Maschinentest 9/2025

Die Bauma-Neuheiten von Hyundai im Praxistest

Im belgischen Tessenderlo haben wir unlängst die Gelegenheit genutzt, die jüngsten Entwicklungen von HD-Hyundai selbst exklusiv zu testen – eine Veranstaltung genau nach unserem Geschmack. Besonders gespannt waren wir auf den neuen Kettenbagger HX360L.

Hyundai
Der Kettenbagger HX360L wurde nicht nur optisch aufgefrischt, auch die Technik wurde grundlegend überarbeitet: Ein hauseigener Dieselmotor der neuesten Generation treibt ein optimiertes Hydrauliksystem an, während die Ansteuerung jetzt elektrohydraulisch erfolgt. (Bild: bd/Bömer)

Die Bauma in München ist ja zweifelsfrei die Baumaschinen-Show schlechthin. Es gibt allerdings – aus nachvollziehbaren Gründen – auch einen eklatanten Nachteil: Die Möglichkeiten eine Maschine selbst zu bewegen sind ausgesprochen begrenzt. Dementsprechend wächst dann auch die Vorfreude auf Events, die extra dafür ausgelegt sind, eigene Eindrücke zu gewinnen. Dann braucht es eigentlich nur noch die Maschinen selbst, soviel Zeit wie möglich auf dem Fahrersitz und technische Infos von den Fachleuten, auf Nachfrage griffbereit. Das alles hatte das Team um Marketing Manager Alessandro De Giorgi vorbildlich organisiert. Auf dem weitläufigen Freigelände eines Ausbildungs-Zentrums für Bauberufe in Herentals standen wesentliche Bauma-Neuheiten bereit: Kettenbagger HX360L, Akku-Minibagger HX19e, Planierraupe HD130A sowie der Radlader HL955A in der Edition 25.

Der Elektro-Mini HX19e

Begonnen haben wir erst einmal klein mit dem HX19e. Der batteriebetriebene Minibagger hat ein Betriebsgewicht von 2,3 t, mit Kabine und dem größten Akkupack. Die Lithium-Ionen-Batterie hat in der Standardversion eine Kapazität von 32 kWh, optional sind auch 40 kWh lieferbar. Das ist dann schon deutlich mehr als bei manchen Wettbewerbsgeräten verbaut ist, wie Produktmanager Peter Sebold zurecht betont. Die Frage nach der Batterielaufzeit lässt sich natürlich bei so einer kurzen Proberunde nicht zufriedenstellend klären. Die Werksangaben klingen mit knapp sieben Stunden für die 40-kWh-Batterie durchaus realistisch.

Hyundai
Der Akku-Mini: Rein äußerlich ist die Elektro-Version vom Diesel-Pendant nur durch die blaue Farbe zu unterscheiden. Auch die Leistung steht ihm natürlich in nichts nach. (Bild: bd/Bömer)

Das Nachladen erfolgt über einen Typ-2- oder den aus den E-Staplern bekannten DIN-320-Stecker. Der Bagger verhält sich wie man es von einem soliden 2,0-Tonner erwartet, und das Geräusch des 73,8-Volt-E-Motors fällt dabei nicht unangenehm auf. Es sind drei verschiedene Leistungsstufen wählbar, wobei für die meisten Arbeiten die unteren Stufen ausreichend sein dürften, denn: Drehzahl kostet Laufzeit. Die grundsätzlichen Vorteile elektrisch betriebener Kompaktbaumaschinen sind schon so häufig betont worden, dass wir darauf nicht erneut eingehen müssen.

Kettenbagger der nächsten Generation

Star der Veranstaltung war natürlich der brandneue HX360L, wobei es sich tatsächlich um den Prototyp handelte, der auch auf der Bauma vorgeführt wurde. Gegenüber der A-Serie handelt es sich um eine komplette Neukonstruktion, die durch den etwas höheren Oberwagen-Aufbau insgesamt etwas bulliger und kräftiger wirkt – das steht ihm! Mir persönlich gefallen auch die geraden Linien und glatten Flächen, eben richtige Baumaschinen-Optik. Natürlich sieht er nicht nur gut aus, auch technisch ist fast alles neu. Das fängt an mit den neuen Dieselmotoren: Statt des Cummins werden nun welche aus dem eigenen Haus verbaut. Letzteren traut man Öl- und Filter-Wechselintervalle von 1.000 Stunden zu. Die Stufe-V-Motoren kommen ohne eine Abgasrückführung aus, und das Reinigungsintervall des Partikelfilters liegt bei 8.000 Stunden. Die Hydraulikpumpen stammen von Rexroth, die Fahr- und Schwenkmotoren aus dem eigenen Konzern. In der NL-Version des Unterwagens wird mit den 600er-Bodenplatten eine Transportbreite von exakt 3 m nicht überschritten.

Hyundai
Klare Kante: Durch die geraden Linien und die glatten Flächen wirkt der Bagger robust und solide – eben 100 Prozent Baumaschine. Die Verstärkungsrippe am Oberwagenrahmen ist allerdings Option. (Bild: bd/Bömer)

Die sicher größte Änderung für den Bediener betrifft das Vorsteuersystem, das in den neuen Modellen jetzt elektro-hydraulisch funktioniert. Das heißt: Der komplette Niederdruck-Hydraulikkreislauf entfällt, folglich gibt es auch kein Öl mehr in der Kabine. Allein durch diese Änderung soll sich schon ein um bis zu acht Prozent geringerer Kraftstoffverbrauch ergeben. Noch viel wesentlicher sind allerdings die zahlreichen Möglichkeiten, die sich durch die neue Technologie eröffnen.

Zusammen mit den ebenfalls serienmäßigen Sensoren, welche die Position der Ausrüstung erfassen, wird aus dem Bagger ein 3D-Werkzeugträger. Da zusätzlich noch der Druck erfasst wird, ist alles Weitere nur noch eine Frage der Software. Alles aufzuzählen, was mit den neuen Maschinen möglich ist, würde hier zu weit führen – also nur ein paar Schlagworte: 2D-Steuerung erweiterbar auf 3D, Höhen- und Seitenbegrenzungen, teilautonome Abziehfunktion, Wiegefunktion, Lastmoment-Begrenzer bzw. -Anzeige.

Es gab daher eine Menge zu entdecken, also Zündung an, System booten lassen und den Startknopf gedrückt. Unser Prototyp besaß allerdings lediglich einen 12,8-Zoll-Monitor, die Serienmaschine wird davon später zwei Stück installiert haben. Um den Bagger in Betrieb zu nehmen, bedarf es keiner weiteren Kunstgriffe, hier fällt alles wie gewohnt zur Hand. In unserer Testmaschine war das optional verfügbare Geradeaus-Fahrpedal verbaut – ein Feature, das ich sehr schätze, da bei Standortwechseln weniger Aufmerksamkeit erforderlich ist, um in der Spur zu bleiben. Einen ähnlichen Effekt kann jedoch auch mit der serienmäßig verbauten Joysticklenkung erzielt werden.

Hyundai
Von diesen 12,8-Zoll-Displays wird die Serienmaschine später zwei besitzen. Hier finden sich dann alle erforderlichen Daten zur 2D-Maschinensteuerung, Abziehautomatik, Höhen- und Seitenbegrenzungen, Wiegefunktion und vieles mehr. (Bild: bd/Bömer)

Dann natürlich die Hauptfrage, wie sich die elektrische gegenüber einer hydraulischen Vorsteuerung verhält. Die Antwort lautet, wie so häufig: Es kommt darauf an. Und zwar auf die Einstellung, sowohl des Fahrers als auch der Vorsteuergeber. Häufig wird die Ansicht vertreten, elektrische Joysticks würden weniger Rückmeldung geben – ich kann das nicht recht nachvollziehen. Allgemein sind moderne Hydraulikbagger recht weich abgestimmt, was ein ruckfreies und geschmeidiges Arbeiten begünstigt. Wer ein etwas direkteres Ansprechen bevorzugt, hatte in der Regel bislang nur die Möglichkeit, den Vorsteuerdruck hochzudrehen. Dann konnte die Maschine allerdings recht ruppig werden. Bei den neuen Bedienelementen ist eigentlich alles nur noch eine Frage der Software. Im Display kann der Fahrer selbst zwischen zwei Arten des Ansprechverhaltens wählen – da geht jedoch noch deutlich mehr. Also: Bevor eine Maschine als unfahrbar abgetan wird, fällt man dem Servicetechniker mit dem Laptop so lange auf die Nerven, bis er den Bagger nach dem eigenen Gusto konfiguriert hat.

Die Kabine macht einen hochwertigen und geräumigen Eindruck, und der Sechszylinder hält sich akustisch angenehm im Hintergrund. Um alle neuen Optionen zu testen, hat die Zeit dann doch nicht ganz gereicht. Kraft und Tempo sind jedenfalls reichlich vorhanden, und auch beim Graben über die Seite vermittelte die Maschine stets ein sicheres Gefühl. Ich kann nach der Proberunde jedenfalls nachvollziehen, warum bei Produktmanager Gert Peeters ein gewisser Stolz mitschwingt, wenn er von den neuen Maschinen berichtet.

Die neue Planierraupe

Auf anderen Märkten war die HD130A schon länger verfügbar, nun soll sie auch in Europa das Portfolio ergänzen. Gebaut wird die Maschine bei der Schwestermarke Develon, die schon zu Daewoo-Zeiten Erfahrungen mit der Produktion von mittelschweren Kettendozern sammeln konnte. Die Raupe hat ein Betriebsgewicht von 15.300 kg mit dem LGP-Schild und wird von einem Perkins-Dieselmotor mit 117 kW (157 PS) angetrieben. Der Antrieb der Laufwerke erfolgt, wie in dieser Leistungsklasse üblich, hydrostatisch.

Da ich nun mal kein Planierraupen-Profi bin, wurde ein Teil meiner Aufmerksamkeit dafür verwendet, mich nicht komplett zu blamieren. Also erst einmal ganz behutsam, sozusagen im Schongang loslegen. Dabei hilft es ungemein, dass man eine ausgezeichnete Übersicht aus der Kabine hat. Dazu bewahrt einen das gut sichtbare Bild der Heckkamera wirkungsvoll davor, dass man im Eifer des Gefechts irgendwo ungewollt drüber raupt. Da man beide Ecken des Planierschilds im Blick hat, fällt es vergleichsweise leicht, einen neuen Schnitt anzusetzen. Das ist auch ein enormer Vorteil, wenn unter beengten Bedingungen oder um Hindernisse herum planiert werden soll.

Hyundai
Übersicht ist alles: Vom Fahrersitz der Raupe hat man beide Außenecken des Planierschilds im Blick, ohne sich irgendwie verrenken zu müssen. Bei der Rückwärtsfahrt sorgt eine Kamera für Sicherheit. (Bild: bd/Bömer)

Die Bedienung erschließt sich tatsächlich auch für einen Ungeübten sehr intuitiv. Alles was das Fahren betrifft, steuert der linke Joystick, alles was die Arbeitsausrüstung – inklusive Heckaufreißer – bedient, befindet sich rechts. Ebenso ist das Dozer-übliche Negativ-Gaspedal vorhanden, jedoch werden auch bei eingestellter Nenndrehzahl die Richtungswechsel durch den Hydrostaten ohne harte Stöße eingeleitet. Das Ansprechverhalten der elektrohydraulischen Vorsteuerung kann über das Display entsprechend eigener Vorlieben oder Anforderungen der Baustelle angepasst werden. Funktionen wie die Schwimmstellung oder das automatische Abrütteln des Schildes werden ebenfalls per Tastendruck auf dem Joystick aktiviert. Die Hyundai-Raupe ist mit einer serienmäßigen 2D-Schildsteuerung ausgestattet, wobei sowohl eine Längs- als auch eine Querneigung vorgegeben werden können, was das Erstellen eines Feinplanums deutlich erleichtert.

Dem Fahrer vermittelt die kompakte Raupe auf jeden Fall ein sicheres Gefühl, sodass ich nach vergleichsweise kurzer Zeit bereit war, das Tempo ein wenig zu erhöhen. Geübte Bediener sollten sich jedenfalls relativ schnell mit der Maschine anfreunden können.

Radlader mit transparenter Schaufel

Im Bauma-Jahr hat Hyundai Construction Equipment bestimmte Modelle seiner Radlader-Baureihe als Edition 25 noch einmal aufgewertet. Das betrifft in erster Linie optional erhältliche Sicherheits-Features, so Produktmanager Stefan Schwill. Zum einen wäre da das erweiterte Überwachungssystem AAVM+, bei dem das Rundum-Kamerasystem durch einen Radar- und einen Lenkwinkelsensor ergänzt wurde. Am Display werden also sowohl der zu erwartende Fahrweg bei Rückwärtsfahrt, als auch Personen oder Objekte, die zur Kollision führen könnten, angezeigt. Dazu sind optische und akustische Warnhinweise auswählbar.

Hyundai
> zur Galerie

Eine weitere Neuerung trägt den Namen Clearview X: Hierbei werden zwei Frontkamera-Bilder so überlagert, dass es auch vor dem Lader keine toten Winkel mehr gibt, egal in welcher Höhe sich die Schaufel befindet. Man sollte ja eigentlich annehmen, dass es sich von alleine verbietet, mit halb angehobener Schaufel – also mit maximaler Sichteinschränkung – zu fahren. Gleichwohl lässt sich das im hektischen Alltagsbetrieb an stark frequentierten Ladestellen nicht immer ganz vermeiden. Mir sind allein zwei Fälle aus meiner Praxis erinnerlich, bei denen genau eine solche Situationen zu erheblichen Sachschäden geführt hat. Dass dabei jeweils keine Personen geschädigt wurden, war eher glücklichen Umständen zuzurechnen. Auch diese Systeme konnte ich vor Ort selbst testen und war nebenbei angenehm überrascht, wieviel Schubkraft der HL955H auf dem anspruchsvollen Untergrund beim Füllen der Schaufel entwickelte.

Unser Fazit

Hyundai hat mit den Kettenbaggern im Bauma-Jahr echte Neuheiten präsentiert. Sie machen optisch etwas her und sind auch technisch ein großer Schritt in die Zukunft, denn die elektro-hydraulische Vorsteuerung eröffnet einfach einen riesigen Fächer an Möglichkeiten. Der Grundstein für die weitere Vernetzung der Maschinen und die Digitalisierung der Baustelle ist damit jedenfalls gelegt. Gut, dass Hyundai nun auch in das Thema der elektrischen Kompaktmaschinen einsteigt – auch unter dem Aspekt, dass der Wasserstoff scheinbar noch nicht so zügig voran kommt wie erhofft. Durch die Übernahme der Baumaschinen-Sparte von Doosan (Develon) haben sich Synergien ergeben, die das Portfolio beider Marken erweitern können, ohne dass bestimmte Maschinen doppelte Entwicklungskosten verursachen.