Glasfaser-Ausbau Bad Wurzach

Diamanttrenching macht Tempo

Gegenüber der herkömmlichen Methode für den Glasfaser-Ausbau mit Bagger und Schaufel ist das sogenannte Diamanttrenching dreimal schneller. Denn das Erstellen des Grabens (Trenching) und das Leerrohrverlegen erfolgt in einem Arbeitsgang, das Verfüllen des nur 30 mm breiten Schlitzes direkt im Anschluss. Das minimalinvasive Verfahren, das bevorzugt in verfestigtem Untergrund eingesetzt wird, spiele seine Vorteile besonders bei der Erschließung der berühmten letzten Meile aus.

Diamanttrenching-Maschine DT 60
Mit mindestens 1 m/min verlegt die Diamanttrenching-Maschine DT 60 von Lissmac die Leerrohre für die Datenautobahn. Den 30-mm-Schlitz schließen die Helfer sofort provisorisch. Die Straße ist direkt wieder befahrbar. (Bilder: Lissmac)

Die Vorteile des Diamanttrenchings in dicht besiedelten Bereichen demonstriert ein Pilotprojekt in Bad Wurzach, der Heimatstadt von Lissmac. Die Firma Graf Tiefbau aus Leutkirch hatte den Auftrag, rund 40 Glasfaser-Hausanschlüsse im Gewerbegebiet Ziegelwiesenweg herzustellen. Für die eigentlichen Trencharbeiten und die Verfüllung der Schlitze beauftragte sie die Straßenbauprofis der Firma OAT aus Oberpframmern, die dafür zwei Diamanttrenching-Maschinen von Lissmac einsetzten. Anwendungstechniker des Maschinenbauers begleiteten das Projekt, schulten die Bedienmannschaft auf den Diamanttrenching-Maschinen und halfen bei der Optimierung der neuen Arbeitsabläufe.

Etwa 1 m pro Minute arbeitet sich die Diamanttrenching-Maschine DT 60 durch den anspruchsvollen Untergrund und verlegt im gleichen Arbeitsgang bis zu 12 x 10 mm und 1 x 20 mm Leerrohre in den 38 cm tiefen Kabelkanal. „Wir würden sogar 2 m in der Minute schaffen, wenn der Boden unter dem Asphalt nicht so locker kiesig, sondern kompakter wäre“, so Franz Bareth, Anwendungstechniker und Diamanttrenching-Spezialist bei Lissmac. Trotz der widrigen Bodenverhältnisse ist das Einbautempo flott. Den etwa 2 km langen Kabelkanal durch das Gewerbegebiet schneidet die Lissmac-DT-60 in nur 15 Arbeitstagen. Nach 17 Tagen ist das Projekt abgeschlossen, die Hausanschlüsse verlegt, die Schlitze sauber verfüllt, verdichtet und mit Gussasphalt versiegelt. „Diamanttrenching ist um ein wesentliches schneller als das Ausbaggern der Kanäle. Der Bauunternehmer spart immens Personalkosten und kann die gewonnene Arbeitszeit in weitere Projekte stecken. Die schmalen Schlitze können sofort wieder mit dem Auto oder Lkw überfahren werden – besonders in stark frequentierten Gewerbegebieten und Wohngegenden ein unschätzbarer Vorteil unseres Verfahrens“, sagt Roland Gaile, Spartenleiter Diamanttrenching bei Lissmac.

Das Flaggschiff erledigtalles auf einen Rutsch

38 cm tief und 30 mm breit auf einen Rutsch in den Asphalt zu sägen bedeutet eine massive Belastung für die Trenching-Maschine. Herkömmliche Fugenschneider sind auf das materialschonende Stufenschnittverfahren ausgelegt und wären überfordert. Nur die beiden kräftigsten Lissmac-Konstruktionen kommen für das Diamanttrenching in Frage. Als Basis für die DT 60 dient das Fugenschneider-Flaggschiff Unicut 600. Für das 136-PS-Powerpaket wurde ein Diamanttrenching-Anbausatz entwickelt – bestehend aus einer speziellen Haube, die das zerspante Material seitlich ablegt.

Kabelverlegung mit Trenching-Maschine
Die kleinere Diamanttrenching-Maschine DT 90 schneidet die kurzen Abzweige vom Hauptkabelkanal zu den Grundstücken. Vorteil des Teamworks: Die große DT 60 kann ohne abzusetzen ordentlich Strecke machen.

Außerdem integriert ist die Verlegeeinheit, die aussieht wie ein Pflug und die Leerrohre direkt dem Schneidblatt folgend auf der Kanalsohle positioniert. An die DT 60 angehängt ist der Kabelwagen, der in der aktuellen Ausführung bis zu 16 × 1 m Rollen tragen kann. „Unser Unicut 600 ist in der Diamanttrenching-Ausführung DT 60 ideal für die anspruchsvolle Aufgabe geeignet. Er ist hydraulisch gesteuert, das macht den Schneidblattantrieb so robust und volllastfest ohne nennenswerten Verschleiß. Richtig Freude macht es mir als Techniker zu sehen und zu spüren, wie kraftvoll und laufruhig der Antrieb mit dem 100-kW-Deutz-Motor die hohe Last beim Trenchen durchzieht. Und all das steuere ich zentimetergenau durch Antippen mit einem Finger per Joystick“, sagt Bareth.

Die Vorgabe an die DT 60 besteht darin, mindestens 1 m/min Strecke zu machen und den Kabelkanal schnurstracks der festgelegten Route folgend voranzutreiben. Ihr zur Seite steht im Idealfall die etwas kleinere, wendige Lissmac DT 90, die flink die Abzweige zu den Hausanschlüssen erstellt. Hier dient der Multicut 900 als belastbare Basismaschine, deren 55-kW-Motor (74,8 PS) ein 800-mm-Schneidblatt antreibt, das 30 cm tiefe und 20 mm breite Fugen herstellt. Die größere DT 60 arbeitet mit einem 1.000-mm-Trenching-Blatt.

Ziel von Lissmac ist es, das Verfahren in Deutschland noch bekannter zu machen. „In Skandinavien laufen unsere Diamanttrenching-Maschinen schon seit mehreren Jahren. Auch in England haben wir jetzt ein Glasfaserausbau-Großprojekt mit unseren Maschinen ausgestattet. In Deutschland kommt es jetzt vor allem darauf an, den verantwortlichen Planungsstellen zu zeigen, was unser Verfahren kann. Das Projekt in Bad Wurzach soll mit einem erfolgreichen Gelingen dazu beitragen“, sagt Gaile.

Standpunkt

Franz Bareth, Anwendungstechniker und Diamanttrenching-Spezialist, Lissmac, Bad Wurzach

„Wir reißen keine tiefen Gräben, sperren keine kompletten Straßen, blockieren nicht tagelang Grundstückszufahrten und hinterlassen keinen hässlichen Flickenteppich auf dem Asphalt. Nach einer Stunde können Anwohner wieder ihre Einfahrt nutzen, nach längstens 24 Stunden sind so gut wie alle Spuren beseitigt.“