Eisenerz-Bergwerk Salzgitter

Bühne frei im Schacht Konrad

An den Schacht Konrad, ein stillgelegtes Eisenerz-Bergwerk im niedersächsischen Salzgitter, hat die Firma Wienold Lifte eine Genie-Gelenkteleskop-Arbeitsbühne Z-45 XC-geliefert und unter Tage montiert. Sie unterstützt dort den Bau eines Endlagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle.

Genie, Gelenkteleskop-Arbeitsbühne
Maschineneinweisung unter Tage: Dort punktet die Genie- Gelenkteleskop-Arbeitsbühne Z-45 XC unter anderem mit ihrem permanenten Allradantrieb. (Bild: Wienold)

Die Genie-Bühne musste in der Hauptniederlassung des Baumaschinenhändlers Wienold Lifte in Emsbüren komplett demontiert werden, um sie mit einem Lastenaufzug über 1.000 m tief in das stillgelegte Bergwerk befördern zu können. Aus Brandschutzgründen wurden vor der Lieferung feuerbeständige Hydraulikschläuche installiert. Nach der Anlieferung benötigte das Team von Wienold Lifte – trotz schwieriger Arbeitsbedingungen – gerade einmal drei Tage, um die Z-45 XC im Bergwerk für den bestimmungsmäßigen Einsatz zu montieren. „Die Arbeit war schon herausfordernd. Es herrschen dort unten Temperaturen von 40°C, und jede Bewegung erfordert einen entsprechend hohen Kraftaufwand“, erklärt Werkstattleiter Martin Sztykiel. „Für die Genie-Bühne bedeutet das extrem hohe Ansprüche an Qualität und Material, um bei solchen Temperatur- und Einsatzbedingungen zuverlässig über die gesamte Laufzeit zu arbeiten.“

Die für den Bau zuständige Arbeitsgemeinschaft ETS Schacht Konrad entschied sich für die 48 PS starke Diesel-Gelenkteleskopbühne, weil sie mit ihrem permanenten Allradantrieb problemlos die Steigungen sowie lange Anfahrtswege im ehemaligen Bergwerk meistert. Christian Wienold von Wienold Lifte: „Der Kunde wünschte sich ausdrücklich eine Dieselmaschine – wie sie im Schacht ausschließlich eingesetzt werden, da sie im Vergleich zu Elektrobühnen aufgrund der hohen Temperaturen und der unzureichenden Lademöglichkeiten zahlreiche Vorteile aufweisen.“

Steckbrief

Der Schacht Konrad

Das stillgelegte Eisenerz-Bergwerk im Stadtgebiet Salzgitter wird zum Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung umgebaut. Rund 90 Prozent des Volumens der in Deutschland anfallenden radioaktiven Abfälle gehören in diese Kategorie, sie beinhalten aber nur etwa ein Prozent der gesamten Radioaktivität allen Abfalls. Das Fördergerüst des Schachts Konrad 1 ist eine Landmarke und steht unter Denkmalschutz. Der Schacht Konrad 2 befindet sich auf dem Gelände von Salzgitter Flachstahl. Mehrere Einlagerungskammern bilden ein Einlagerungsfeld. Theoretisch können bis zu neun Einlagerungsfelder aufgefahren werden, die von den sechs bestehenden Hauptsohlen in 800 bis 1.300 m Tiefe erschlossen werden. Die Kammern werden mit einem Querschnitt von etwa 40 m² bei zirka 7 m Sohlenbreite und rund 6 m Höhe erstellt. Ihre Länge soll – je nach geologischen und bergtechnischen Gegebenheiten – zwischen 100 und 1.000 m betragen. Nach Einlagerung der Container werden die Kammern abschnittsweise mit einer Mischung von beim Vortrieb gewonnenem Gesteinsmaterial und Zement vergossen, um den Atommüll dort dauerhaft zu lagern.

Das ehemalige Bergwerk wird seit Jahren überarbeitet, die Schächte werden vorbereitet und vergrößert. Dabei wird Beton zur Stabilisierung genutzt. In der ersten Phase werden primär die Wände vorbereitet. Nachdem die Teilschnittmaschine die neuen Kammern gefräst hat, bearbeiten die Minenfachleute die Wände des alten Bergwerks mit entsprechenden Geräten nach. Die Genie Z-45 XC wird zunächst eingesetzt, um Bohrungen anzufertigen und diese mit Stahlarmierungen zu versehen. Um den Beton zur Stabilisierung an die Wände zu spritzen, nachdem diese ausgebohrt wurden, wird die Bühne mittig im Stollen positioniert, damit der Beton in einer halbkreisförmigen Bewegung aufgetragen werden kann. Entscheidend für die erfolgreiche Durchführung ist weniger die Arbeitshöhe von 15,9 m als vielmehr der seitliche Spielraum von 7,55 m Reichweite bei 7,44 m übergreifender Höhe sowie die flexiblen Bewegungsmöglichkeiten.

Die Z-45 XC hat einen dualen Arbeitsbereich mit uneingeschränkter Tragfähigkeit von 300 kg bzw. 454 kg bei eingeschränkter Reichweite. Diese XC-Kapazität ist erforderlich, damit zwei Minenarbeiter den Beton mit zwei Betonspritzmaschinen auftragen können – die Standard-Tragfähigkeit von 227 kg reicht dafür nicht aus. Der Betonauftrag kann erfolgen, ohne das Gerät umständlich umpositionieren zu müssen. Eine Scherenarbeitsbühne müsste mindestens 20 mal umgesetzt werden. Darüber hinaus bietet dieses Modell mit seinem engen Wenderadius und null seitlichem Überhang die notwendige Manövrierfähigkeit – ein Pluspunkt in den relativ engen Schächten mit Abzweigungen und Kurven. Ebenfalls vorteilhaft ist die intuitive Proportionalsteuerung, die für eine präzise Positionierung der 1,83-m-Plattform sorgt. „Die Bühne war zudem ab Lager lieferbar und das Projekt konnte von Wienold Lifte kurzfristig umgesetzt werden“, ergänzt Thomas Opretzka, Verantwortlicher für die Maschinenfahrsteiger bei ETS Schacht Konrad.

Steckbrief

Wienold Lifte

Seit 33 Jahren vertritt das Familienunternehmen Norbert Wienold aus Emsbüren in Niedersachsen die Marke Genie in Deutschland – mit derzeit 30 Mitarbeitern an fünf Service- und Vermietstandorten. Das Angebot umfasst Material- und Personenlifte, Scherenbühnen, Teleskop-, Gelenkteleskop- und Anhänger-Arbeitsbühnen, ebenso Glaslifte, Vakuumheber und Zubehör für hauseigene Geräte und Maschinen. Dazu kommt die Entwicklung eigener Materiallifte, etwa der Wienold-Superlift mit Kontergewicht SLK, die vielseitige WLU-Premium-Serie oder die neue Glas- und Materiallift-Reihe GML800+. Firmengründer Norbert, Sohn Christian und Tochter Julia legen Schwerpunkte auf individuelle Kundenbetreuung und den Ausbau stabiler, langfristiger Geschäftsbeziehungen. Zu den Leistungen gehören unter anderem die Lieferung und Abholung von Maschinen und Geräten, Wartung, Reparaturen, Inspektionen, Sicherheitsüberprüfungen und ein Ersatzteilservice.