Strandkai Hafencity Hamburg

Zeppelin Rental stemmt baulogistisches Großprojekt

Vier Baufelder auf 14.000 m² Gesamtfläche und ein Vorhaben auf einer Landzunge: Das Projekt BE Strandkai in der Hamburger Hafencity ist – insbesondere logistisch – eine Herausforderung. Rund 475 Wohnungen und zahlreiche Gewerbeflächen mit Blick auf die Elbphilharmonie entstehen hier bis Ende 2022. Bei der Realisierung wird das Joint-Venture aus DC Developments und Aug. Prien Immobilien von Zeppelin Rental unterstützt.

Projekt BE Strandkai Hamburg Hafencity
Das Projekt BE Strandkai liegt auf einer Landzunge in der Hamburger Hafencity, die von drei Seiten von Wasser umgeben ist – die Baustellenlogistik ist entsprechend anspruchsvoll. (Bilder: Zeppelin Rental)

An den Ausblick könnte sich Moussa Romani dauerhaft gewöhnen. Der Projektmanager bei Zeppelin Rental und einer der Verantwortlichen für das Projekt Strandkai sitzt mit seinen Kollegen in einer Containerburg, auf Stelzen im Wasser und direkt gegenüber der Elbphilharmonie. Wegen der beengten Platzverhältnisse des Areals, das künftig unter anderem zwei Wohntürme umfasst und von drei Seiten von Wasser umgeben ist. Neben der Elektro-Baustelleneinrichtung und zahlreichem Mietequipment, verantwortet Zeppelin Rental auch die übergeordnete Baulogistik. So müssen alle Material- und Personenströme ein und dieselbe Zufahrt passieren. „Der Zugang zur Baustelle wird über unser Tool Insite 3.0 gesteuert. Dafür gibt es einen Zutrittscontainer mit einer integrierten Drehkreuzanlage. Alle Ein- und Ausgänge werden durch einen RFID-Chip, der im Baustellenausweis integriert ist, erfasst und digital dokumentiert“, erklärt Moussa Romani. So kann der Bauherr in Echtzeit sehen, welche Firmen und Arbeiter sich auf der Baustelle befinden. Zugleich wird auch Schwarzarbeit vorgebeugt: „Wir holen in regelmäßigen Abständen die Mindestlohnerklärungen von den Arbeitern ein und prüfen sie. Darüber hinaus kann das Insite-System auch die 3G-Nachweise gemäß Infektionsschutzgesetz erfassen“, so Romani.

Sonderkonstruktion: Wegen der beengten Platzverhältnisse sind die Container auf Stelzen im Wasser platziert.

Vier Baufelder bedeuten aber auch jede Menge Material, das in der Hochphase von 60 unterschiedlichen Firmen angeliefert wird. Um Terminkollisionen – und damit auch einen Rückstau der Lkw – zu verhindern, sorgt Zeppelin Rental auch für die Materiallogistik. Die sieht vor, dass grundsätzlich alle Firmen ihre Anlieferungen im webbasierten Logistikportal OLCC (Online Logistics Control Center) anmelden müssen. Die Firmen werden wiederum einer von drei Transportgruppen zugeteilt. Während bei Gruppe A und C die Entladung und Verbringung der Materialien teils selbstständig erfolgt, wird bei Gruppe B die Entladung, Vorkommissionierung und Verbringung von Zeppelin Rental verantwortet. Dabei profitieren die Gewerke von der Last-Mile-Baulogistik: Damit werden Materialströme auch auf der Baustelle – also der letzten Meile – passgenau koordiniert, verfolgt und dokumentiert: „Nachdem der Transport von der Firma online avisiert wurde, erhält die Firma eine Packstückliste, die ausgefüllt an unser Warehouse gesendet wird. Im Anschluss werden die Labels dem Kunden automatisch per E-Mail zugeschickt“, erklärt Romani. Nach Anlieferung prüft Zeppelin Rental, ob das Material gelabelt ist, das anschließend ins Warehouse auf der Baustelle verfahren und zwischengelagert wird. „Die Firmen können ihre gelieferten Packstücke über eine App einsehen und die Materialien anfordern. Die liefern wir dann just-in-time an die gewünschte Stelle.“ Zusätzlich können die Firmen ihren Bestand in Echtzeit abrufen, um so unnötige Wartezeiten aufgrund von fehlenden Materialien zu verhindern. Bislang hat Zeppelin Rental über 900 Transporte abgewickelt, mit zwei Teleskopstaplern Merlo 25.6, drei Elektro-Staplern EFG 320 und drei Elektro-Hubwagen.

Bei der Last-Mile-Baulogistik werden Materialströme mittels QR-Codes auch auf der Baustelle passgenau koordiniert und dokumentiert.

Um das schwere Material bis ins 16. Obergeschoss bringen zu können, sind zudem acht Personen- und Materialaufzüge von Zeppelin Rental vor Ort: zwei Geda 1500 Z/ZP, fünf Geda 1200 Z/ZP und ein Geda 3700 Z/ZP – ein echtes Kraftpaket mit Seltenheitswert. So ist der Zweimaster mit einer maximalen Traglast von 3.700 kg der erste seiner Art in Hamburg. „Um dem Kunden mehr Möglichkeiten bei der Abrechnung geben zu können, stellen wir bei den Modellen 1500 Z/ZP und 3700 Z/ZP einen Aufzugführer und haben zusätzlich spezielle Antennen verbaut, die NFC-Tags erfassen können“, erläutert Moussa Romani. Hat ein Nutzer einen individuellen NFC-Tag in seinen Helm geklebt, dokumentiert der Aufzug automatisch die Anzahl der Fahrten und der gefahrenen Stockwerke. Besitzt der Mitarbeiter keinen NFC-Tag, so scannt der Aufzugführer alternativ den jeweiligen Baustellenausweis bei Fahrtantritt. Je nach Bedarf können Kunden bei der Abrechnung zwischen Aufzugmiete und einer Pauschale je Fahrt wählen.

Die Art der Abrechnung spielt auch bei der Entsorgungslogistik eine wesentliche Rolle. Anstatt zentraler Müllcontainer stellt Zeppelin Rental den Gewerken kleinere Abfallsammelbehälter zur Verfügung, die jeweils nur eine Fraktion, etwa Bauschutt, Papier oder Holz, enthalten dürfen. Ein voller Behälter wird zum baustelleneigenen Entsorgungshof gebracht und in eine für die Abfallfraktion passende Mulde umgefüllt. Die Sammelbehälter haben zudem einen Barcode, der bei Ausgabe und Rücknahme im Entsorgungshof gescannt werden. So lässt sich der Abfallverursacher fest- und eine verursachergerechte Verrechnung sicherstellen.

Ein schlüssiges Konzept zur Entsorgungslogistik ermöglicht eine faire Kostenverteilung und ist zugleich ein unumgänglicher Bestandteil aller Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude. Denn ein zentrales Entsorgungsmanagement verbessert die Recyclingquote auf jeder Baustelle. Bereits seit 2007 vergibt die Hafencity Hamburg GmbH das Umweltzeichen Hafencity, das erste Gebäudezertifikat für nachhaltiges Bauen in Deutschland. Seit 2010 ist die Zertifizierung sogar eine verbindliche Vorgabe für Grundstücke im Hamburger Hafen. Besonders herausragende Projekte werden mit dem Umweltzeichen in Silber oder – wie das Projekt BE Strandkai – in Gold zertifiziert. „Wir wollen unsere Kunden optimal bei ihren Bauvorhaben unterstützen, ob bei Nachhaltigkeit, Effizienz oder auch speziellen Anforderungen. Von Mitte September bis Mitte März ist beispielsweise Flutsaison in Hamburg. Deshalb übernehmen wir auch die Rolle des Flutschutzbeauftragten“, resümiert Romani.

Service

Projektvideo: Hier sehen Sie ein Video über die Baulogistik für die Quartiersentwicklung in der Hafencity Hamburg.

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