbesondere, wenn das Ganze noch mit einer hauseigenen Stromerzeugung kombiniert wird.

Eine Einführung in die Zusammenhänge gab Jürgen Keck von der Agentur e-cuno aus Paderborn ihm Rahmen eines Vortrags. Da der gesamte Themenkomplex bislang wenig bekannt und gleichzeitig sehr umfangreich ist, werden wir uns damit noch gesondert befassen.

Unser Fazit

Die chinesischen Baumaschinenhersteller im Allgemeinen und XCMG im Besonderen haben nochmal einen gewaltigen Schritt nach vorne getan. Was dort im Bereich der alternativen Antriebe bereits in Serie produziert wird, ist tatsächlich beachtlich. Das deutsche Service- und Vertriebsnetz von XCMG besteht mittlerweile aus etwa 25 Stützpunkten, wobei man bestrebt ist, die Abdeckung in einigen Gebieten noch zu verbessern. Man meint es mit dem hiesigen Markt offenbar ernst – und da haben wir Produktbereiche wie Krane, Arbeitsbühnen oder Stapler noch gar nicht betrachtet.