Digitalisierung

Zeppelin Lab schmiedet digitale Allianzen für die Bauwirtschaft

Die Baubranche digitalisieren – spätestens mit der Corona-Krise ist diese Mammutaufgabe wichtiger und dringender denn je. Und nur im Schulterschluss verschiedenster Akteure gemeinsam zu bewerkstelligen. Davon jedenfalls ist Z-Lab Geschäftsführer Tomas Zelic felsenfest überzeugt. Und so agiert er auch.

Tomas Zelic, Geschäftsführer Zeppelin Lab
Tomas Zelic, Geschäftsführer Zeppelin Lab: „Unsere Lösungen kann man sofort verstehen, ohne zusätzliche Hardware, ohne Schulungsaufwand. Nur so erreichen wir den Mittelstand.“ (Bild: Jennifer Sanchez)

Welche Idee, Herr Zelic, steht hinter Zeppelin Lab, was ist die Mission des Unternehmens?

Das Zeppelin Lab ist ein offener Innovationshub. Unser Auftrag ist es, neue digitale Geschäftsfelder zu entwickeln – und zwar völlig unabhängig vom Zeppelin-Konzern. Das machen wir beispielsweise zusammen mit anderen Herstellern, mit Vermietern, Bauunternehmern und Universitäten sowie mit Partnern aus ganz anderen Branchen. Wir verstehen uns als Innovatoren für digitale Megatrends in der Bauwirtschaft weltweit. Und darüber wollen wir uns ganz offen austauschen, auch mit Wettbewerbern. Weil es alle betrifft und für alle spannend sein kann. Wir wollen die Baubranche gemeinsam digitalisieren, alleine schafft das keiner. Und diese große Aufgabe verbindet uns auch.

Der Name impliziert ja doch eine gewisse Nähe zu Zeppelin. Gibt es da nicht auch Vorbehalte?

Es war am Anfang vor knapp vier Jahren schon eine neue und gewöhnungsbedürftige Situation, dass wir auch mit Wettbewerbern über unsere Ideen und eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen haben. Und teilweise gab es durch die allein schon namentliche Nähe zum Konzern auch Vorbehalte. Das hat sich heute weitgehend erledigt, wir haben uns am Markt etabliert. Gemeinsame Projekte mit Firmen wie Kiesel sprechen da für sich. Zeppelin selbst fungiert wie ein Investor, lässt uns inhaltlich aber alle Freiheiten. Zugleich steht der Name aber eben auch für hohe Qualität und Verlässlichkeit.

Welche Menschen haben Sie an Bord, welche Qualitäten und Fähigkeiten sind im Z Lab besonders gefragt?

Wir haben eine gute Mischung von Leuten mit großem Bau-Know-how und Mitarbeitern aus ganz anderen Branchen und mit völlig anderen Hintergründen. Darunter sind viele gute junge Leute und Talente, die wir finden und binden und für die Baubranche begeistern können. Wir sind anders organisiert als traditionelle Unternehmen in der Bauindustrie und haben andere Jobtitel und Verantwortlichkeiten. Da gibt es zum Beispiel den Business-Owner, eine Art Projektleiter, oder den Product-Owner, der für alle direkten Produktentscheidungen verantwortlich ist. In den Teams wird sehr stark autark gearbeitet, aber immer mit dem hohen Anspruch und der Leidenschaft, die Bauindustrie zu digitalisieren. Damit schaffen wir im Markt einen anderen Fokus, eine andere Wahrnehmung für den Bau – das ist hoch komplex, das ist spannend, und das macht uns allen sehr viel Spaß.

Können Sie das noch etwas konkretisieren: Wie gehen sie dabei vor?

Um ein Problem zu verstehen und dafür eine Lösung zu entwickeln, gehen wir tatsächlich raus auf die Baustelle und schauen dem Anwender über die Schulter, um die Abläufe aus seiner Sicht zu verstehen. Wir wollen ja nicht einfach einen vorhandenen analogen Prozess digitalisieren, sondern neue digitale Lösungen entwickeln, gemeinsam mit den Kunden, in kleinen Schritten, step by step. Zugleich geben wir unseren Gründerteams die Chance, eigene Ideen zu entwickeln. Wie ein Inkubator. Am Anfang steht immer erst eine Idee, die sich dann in verschiedenen Stufen bewähren muss, bis eine gewisse Marktreife des jeweiligen Produkts erreicht ist. In dieser Zeit sind wir offen für alles, holen gegebenenfalls einen Investor oder auch einen Anwender selbst als Partner dazu. Es geht uns nicht darum etwas selber zu besitzen. Wir leben ganz extrem den Gedanken der Zusammenarbeit. Die digitalen Trends sind so vielfältig und so fein verästelt – das kann keiner alleine bewältigen.

Nun sind Sie mit Ihrem Team über drei Jahre unterwegs. Wie war die Reise bisher, was konnten Sie bewegen?

Es bedurfte erst mal einer großen Leistung, das Z Lab überhaupt aufzubauen. So etwas hat es vorher nicht gegeben, und auch die Notwendigkeit musste erstmal verstanden werden. Inzwischen sind wir etabliert, alle wichtigen Player reden mit uns. Zugleich sind wir auf der Produktseite sehr gut und auch wirtschaftlich unterwegs: ob unser Online-Mietportal Klickrent oder die Schadensdokumentations-App Klickcheck, ob Zamics als digitale Lösung für das Gerätemanagement am Bau oder unser jüngstes Kind, die Akii-App für elektronische Zugangsberechtigungen auf Baustellen in Echtzeit. Dabei geht es uns nicht nur um ein gemeinsames Geschäft, es geht uns immer um ein gemeinsames Verständnis für digitale Werkzeuge, die nicht nur perfekt funktionieren, sondern neue Maßstäbe setzen sollen.

Und was war ganz anders als ursprünglich erwartet?

Wir haben gemerkt: Digitalisierung hat nichts mit dem Alter zu tun. Man braucht nicht auf einen Generationswechsel innerhalb der Branche zu warten. Entscheidend ist vielmehr die innere Einstellung, die Offenheit für Veränderungen. Es gibt Bauunternehmer, die auf die eine große Lösung warten, auf ein Rundum-Sorglospaket. Aber genau das wird es nicht geben. Digitalisierung ist kein Projekt, sondern ein Prozess, der uns immer begleiten wird. Die Lösungen müssen einfach sein und dem Anwender einen hohen Nutzen bringen. Es geht nicht um die Technik, sondern um die Frage, wie man den Arbeitsalltag der Menschen besser gestalten kann.

Nun hat die Corona-Krise diesen Arbeitsalltag schlagartig und massiv verändert. Spüren Sie jetzt eine neue Offenheit für Digitalisierung, für neue digitale Werkzeuge und Geschäftsmodelle?

Die Digitalisierung am Bau hat ja bereits begonnen, aber anscheinend brauchten wir alle erst einen Virus, um den Fokus voll auf die Digitalisierung zu verlegen. Ich kann mir heute kaum noch einen Prozess entlang der Wertschöpfung Bau vorstellen, wo Digitalisierung nicht Erwartungen an Effizienzsteigerung, Remote-Work und Datenauswertung klar definiert und die Umsetzung verfolgt wird.

Blicken wir noch etwas weiter voraus: Wie digitalisiert ist die Baubranche aus Ihrer Sicht in fünf Jahren – und welche Rolle spielt dabei dann das Z Lab?

Wir werden kaum noch einen Prozess finden, der nicht der Digitalisierung unterliegen wird. Ich prognostiziere aber vor allem in der Nutzung und dem Anspruch der Nutzer einen deutlich spürbaren Wandel: Ich erwarte eine digitale Lösung, die intuitiv und einfach für mich als User anzuwenden ist und mir persönlich einen Nutzen bringt. Diese Lösungen kommen hoffentlich in Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden aus dem Z Lab.