Bodensanierung Arnstadt

Präzision mit Tempo

Im digitalen Geländemodell ist das Areal des ehemaligen Gaswerks in Arnstadt gut zu erkennen, das nur noch aus Haufwerken und Gebäuderuinen besteht. Alle anderen äußeren Spuren der über 70-jährigen Industriegeschichte sind bereits verschwunden, nur noch tief im Erdreich schlummern umweltgefährdende Stoffe wie Teer, Schwermetalle, Phenole oder Schwefelwasserstoff-Verbindungen. Der Auftrag für den Bereich Umwelt von Bauer Resources in Zusammenarbeit mit Bauer Spezialtiefbau: Bodensanierung samt Baugrubenerstellung und Grundwasserreinigung.

Mit digitaler Unterstützung wurden auf dem früheren Gaswerk-Areal in Arnstadt insgesamt 9.100 m3 Material ausgehoben und entsorgt. (Bilder: Bauer Group)

Unter Einsatz einer Drohne und eines Roverstabs starteten die Arbeiten mit der digitalen Vermessung des 12.000 m2 großen Areals. Die Drohne erstellte während des Vermessungsflugs hunderte hochauflösende Fotos, auf denen selbst Objekte von wenigen Millimetern Größe erkennbar sind. Auch der Roverstab ermöglichte eine zentimetergenaue Vermessung und damit die schnelle Ermittlung von Haufwerkskubaturen, Volumina der Baugruben und Geländeveränderungen. Aus den gesammelten Aufnahmen ließen sich im Anschluss an die Datenerfassung 3D-Daten generieren, die in ein digitales Geländemodell übertragen wurden. Das Ergebnis: maßstabsgetreue und fotorealistische Abbildungen der gesamten Baustelle mit allen Details. „Je genauere und detailliertere Daten wir vom Zustand der Baustelle haben, umso präziser lassen sich die Massen berechnen und der Aufwand für eine Baumaßnahme bestimmen. Diese kleinen digitalen Helfer machen dies möglich und ersparen uns gleichzeitig viel Zeit“, so Holger Kaiser, Manager für BIM und Digitalisierung bei Bauer Resources.

Neben Drohne, Roverstab und Tablet setzte das Bauer-Team auch bei der Baustellendokumentation auf ein digitales Tool: das digitale Bautagebuch.

Nach den Vermessungsarbeiten erfolgte schrittweise der Aushub der drei Baugruben bis zu einer Tiefe von 3,5 m. Dabei wurden insgesamt 9.100 m3 Material ausgehoben und entsorgt, darunter etwa 16.000 t belasteter Boden und Bauschutt sowie rund 500 t pastöser Teer. Angetroffene Fundamente wurden mit einem Tablet samt Vermessungssoftware dreidimensional aufgezeichnet und an die BIM-Abteilung der Bauer Resources zur Berechnung der Volumina weitergeleitet. Nach Herstellung der größten der drei Baugruben (ca. 4.200 m³ Aushub) wurden Austauschbohrungen mit einem Durchmesser von 1.800 mm bis in Tiefen von 7 m unter Geländeoberkante zur Entfernung des Teer-Hotspots durchgeführt. Der dabei anfallende Boden wurde zur Verwertung ins 150 km entfernte Bodenaufbereitungszentrum des Bereichs Bauer Umwelt nach Bleicherode gebracht. Das belastete Abtropfwasser aus dem Bohrprozess wurde mit der errichteten Grundwasser-Reinigungsanlage abgereinigt. Den Abschluss der Arbeiten bildet die Herstellung der letzten Baugrube mit anschließenden Erdbaumaßnahmen.

Mit Drohne und Roverstab wurde das Gelände zentimetergenau vermessen.

Zusammenfassend zwar ein rundum klassisches Sanierungsprojekt, das dennoch Leuchtturmcharakter im Hinblick auf die digitale Umsetzung hat. Neben Drohne, Roverstab und Tablet setzte das Bauer-Team auch bei der Baustellendokumentation auf ein digitales Tool: Anstelle von Stift, Papier und Fotoapparat erfassten Friedrich Leifheit, Bauleiter im Bereich Bauer Umwelt, und sein Team alle relevanten Daten, also ausgeführte Arbeiten, eingesetztes Personal und Geräte, Baustellenbilder sowie Qualitätsinformationen im digitalen Bautagebuch – einer praktischen Webanwendung – auf dem Tablet. Der entscheidende Vorteil: Alle Baustellentagebücher einer Baustelle werden damit automatisiert gesammelt und zusammengefasst. Das mühsame und zeitraubende Erstellen des Berichts im Büro entfällt. „Dadurch erkennen wir auf einen Blick den Baufortschritt, können die erbrachten Leistungen prüfen sowie bei Abweichungen Gegenmaßnahmen ergreifen und den Plan justieren“, erklärt Friedrich Leifheit. „Zusätzlich sind die Informationen für alle Beteiligten rund um die Uhr und ortsunabhängig verfügbar. Das erleichtert und verbessert die Kommunikation auf der Baustelle enorm.“