Tacheles-Areal Berlin

Gelungene Premiere für MP750-Hydrauliksteifen

Bei einem anspruchsvollen Großprojekt im Herzen Berlins spielte die neue Hydrauliksteife MP750 in Deutschland erstmals ihre Stärken aus. Das Groundforce-System kommt zur Absicherung der Baugrube ohne Rückverankerung aus. Werksseitig lassen sich die Hydraulikelemente mit Vorspannungen von rund 3.000 kN für den Einbau vorbereiten und dann auf der Baustelle über Hydraulikmuttern nachregulieren.

Hydrauliksteife MP750 von Groundforce im Baustelleneinsatz
Die neue Hydrauliksteife MP750 kann bis zu 50 m ohne zusätzliche Sicherung überspannen. Beim Großprojekt in Berlin entschied man sich allerdings für weitere Abstützungen, da unter der Aussteifung die Arbeiten weiterlaufen mussten und Berührungen nicht ausgeschlossen werden konnten. (Bild: Groundforce)

Bei der Neubebauung des ehemaligen Tacheles-Areals in Berlin Mitte kam erstmals die neue Hydrauliksteife MP750 von Groundforce zum Einsatz. Auf dem rund 2,5 Ha großen Gelände zwischen Friedrichsstraße, Oranienburger Straße und Johannisstraße soll bis Ende 2019 ein komplett neues Stadtquartier mit Wohnungen, Büroräumen und Geschäften entstehen. Die Tacheles-Ruine wird in diesem Zuge denkmalgerecht als Kulturhaus saniert. Rund um den öffentlich zugänglichen Innenbereich zwischen Friedrichsstraße und historischem Tacheles-Torbogen sind außerdem zahlreiche Restaurants, Cafés und Geschäfte geplant.

Der Auftrag für die Tiefbauarbeiten ging an die Arbeitsgemeinschaft Baugrube Tetris, die sich aus den Unternehmen Stump Spezialtiefbau, Keller Grundbau und Implenia Spezialtiefbau zusammensetzt. Durch ihre Altlasten stellte die Baugrube an die ausführenden Unternehmen hohe Anforderungen: Dazu gehörten neben einem alten Keller mit Treppenabgang zur U-Bahn und Fundamentresten eines Kaufhauses aus der Zeit um 1909 auch fünf Brunnen, von denen zwei noch wasserführend waren. Hinzu kam das nahezu überall in der Hauptstadt auftretende Grundwasserproblem, dem die ARGE durch die Errichtung einer rund 3.500 m2 großen Trogbaugrube mit sechs Teilabschnitten und einer meterdicken, Düsenstrahl-verdichteten Betonsohle entgegenwirkte. Dafür wurden allein 1955 Mikropfähle mit einer Gesamtlänge von 29,6 km in den Boden gepresst.

Die Absicherung der Baugrube erfolgte durch die Kombination von konventionellem Stahlverbau mit Rückverankerung sowie Hydrauliksteifen und Gurtungen von Groundforce. Im Bereich der Johannisstraße wurden insgesamt zwölf MP750-Hydrauliksteifen verbaut. Denn dort war aufgrund der Restbebauung keine Rückverankerung möglich. Während vier Steifen die gesamte Breite der Grube überspannten, verbauten die Tiefbauspezialisten jeweils vier weitere Elemente an beiden Seiten über Eck. Da unter der Aussteifung die Arbeiten weiterlaufen mussten und dabei Berührungen nicht ausgeschlossen werden konnten, entschied man sich für weitere Abstützungen – auch wenn die MP750 einen Ausbau bis 50 m ohne zusätzliche Sicherung erlaubt.

Baugrubensicherung mit Steifen von Groundforce
Zur Absicherung der Baugrube im Bereich der Friedrichsstraße wurden insgesamt zwölf Steifen verbaut. (Bild: Groundforce)

Für die hydraulischen Aussteifungen sprachen mehrere Gründe: einerseits, dass das Groundforce-System eine Rückverankerung überflüssig macht. Außerdem lassen sich die Hydraulikelemente bereits werksseitig mit hohen Vorspannungen von rund 3.000 kN für den Einbau vorbereiten. Die aufgrund der hohen Temperaturunterschiede während der Wintermonate zu erwartenden Lastwechsel ließen sich mit der drahtlosen Lastüberwachung in Echtzeit kontrollieren. Über ein sogenanntes Flat-Mesh-Modul von Senceive wurden mit den Lastmessbolzen der Hydrauliksteifen drahtlose Knotenpunkte gebildet, die ihr Signal auch untereinander weitergaben. Um alle Messungen auszuführen, reichte es aus, wenn nur ein Knoten eine Verbindung mit dem 3G-Gateway-Modul hatte. Auf diese Weise ist in Echtzeit die Überwachung von statischen Lasten und potenziellen Bewegungen möglich.

Ein weiteres Feature: Bei der MP750 kann die Vorspannung auch im eingebauten Zustand in der Baustelle über die Hydraulikmuttern nachreguliert werden. Die Kombination von integriertem Hydraulikzylinder und zwei mechanischen Schraubgewinden bietet somit ein zusätzliches Sicherheitsmoment. In Kombination mit der hohen Lastaufnahme von maximal 11.000 kN und der hohen Spannweite, ergeben sich mit der neuen MP750 laut Hersteller gerade bei anspruchsvollen Projekten wie der Baugrube Tetris mehr Planungsspielräume im Vergleich zum konventionellen Stahlverbau.

Nach der erfolgreichen Deutschland-Premiere der neuen MP750 äußert sich Groundforce-Generaldirektor Nedim Cetin zufrieden. „Ein Megaprojekt wie das Tacheles-Areal ist natürlich auch für uns ein Meilenstein. Allerdings geht es uns nicht um neue Rekorde, sondern vielmehr um die optimale Abdeckung des Kundenbedarfs. Für besonders anspruchsvolle und komplexe Anforderungen bei hochentwickelten Aussteifungen und Sicherungssystemen schließt die MP750 eine interessante Angebotslücke. Und wenn wir dabei neue Bestmarken aufstellen – umso besser.“