Transportertest 9/2016

Nissan Navara Tekna Doka

Unter der Woche Chef-Auto und Baustellen-Express, am Wochenende potentes Zugfahrzeug: Auch ohne schweren Sechszylinder, aber mit Sieben-Stufen-Automatik ist der neue Nissan Navara ein veritabler Arbeiter mit viel Cruising-Komfort.

Nissan Navara Tekna Doka
Der Nissan darf bis zu 3,5 t an den Haken nehmen. Mit diesem 2,5-t-Böötchen wird der Biturbo-Vierzylinder spielend fertig. (Bild: bd/Domina)

Die Tage der dicken Sechszylinder unter der Haube des Eintonner-Pick-ups sind gezählt. Den letzten dieser Art bietet der Ford Ranger, einer der fünf direkten Wettbewerber des Nissan Navara. Bereits mit der Vorstellung des VW Amarok begann die Zäsur: Ein kompakter Vierzylinder – mit gut zwei Litern Hubraum und einem für die Fahrzeugart sensationell niedrigen Verbrauch – machte den Big-Blocks der asiatischen Anbieter Konkurrenz. Und der VW-Motor war gut: Anstatt mit den üblichen elf Litern pro hundert Kilometer, bewies VW, dass man einen Eintonner-Pick-up auch mit 8,x l/100 km bewegen konnte.

Zuletzt war es jedoch die Abgasgesetzgebung, die die letzten Drei-Liter-Diesel aus den Pick-ups hinaus beförderte: Euro 6 war mit den Hubraum-Riesen nicht mehr erzielbar – jedenfalls nicht mit vertretbarem technischen Aufwand. Nissan ist mithin einer der ersten Pick-up-Anbieter, der einen Euro-6-Motor anbieten kann. Mit dem 2,3-l-Vierzylinder unter der Haube gibt es den Navara jetzt mit sehr sauberen 160 und 190 PS. Wir fuhren die stärkste Variante, und zwar in Verbindung mit der fünfstufigen Wandler-Automatik. Ein Antriebsstrang wie gemacht, um schwerste Anhänger sicher zu bewegen. Die zusammen 2,5 t schwere Motorboot-/Tandemachs-Trailer-Kombi extrem lässig den Slip hinauf zu ziehen, gelingt damit mühelos und verschleißfrei. Das kann man in solchen Situationen von einem Schaltgetriebe mit Trockenkupplung nicht immer behaupten. Da müffelt’s schon mal schnell nach verbrannter Kupplung, wenn man selbige nicht entschlossen schließt und beherzt Gas gibt.

Nissan Navara Tekna Doka Armaturen
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Doch nicht nur die Zug-Qualitäten dieses bestens ausgestatteten Navara konnten überzeugen. Mit der Automatik ist er trotz des relativ kleinen Motors ein veritabler Cruiser, der zum entspannten Dahingleiten mit dem Tempomat einlädt. Ledersitze, LED-Licht, die leicht und unkompliziert einstellbare Klimaanlage und das Nissan-Connect-Navi samt Around-View-Monitor mit Rückfahrkamera sind Bestandteil der Tekna genannten Spitzen-Ausstattung. Auch der Intelligent-Key ist eine Überlegung wert: Den Funkschlüssel mit Annäherungs-Auslösung trägt man dabei nur noch in der Hosentasche, geöffnet und verschlossen wird über einen dezenten Taster am – verchromten – Griff der Fahrertür, der Motor startet per Knopfdruck.

Ein ausgesprochen gelassener Gleiter

Dies tut er sehr dezent und ohne gleich mit dem Visko-Lüfter aufzuheulen, wie man das früher oft bei den Automatik-Pick-ups beobachten konnte. Ganghebel auf D und schon geht’s leise säuselnd auf Strecke. Die 190-Biturbo-PS spürt man ohne Zweifel – und dank der zwei hintereinander geschalteten Turbos schon bei mittleren Drehzahlen. Noch höher ausgedreht, wird der Vierzylinder richtig bissig und zieht mächtig an. Wer so genussvoll den ganzen Tag fährt, wird verbrauchstechnisch jedoch kaum die 13 l/100 km-Marke unterbieten. Aber so fährt man ja auch nicht Pick-up: Gelassenes Dahingleiten ist der Fahrstil, den diese Automatik und Ausstattung eher unterstützen.

Pro & Kontra: Nissan Navara Tekna Doka

kleiner aber kräftiger Motor
Biturbo-Aufladung
Anhängelast
 
relativ hoher Verbrauch
schlechte Aerodynamik ohne Deckel für die Ladefläche

Wer mit extrem zurückgenommenem Gasfuß das gute Rollpotenzial dieses gut über zwei Tonnen schweren Leicht-Lkw zu nutzen weiß, kann durchaus mit rund 8 l/100 km auskommen – da muss man allerdings schon viel Spaß am Extrem-Spritsparen mitbringen. Mit dem schweren Anhänger am Haken und 90 Prozent Autobahn-Einsatz ist jedoch auch schon mal mit 14 l/100 km zu rechnen – wo gehobelt wird, fallen nun mal Späne. Im wöchentlichen Alltagseinsatz mit viel Kurzstrecke sind 12 l/100 km eher Standard als die Ausnahme. Einmal mehr wundert man sich da über die am Prüfstand erfahrenen NEFZ-Normwerte: 8,4/6,5 und 7,2 l/100 km gibt Nissan da für innerorts/außerorts und gesamt an. Es wird Zeit, dass hier praxisnähere Prüfzyklen die Wirklichkeit abbilden.