Rückbau Kraftwerk Moorburg

Premiere für Cat 395 mit Cat-Command-Steuerung

Erstmals in Deutschland wurde ein Cat 395 im Rückbau mit Cat Command ferngesteuert. Die Hagedorn Unternehmensgruppe setzte den Kettenbagger nach einer Fehlsprengung am Kraftwerk Moorburg ein. Seine Aufgabe war es, mit Hammer und Flachmeißel die Stahl-stützen des angesprengten Kesselhauses zu schwächen.

Hagedorn, Caterpillar, Zeppelin Baumaschinen
Mit einem Hammer und Flachmeißel am Cat 395, gesteuert mit Cat Command, wurden beim Rückbau des Kraftwerks Moorburg unter anderem die Schrauben an den Stahlstützen abgeschlagen. (Bild: Hagedorn)

Die beiden rund 24.000 t schweren Kesselhäuser des Steinkohlekraftwerks Moorburg an der Süderelbe in Hamburg sollten dieses Frühjahr per Wasservollraumsprengung zu Fall gebracht werden. Aufgrund einer Fehlsprengung ging jedoch eines der beiden baugleichen Häuser nicht zu Boden. Ein Rückbau-Ersatzkonzept war nötig, das die Hagedorn Unternehmensgruppe gemeinsam mit den zuständigen Behörden und dem Auftraggeber entwickelte und mit Unterstützung von Zeppelin in Rekordtempo umsetzte.

Oberstes Ziel des Ersatzkonzepts war es, kein Personal in die Gefahrenzone zu bringen. Denn durch die erste Sprengung hatte sich die Ursprungsstatik verschoben. Hagedorn entschied sich für den Einsatz der Fernsteuerung Cat Command im Gebäuderückbau – ein Novum in Deutschland. Gemeinsam mit dem Cat-Kettenbagger 395 bildete die fernsteuerbare Technik die Grundlage für das Ersatzkonzept: Durch die gezielte mechanische Schwächung des Bauwerks wurden die Voraussetzungen für eine erfolgreiche zweite Sprengung geschaffen.

Hagedorn, Caterpillar, Zeppelin Baumaschinen
Am Standort Moorburg stemmt die Unternehmensgruppe Hagedorn seit 2023 ihr fünftes Kraftwerksprojekt. (Bild: Hagedorn)

Um das zweite Kesselhaus wurde ein Sicherheitsradius von 200 m gelegt und aus dieser Distanz heraus der Cat 395 mit einer tragbaren Steuerkonsole bewegt. Mithilfe eines Hammers mit Flachmeißel galt es unter anderem, mit dem ferngesteuerten Bagger die Schrauben an den Stahlstützen abzuschlagen. „Beim Platzieren des Meißels war absolute Präzision gefragt, denn die Schrauben hatten einen Durchmesser von gerade einmal 5 cm“, sagt Jens Hofmann, Leiter der Sparte Abbruch bei der Hagedorn Unternehmensgruppe. Zusätzlich wurde der Meißel im unteren Drittel der Stützen angesetzt, um die Träger aus den vorhandenen Burgzinnenschnitten herauszulösen und anschließend nach hinten zu biegen.

Hagedorn, Caterpillar, Zeppelin Baumaschinen
Premiere: Die Hagedorn Unternehmensgruppe nutzte Cat Command in Form einer tragbaren Steuerkonsole hierzulande erstmals für den Rückbau. (Bild: Hagedorn)

Dank der mobilen Cat-Command-Konsole konnte der Bediener alle Maschinenfunktionen abseits der Maschine mit Sichtkontakt steuern, ohne dass eine Kommunikationsinfrastruktur vor Ort aufgebaut werden musste. Die Fernsteuerung auf Konsolenbasis ist in die elektronischen und hydraulischen Systeme des Baggers integriert, die Betriebsbefehle werden über Funk direkt an die Elektronik der Maschine gesendet. Außerdem war der Bagger mit dem von Hagedorn entwickelten Ventilsystem Oilfix ausgestattet, um bei einer Beschädigung der Hydraulikleitungen den Ölaustritt sofort zu stoppen. Am Baggerarm wurden GoPro-Kameras angebracht, die Live-Bilder auf zwei Monitore übertrugen. So konnte der Maschinist die Fahrtrichtung des Baggers auch aus der Distanz von 200 m besser kontrollieren und das Arbeitsgerät exakt platzieren.

Hagedorn, Caterpillar, Zeppelin Baumaschinen
Keine leichte Aufgabe: Den Meißel per Fernsteuerung an den nur 5 cm breiten Schrauben zu platzieren, erforderte vom Maschinisten absolute Präzision. (Bild: Hagedorn)

Durch die Echtzeit-Laser- und Radarmessung auf dem Dach des Maschinenhauses erfolgte nach jeder bearbeiteten Stütze ein Abgleich per Funk. „Nach jedem Arbeitsschritt an den Stützen und Streben kreiste die Frage darum, hat sich das Gebäude bewegt oder nicht. Die Lage verändert sich beim Abbruch permanent und darauf muss sich der Maschinist einstellen“, erklärt Hofmann. „Ein Bauwerk, das in Bewegung ist und unter extremer Spannung steht, macht auch Geräusche. Auch auf diese haben wir geachtet und wenn nötig reagiert. Die permanente Auswertung aller Monitoring-Ergebnisse ermöglichte es, den Bagger rechtzeitig kontrolliert zurückzuziehen und das Gebäude durch eine gezielte letzte Sprengung zum geplanten Einsturz zu bringen.“

Die drei Hagedorn-Maschinisten trainierten vor dem Abbrucheinsatz den Umgang mit der Fernsteuerung auf einem Testgelände in den Niederlanden. Ihr Fazit: Es ist etwas anderes, wenn man selbst in der Kabine sitzt und die Bewegung des Baggers direkt spürt. Was das Ansprechverhalten betrifft, macht es jedoch keinen Unterschied, ob die Eingaben per Funk übermittelt werden oder von der Kabine aus. Für Hofmann macht der Einsatz von Cat Command auch in Bereichen Sinn, die über den Gebäuderückbau hinausgehen – etwa für Arbeiten nach einer Flutkatastrophe oder einem Bergsturz.