Tiefgaragenbau Berlin

Hitachi-Spezialbagger greift tief in den Untergrund

In nur 46 Sekunden holt und verlädt er den Aushub aus 30 m Tiefe direkt auf einen Lkw. Damit ist der Hitachi ZX350LC so außergewöhnlich wie das Baufeld in Berlin: Hier baggert und gräbt er eine Tiefgarage, die von oben nach unten aufgebaut wird.

Die Kabine des ZX350LC lässt sich maximal um bis zu 1.300 mm nach vorn verschieben. (Bilder: Kiesel)

In Berlin wird ein Geschäfts- und Bürokomplex errichtet. Das ist nichts Außergewöhnliches – die dazugehörende fünfgeschossige Tiefgarage dagegen schon. Sie wird nämlich von oben nach unten gebaut. Die Firma Servisa Dienstleistungen setzt dort einen Hitachi ZX350LC bei den Erdarbeiten ein. Der kann mit seinem Greifer-Teleskopstiel in nur einem Arbeitsgang schweren Aushub in der Tiefe präzise aufnehmen, schnell und sicher nach oben befördern sowie auf dem Baufeld in einen Lkw verladen. So lässt sich dieses herausfordernde Projekt umsetzen – nicht einfach, aber effizient und gekonnt.

Den ZX350LC gibt es für Grabtiefen in der 20-, 25- und 30-m-Variante. Hitachi liefert nach eigenen Angaben als einziger Hersteller eine solche Maschine ab Werk – mit leistungsstarkem Greifer-Teleskopstiel, ausfahrbarer Kabine, verstärktem Zweischalengreifer und Zylinderschutz. „In der Standardausrüstung“, sagt Kiesel-Experte Sven Wuthe, „hat die Maschine 35 t Betriebsgewicht.

In einem einzigen Arbeitstakt verlädt der Teleskopbagger aus maximal 30 m Tiefe den Aushub direkt in einen Lkw – dafür braucht er nicht einmal eine Minute.

Das Exemplar für Servisa kommt mit Teleskopstiel, erhöhtem Zusatzkontergewicht von 4,5 t und der umgebauten Kabine auf rund 47 t.“ Durch Änderungen am Gegengewicht, Ausleger und Stiel lässt sich der ZX350LC auch zu einem Standardbagger umrüsten.

Das Areal in der Hauptstadt erstreckt sich über eine Fläche von 5.000 m². Nach einer Aushubtiefe von 3 m wird der erste von insgesamt drei Stahlbetondeckeln eingezogen. Der Deckel und rund 9.000 m³ per Düsenstrahlverfahren (DSV) eingebrachte Zementsuspension steifen die gesamte Grube aus. Unter dem Deckel wird weitergegraben. Radlader schieben in 6,50 m Tiefe den Sand und das DSV-Rückbaumaterial – das bei weiterem Vordringen in die Tiefe auch wieder raus muss – unter drei Deckel-Öffnungen zum Abtransport zusammen. „Wir schaffen am Tag bis zu 1.500 m³“, sagt Servisa-Bauleiter Dejan Cvetanovic. „Das entspricht etwa 150 Lkw-Ladungen.“

Am Baufeldrand dreht Servisa-Maschinist Petroz Zoran den ZX350LC zu einer der Öffnungen. Seine ab Werk um 800 mm nach vorn konstruierte ROPS-FOPS-Kabine kann er um maximal 1.300 mm nach vorne ausfahren. Durch ein Fenster im Boden hat er einen uneingeschränkten Blick auf den Zweischalen-Greifer in der Tiefe. Das erleichtert ihm das Sortieren von Material und erhöht die Arbeitssicherheit für seine Kollegen am Grund des Geschehens

Zoran senkt den Ausleger horizontal, stellt den Teleskopstiel vertikal und fährt den Teleskopen binnen Sekunden präzise ein. Eine spezielle Kombination aus Seilzügen und Hydraulikzylindern mit spezifischen Druckeinstellungen ermöglicht hohes Tempo. Der Baggerfahrer nimmt mit dem Greifer rund 1,3 m³ Erde auf, fährt den Teleskop zurück und entlädt oben den Aushub in einen Lkw. Dazu genügt ein einziger Arbeitstakt.

Zeitaufwendiger und kostenintensiver hingegen der Arbeitsprozess an einer anderen Deckelöffnung. Dort hievt ein Seilbagger Erdreich nach oben und schüttet es zunächst auf Halde in eine Zwischenlagerbox am Baufeldrand. Danach muss erneut ein Kettenbagger zugreifen und die Kipper-Mulde befüllen. Weit effektiver und wirtschaftlicher arbeitet da der Hitachi. Das schätzt auch Dragoljub Stankovic, General Manager der Servisa-Gruppe: „Da wir mit dem Teleskopbagger die Lkw direkt beladen, sparen wir einen zweiten Bagger mit Fahrer und eine zweite Zwischenlagerbox ein.”

Raupenbagger mit Zweischalengreifer-Teleskopstiel: Den Hitachi ZX350LC gibt es für Grabtiefen in einer 20-, 25- und 30-m-Variante.

Seine Leute graben sich immer weiter in die Tiefe. In definierten Abständen werden weitere Deckel eingezogen, die Grube wird immer wieder versteift. Die dafür verwendete Zementsuspension muss allerdings zu einem späteren Zeitpunkt wieder entfernt werden und ebenfalls nach oben. Je weiter die Arbeiter in die Tiefe gelangen, je mehr werden die Abgase der unten eingesetzten Maschinen zum Problem. Stankovic: „Dann müssen wir kompakte, leistungsstarke Baumaschinen einsetzen, die emissionsfrei arbeiten. Auch diese Herausforderung besprechen wir mit Kiesel.“