
Der Raupenbagger DX260LC-9 von Develon zeigt sich smart und schick
Develon hat begonnen, seine komplette Bagger-Baureihe zu überarbeiten. Die ersten Ergebnisse wurden auf der diesjährigen Bauma präsentiert. Wir hatten jetzt in Mannheim die Gelegenheit, einen DX260LC-9 ausgiebig zu testen.

Die Kettenbagger-Baureihe von Develon ist den meisten Bauleuten ja noch unter dem Markennamen Doosan bekannt. Seit der Einführung der Serie-3 sind die Maschinen in zahlreichen Details überarbeitet worden, jedoch waren Design und technisches Grundkonzept weitestgehend beibehalten worden. Die Zeit war also gekommen für ein grundlegend neues Konzept, was nun mit der Serie-9 realisiert worden ist. Neben einer frischen Optik wurde auch das Antriebssystem völlig überarbeitet. Bei fast allen führenden Anbietern von Hydraulikbaggern, die zuletzt eine neue Baureihe vorgestellt haben, wurde die hydraulische Vorsteuerung durch eine elektro-hydraulische ersetzt – mit der Serie-9 geht nun auch Develon diesen innovativen Weg.
Auch wenn es unter den Anwendern immer noch gewisse Vorbehalte gegenüber dieser neuen Technik gibt, ist man sich unter Fachleuten weitestgehend einig, dass hierin die Zukunft liegen wird. Jedwede Art von Maschinensteuerung, autonomen Anwendungen oder sonstigen smarten Funktionen lassen sich dadurch wesentlich einfacher in die Maschine integrieren. Einen ersten Schritt in diese Richtung hatte Doosan ja bereits mit dem 2022 vorgestellten DX225-7X vollzogen, da dieser schon über ein ähnliches Steuerungskonzept und erste smarte Funktionen verfügte.

Develon gehört ja bekanntlich zum Hyundai-Konzern, was natürlich stets die Frage nach der Eigenständigkeit aufwirft. Es ist naheliegend, dass innerhalb eines Konzerns Synergien bestmöglich genutzt werden, daher finden sich zahlreiche Merkmale der DX-9-Reihe in Bezug auf Technik und Design auch in der Hyundai-HX-Baureihe wieder. Jedoch gibt es auch klare Unterscheidungsmerkmale, besonders was das Erscheinungsbild und das Fahrer-Erlebnis betrifft. Develon-Geschäftsführer DACH, Andreas Lohner, betont in diesem Zusammenhang, dass beide Baumaschinen-Marken auch weiterhin im Wettbewerb zueinander auftreten werden. Dies liege nicht zuletzt auch in einer jeweilig starken Händlerschaft begründet.
Der erste Eindruck
Schick schaut er aus! Das gesamte Design macht einen ausgesprochen aufgeräumten Eindruck. Bei der seitlichen Verkleidung des Oberwagens werden glatte Bleche verwendet, auf stylische Sicken oder Wölbungen wurde weitgehend verzichtet. Gegenüber früheren Lösungen wurde der Oberwagen komplett flach gestaltet, und der Motorhauben-Buckel ist komplett entfallen. Da jedoch auch alle Komponenten der Abgas-Nachbehandlung und ein vergrößerter Kühler untergebracht werden müssen, ist der Oberwagen insgesamt etwas höher ausgefallen, was dem Bagger ein recht massives Aussehen verleiht. Da auch das Kontergewicht an Höhe gewonnen hat, wurde es um 10 Prozent schwerer als beim Vorgängermodell – das aber kommt natürlich der Stabilität der Maschine zugute.
Was die Platzverhältnisse im Motorraum etwas entspannt ist die Tatsache, dass der übliche 6-Zylinder durch einen 4-Zylinder-Diesel ersetzt wurde. Der DX05 stammt aus konzerneigener Produktion und wurde wegen seiner bemerkenswerten Eigenschaften bereits mit einem Preis ausgezeichnet. Mit seinen zwei Turboladern holt er aus gut fünf Litern Hubraum eine Leistung von 171 kW bei 1.900 U/min. Über den gesamten genutzten Bereich weist die Drehmoment-Kurve einen sehr flachen Verlauf auf, sie weicht also kaum von den maximalen 955 Nm (!) bei 1.400 U/min ab. Allen, die jetzt reflexartig der bulligen Kraft des guten alten Sechszylinders nachtrauern sei versichert: Das Drehmoment des DL06 aus dem Vorgängermodell lag bei gleicher Leistung um 16 Prozent niedriger. Der Glaubenssatz, dass Hubraum durch nichts zu ersetzen sei, scheint also auch sein Ablaufdatum überschritten zu haben.

Durch das neue System entfällt ja eine große Menge Schläuche in Richtung der Kabine, wodurch die Anordnung der Komponenten noch etwas flexibler gestaltet werden kann. Aber bitte nicht verwirren lassen, wenn in der technischen Beschreibung noch eine Vorsteuerpumpe auftaucht. Die Spulen im Haupt-Steuerblock werden wie gehabt durch einen Niederdruck-Kreislauf verstellt, dessen Regelung erfolgt jetzt allerdings durch direkt angeflanschte Magnetventile.
Die Kameras für das 360°-System sind in Öffnungen hinter der Blechverkleidung angebracht, sodass sie gut vor Beschädigungen geschützt sind. Auf den Oberwagen gelangt man über dauerhaft rutschfeste Stufen, ein stabiles Geländer gibt dabei Halt. Und am Rahmen des Unterwagens befinden sich verstärkte Zurr-Punkte, die eine regelkonforme Ladungssicherung beim Transport mit dem Tieflader erleichtern.
In der Kabine
Wer es wünscht, bekommt einen Bluetooth-fähigen digitalen Schlüssel als App für sein Smartphone. Damit lassen sich aus der Ferne das Begrüßungslicht einschalten, der Motor starten oder die Klimaanlage regeln. Ob man das tatsächlich braucht, dürfte nicht zuletzt eine Generationenfrage sein. Egal ob physisch oder digital geöffnet, die ROPS Kabine macht auf jeden Fall einen aufgeräumten und hochwertigen Eindruck. Letzteres gilt auch für den Fahrersitz. Wenn die heiz- oder kühlbare Version bestellt wird, gibt es gleich noch einen Dreipunktgurt dazu. Allgemein hat ja die Anzahl der physischen Schalter mit steigender Größe der Touch-Displays abgenommen – so auch hier. Für wichtige Funktionen sind jedoch immer noch Gummi-Drucktasten in günstiger Reichweite vorhanden.
Je nachdem, welches Smart-Paket gewählt wurde, sind von den 12,8-Zoll-Displays gleich zwei installiert. Dies schränkt zwar auch teilweise das Sichtfeld ein, jedoch gewöhnt man sich schnell daran, und für die Verwendung des 2D/3D-Systems dürfte es alternativlos sein. Da die Joysticks ja nur noch elektrische Signale an das CAN-Bus-System senden, gibt es kein Hydrauliköl mehr in der Kabine – das bedeutet also auch weniger Erwärmung und keine schwitzenden Dichtungen mehr an den Stößeln der Geberventile.

Dinge, die bei der vorherigen Serie schon gut waren, wurden beibehalten. Dazu gehören der kernige Parallel-Wischer, aber auch scheinbare Kleinigkeiten wie der Griff, mit dem man die vollständig geöffnete Tür vom Sitz aus schließen kann. Wie heute allgemein üblich, schwingen die Bedienelemente gemeinsam mit dem Fahrersitz, wobei der Verriegelungshebel für die linke Steuerkonsole etwas hakelig durch eine Kulisse geführt werden muss – das läuft sich gewiss noch ein.
Zusätzlich zu der Scheinwerferleiste oberhalb der Frontscheibe sind an den Ecken des Kabinendachs noch Rundum-Kennleuchten verbaut. Die zahlreichen LED-Leuchten werden von einer passenden Abdeckung geschützt und erinnern schon fast ein wenig an Beleuchtungsinstallationen nach skandinavischer Art.
Eine ausgesprochen praktische Funktion verbirgt sich hinter dem Namen Lift-Assist: Ähnlich wie bei einem Mobilkran wird die Ausladung und die jeweils mögliche Traglast als Zahlenwert angezeigt. Abhängig von der Stellung des Oberwagens und einer eventuellen Neigung der Maschine, werden sichere Bereiche grafisch auf dem Display dargestellt. Der Bediener ist damit erstmals in der Lage zuverlässige Vorhersagen zu treffen, ob er beispielsweise den Minibagger aus der Baugrube heben kann. Bislang war hier forsches Ausprobieren das Mittel der Wahl, und wenn sich die Maschine aus den Ketten hob, war´s wohl zu viel – keine wirklich sichere Vorgehensweise. Da das System die Lasten in Echtzeit erfasst, ist eine Wiegefunktion ebenfalls enthalten, dadurch entfallen Schätzen, Löffel-Zählen oder Diskussionen bei der Beladung von Fahrzeugen.
Im Testbetrieb
Sehr gespannt war ich, wie sich die elektro-hydraulische Vorsteuerung wohl verhalten würde. Auf dem Testgelände war noch der gewachsene Oberboden vorhanden, also erst einmal den Bewuchs dünn abschälen. Das gelang auf Anhieb, ohne dass eine Eingewöhnungsphase nötig gewesen wäre. Die Vorsteuerung ist von Haus aus sehr weich eingestellt, was jedoch im Menü auch in ein etwas direkteres Ansprechverhalten geändert werden kann. Einstelloptionen sind jedenfalls reichlich vorhanden, daher empfiehlt sich eine ausführliche Einweisung. Obwohl ich zu der Generation gehöre, die noch auf mechanisch gesteuerten Baggern gelernt hat, wurde es mir durch den Develon überraschend leicht gemacht, sich auf das neue System einzulassen.
Die Testmaschine war mit einem Engcon-Tiltrotator ausgerüstet und hatte deshalb auch deren hauseigene Joysticks mit den Handauflage-Bügeln erhalten. Mir persönlich bedeutet das zu viel Einschränkung, um auch einmal die Handhaltung ändern zu können – da sind die persönlichen Vorlieben jedoch sehr unterschiedlich. Unabhängig von den verbauten Handgriffen, lässt sich die Belegung der Rollen und Taster für die Zusatzfunktionen an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Per Tastendruck kann die Funktion Feinschwenken angewählt werden, wodurch ein besonders ruckfreier Betrieb gewährleistet wird, was die Handhabung pendelnd aufgehängter Lasten vereinfacht.
In der Eco-Stufe läuft der Dieselmotor mit gerade einmal 1.600 U/min, was den ohnehin niedrigen Geräuschpegel (angegeben mit 69 dBA) nochmals absenkt. Wählt man die höchste der vier Leistungsstufen (P+), liegen 1.900 U/min an, und der Bagger langt ordentlich hin. Laut Develon soll mit dem neuen Antriebsstrang eine Produktivitätssteigerung von 20 Prozent bei gleichzeitiger Kraftstoffersparnis von 8 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell machbar sein. Auch in Schräglage hat das Schwenkwerk keine Probleme, den Oberwagen mit gefülltem Löffel aus dem Stand heraus bergauf zu beschleunigen. Lediglich im Feinsteuerbereich zeigt der DX260 ein leichtes Driften, was aber nur eine Sache der Einstellung sein dürfte.
Unsere Maschine verfügte zudem über das innovative E-Stop-System, bei dem eine Kombination aus Kameras und Radarsensoren mittels eines KI-Tools in der Lage ist, Personen zu erkennen und aktiv einzugreifen, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Produktmanager Stephane Dieu hat großes Vertrauen in das System und begab sich für eine Demonstration persönlich auf Kollisionskurs. Tatsächlich wird die Maschine ab 6 m Abstand zu der Person verlangsamt und bei weniger als 3 m komplett gestoppt. Das funktioniert sowohl beim Fahren als auch beim Schwenken – sehr eindrucksvoll! Eine große Hilfe und damit gleichzeitig ein Plus an Sicherheit ist allerdings auch schon das gut wahrnehmbare Bild der Heck- und Seitenkameras.
Darüber hinaus ist es möglich, die Funktionen für das Fahrwerk ebenfalls auf die Proportional-Rollen der Joysticks zu legen. Das mögen manche für überflüssig halten – für das Fahren sind ja schließlich die Füße noch frei. Dass die Maschine mittels eines einzigen Fingerdruckes exakt geradeaus fährt ist jedoch eine echte Hilfe, wenn man beispielsweise nur ein paar Meter in der gleichen Spur nachrücken möchte.
Unser Fazit
Die elektro-hydraulische Vorsteuerung des DX260 konnte vom Start weg überzeugen und vermittelte ein sehr sicheres Gefühl für die Maschine. Das System darf wohl mittlerweile als ausgereift gelten und sollte niemanden mehr wirklich abschrecken. Zumal auf absehbare Zeit sämtliche namhaften Hersteller auf dieses System umsteigen dürften. Viele der smarten Funktionen bringen echten Nutzwert und sollten nicht leichtfertig als Spielerei abgetan werden. Das gilt insbesondere für alles was die Sicherheit betrifft.
Die neuen Develon-Raupenbagger sind auch in vergleichsweise konventioneller Konfiguration lieferbar, und die smarten Optionen können in verschiedenen Paketen dazu gewählt werden. Hier sollte man sich gründlich beraten lassen, wo der eigene Bedarf liegt oder wie weit man bereit ist, den nächsten Schritt zu gehen. Und mal ganz ehrlich: Wer möchte schon die ganzen Möglichkeiten einfach liegen lassen.

