Baggertest 12/2022

Der neue Serie-7-Mobilbagger ZX 135 W-7 von Hitachi im bd-Baggertest

Noch bevor sie auf der Bauma in München ihre große Bühne hatten, konnten wir die neueste Auflage der erfolgreichen Hitachi-Mobilbagger im Einsatz erleben. Das Coreum in Stockstadt bot für unseren bd-Baggertest wieder einmal optimale Bedingungen.

Hitachi Mobilbagger Serie 7 ZX 135 W-7
Der ZX 135 W-7 kann sich richtig schmal machen. Der Hecküberstand beträgt nur 475 mm gegenüber der Außenkante des Fahrwerks – auf beengten Baustellen ein unschätzbarer Vorteil. (Bilder: bd/Bömer)

Die Baureihe der Serie-7-Mobilbagger von Hitachi besteht nun aus sechs statt bislang fünf Modellen. In der Serie-6 gab es lediglich eine Version mit reduziertem Heckschwenkradius, in der Neuauflage sind es nun schon drei. Nachdem diese Bauform ja allgemein mal etwas aus dem Fokus geraten war, erfreut sie sich scheinbar wieder größerer Beliebtheit – und das markenübergreifend.

Bei Baustellen im Bestand kann ein knapper halber Meter weniger Hecküberstand das Leben für den Fahrer schon deutlich erleichtern. Die per Hebelgesetz eingehandelte Reduzierung der Traglasten fällt dagegen gar nicht so gravierend ins Gewicht, wie man zunächst vermuten könnte. Der hier näher betrachtete ZX 135 W-7 hat im Prinzip keinen direkten Vorgänger, das Konzept basiert auf dem ZX 145 W-6. Dessen Nachfolger ZX 155 W-7 liegt aber beim Betriebsgewicht schon über 16 t. Mit dem neuen ZX 135 W-7 hat man durch eine geringfügig kürzere Ausrüstung und ein etwas leichteres Heckgewicht nun wieder ein Gerät der 14,5-t-Klasse im Programm.

Der erste Eindruck des Hitachi ZX 155 W-7

Vergleichbar mit den Kettenbaggern, wurden auch bei den Mobilbaggern der Serie-7 nur geringfügige Änderungen am äußeren Erscheinungsbild vorgenommen. Die überarbeitete Kabine findet auch hier Verwendung, erkennbar an der komplett senkrechten Rückwand. Gegenüber dem ZX 145 W-6 hat der neue 135er einen nochmal um 110 mm geringeren Heckschwenkradius. Das lässt den Oberwagen in der Kontur noch etwas gedrungener erscheinen. Zum Erreichen der Abgasstufe-V wurde der gleiche Deutz-Motor (TCD4.1L4) wie in den Vorgänger-Modellen verwendet, in diesem Fall natürlich mit der Ausstattung gemäß der aktuellen Abgasnorm. Das sind hier ein Diesel-Oxy-Kat (DOC), Partikelfilter (DPF), SCR-System (Harnstoff) sowie eine gekühlte Abgasrückführung. Die Höhe der Aufbauten musste also nicht weiter angepasst werden.

Hitachi ZX 135 W-7 Kabine
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Der Aufstieg zum Oberwagendeck führt auf der rechten Seite über treppenartige Stufen, die als rutschhemmende Lochbleche ausgeführt sind. Stabile Handläufe und Absturzsicherungen begleiten den Anstieg. Oben angekommen, wird die mehrteilige Motorhaube mit Unterstützung von Gaszylindern geöffnet. Den eigentlichen Antriebsmotor entdeckt man bei genauerem Hinsehen unter einer Vielzahl von Bauteilen, die nicht zuletzt der Abgasnachbehandlung geschuldet sind. Der gleiche Eindruck auch beim Öffnen diverser anderer Klappen: Es herrscht drangvolle Enge. Aber das war schon immer das Los von Kurzheckbaggern.

Alle Punkte für Wartungsarbeiten und das Nachfüllen von Betriebsstoffen sind jedoch von außen leicht zugänglich und größtenteils sogar vom Boden aus erreichbar. Das Hydrauliksystem heißt jetzt HIOS V, soll nochmals den Wirkungsgrad erhöhen und somit zur Kraftstoffersparnis beitragen. Auch bei den Mobilbaggern gehören Sensoren, die die Qualität von Motor- und Hydrauliköl überwachen und online übermitteln, jetzt zur Standardausrüstung.

Hitachi-ZX 155 W7 – In der Kabine

Zentrales Anzeigeinstrument ist das neue 8-Zoll-Display. Dessen Ansteuerung erfolgt nicht über Touchscreen, sondern über einen Dreh-/Drückschalter in der rechten Konsole. Die in der Fahrzeug-Bedienung immer rarer werdenden physischen Schalter und Knöpfe für die Haupt-Funktionen haben es jedenfalls diesmal noch in die Kabine der Serie-7-Geräte geschafft.

Die Steuerkonsolen mit den hydraulischen Vorsteuergebern sind jetzt mit dem Sitz gemeinsam schwingend gelagert, was nochmal Ruhe in die Bedienung bringt. Für die Ansteuerung des Planierschilds (bzw. der Pratzen) gibt es jetzt in der linken Konsole einen kleinen Bedienhebel, der sich quasi mit dem kleinen Finger mitbedienen lässt. Das kommt mir sehr entgegen, da ich kein Freund von Doppelbelegungen bin – diese führen aus meiner Sicht zu häufig zu Fehlbedienungen. Die Zusatzhydraulik wird einmalig über einen Kippschalter aktiviert. Das heißt, sie muss nicht nach jedem Anheben der linken Steuerkonsole erneut betätigt werden – ein sehr bedienerfreundliches Detail.

Auch bei den Mobilbaggern ist der vergleichsweise kleine Radial-Wischer durch einen kräftigen Parallel-Scheibenwischer ersetzt worden, der jetzt auch das untere Segment der Frontscheibe erfasst. Die relativ schlanke verstellbare Lenksäule behindert im herangezogenen Zustand die Sicht auf den Arbeitsbereich kaum. Für meine etwas sperrige Statur dürften es bei der Längsverstellung des Fahrersitzes noch ein, zwei Rasten mehr sein. In der Stellung für Straßenfahrt, mit ganz zurückgezogenem Grundausleger, wird der Blick frei auf einen richtig großen beheizbaren Rückspiegel mit Weitwinkelbereich – eine sinnvolle Option.

Der ZX 155 W-7 im Testbetrieb

Zur Simulation eines Alltagseinsatzes haben wir den ZX 135 W-7 mit einem Tiltrotator und einem Zweischalen-Tiefbaugreifer ausgerüstet. Auch ohne jedwede Abstützung hat der Bagger trotz Kurzheck und vergleichsweise schwerem Anbaugerät einen sehr ruhigen Stand. Der Deutz-Motor läuft im Arbeitseinsatz auf einem sehr niedrigen Drehzahlniveau. Obwohl die Zeiten seiner vergleichsweise hochtourig heulenden, luftgekühlten Vorfahren wirklich lange vorbei sind, spürt man immer noch den Impuls, an den Regler zu fassen, um die Vollgas-Stellung zu prüfen.

Achtet man nur auf das Verhalten des Hydrauliksystems, merkt man schnell: Es fehlt an gar nichts. Die Abstimmung von Ausrüstung und Schwenkwerk passen harmonisch zusammen. Abziehen gelingt auch im nicht abgestützten Zustand, selbst der schwere Tiltrotator macht sich nicht unangenehm bemerkbar. Gegenüber dem bisherigen Kurzheckbagger der Serie-6 wurde auch der minimale vordere Schwenkradius nochmals deutlich reduziert. Dafür musste der Durchschwenkwinkel des Grundauslegers vergrößert werden. Das erhöht natürlich auch das Risiko von Kollisionen mit der Kabine oder die Gefahr, dass Material aus dem Löffel auf die Kabine fällt. Hier ist besonnenes Arbeiten geboten, die Alternative könnte aber bedeuten, dass ein Schwenken in der Gasse erst gar nicht möglich wäre.

Bei einem ungewohnten Bagger ist es eigentlich immer ein guter Indikator für die Bedienbarkeit, ob man einen Pendelgreifer intuitiv ruhig halten kann. Bei unserem ZX 135 W-7 war die Abstimmung jedenfalls derart weich, dass man den Greifer kaum in Unruhe versetzen konnte. Dies war sicher auch der Nutzung als Vorführgerät geschuldet, der richtige Monteur samt Laptop kann hier noch die individuelle Anpassung vornehmen. Der ein oder andere wird eventuell eine Joysticklenkung für den Unterwagen vermissen – kommt vielleicht noch.

Ein hübsches Feature ist auf jeden Fall die Baggerbremse. Ist die Funktion aktiviert, werden sofort, nachdem der Bagger zum Stehen gekommen ist, die Arbeitsbremse aktiviert und die Pendelachse gesperrt. Sobald erneut das Fahrpedal betätigt wird, ist alles wieder automatisch freigegeben. Das gehört zu den Dingen, bei denen man sich fragt, warum es sie nicht immer schon gegeben hat. Die Bremswirkung ist im Übrigen einstellbar, sodass das Ganze auch im Gefälle funktioniert. Bei Arbeiten, die ein häufiges Nachrücken erfordern, ist das System eine echte Arbeitserleichterung.

Unser Test-Bagger war mit 315/70 R 22.5 Power Grip 23 vom niederländischen Hersteller Caliber ausgestattet. Es handelt sich um runderneuerte Decken, die Schulter an Schulter montiert werden. Die Zeiten von Zwischenringen scheinen langsam aber sicher vorbei. Die Neigung, Material mit auf die Straße zu schleppen, ist bei dieser Anordnung jedenfalls geringer – und das bei gleichem Grip im Gelände.

Das Aerial-Angle-Kamerasystem (270°- Vogelperspektive) ist eine wichtige Unterstützung für den Fahrer, denn eine direkte Sicht nach hinten oder zur rechten Seite scheidet bauartbedingt im Grunde völlig aus. Auch das gefährliche Quer-Verfahren mit angehängter Last kann hiermit sicherer gestaltet werden. Generell sollte trotz aller Assistenzsysteme gerade beim Mobilbagger der Oberwagen beim Fahren – sobald irgend möglich – immer in Fahrtrichtung weisen: Einen direkten Blick auf den Gefahrenbereich kann halt nichts so recht ersetzen.

Unser Fazit zum Hitachi ZX 135 W-7

Wie schon bei den Kettenbaggern hat Hitachi mit der Serie-7 die Mobilbagger in zahlreichen Punkten nochmals aufgewertet. Vieles Bekannte und Bewährte blieb erhalten, auf Spielereien wurde verzichtet. Mit dem erweiterten Angebot an Kurzheckbaggern kann ein wachsender Bedarf an Lösungen für Baustellen mit begrenztem Platzangebot noch passgenauer bedient werden. Der ZX 135 W-7 macht trotz kompakter Bauweise einen ausgewogenen und standsicheren Eindruck – ein solider und moderner Stadt-Bagger.

Standpunkt, Dirk Bömer, bd-Baggertester, Wuppertal

„Beim Thema Kurzheck-Mobilbagger kommt mir unweigerlich eine Maschine aus den späten 1980er-Jahren in den Sinn: der O&K MH City. Keinesfalls der erste Kurzheck, aber eine außerordentlich gelungene Konstruktion. Es gab nie wieder eine Kabine mit höherem Glasanteil und besserer Sicht nach rechts und hinten.

Zugegeben: Die Geräuschkulisse war eindrucksvoll, im Sommer wurde es richtig warm – und irgendwann das Kabinendach undicht. Mit satten 46 kW war man auf der Straße auch mehr Steigungsindikator als Verkehrsteilnehmer. Das ist aber immerhin schon 35 Jahre her. Der Vergleich mit aktuellen Maschinen ist natürlich auch etwas unfair: Heute muss Motor-Technik im Oberwagen verbaut werden, die es damals schlichtweg noch überhaupt nicht gab. Und ganz ehrlich: Den aktuellen Komfort möchte ich dann doch nicht mehr missen.“