Baggertest 3/2024

Die Elektro-Ikone 19C-1E von JCB im bd-Baggertest

Seine Produktion begann bereits 2019, und damit gehört der JCB 19C-1E zu den Akkubaggern mit der längsten Präsenz am Markt. Wir hatten jetzt die Gelegenheit, ihn über mehrere Wochen unter realen Bedingungen zu testen.

Bagger Test JCB 19C-1E
Das Krankenhaus-Gelände war ein ideales Testfeld für den leisen Akkubagger. Für solche Einsätze ist dieses Antriebskonzept perfekt geeignet. Selbstverständlich könnte der E-Bagger auch bei zahlreichen weiteren Anwendungen punkten. (Bilder: bd/Bömer)

Einige Jahre lang tauchten Akkubagger allenfalls als Konzeptmaschinen auf diversen Messen auf. Einerseits galt es, noch diverse technische Hürden zu nehmen, andererseits versuchten die Hersteller das Interesse der Anwender an einer solchen Maschine auszuloten. Als einer der ersten wagte sich JCB aus der Deckung und nahm 2019 in seinem Kompaktmaschinen-Werk im britischen Cheadle, Staffordshire, die Serienproduktion eines Elektrobaggers in der 2,0-t-Klasse auf. Seither sind weit über 1.000 Exemplare dieses Typs vom Band gelaufen.

Wir hatten den 19C-1E auf einer Baustelle auf dem Gelände eines Krankenhauses im Einsatz. Die Maschine wurde uns freundlicherweise von der JCB Deutschlandzentrale in Frechen bei Köln zur Verfügung gestellt. Dass dies der ideale Einsatz für einen Akkubagger ist, hatten wir ja schon beim Test eines vergleichbaren Wettbewerbsprodukts (bd 1-2, 2024 und baumaschinendienst.de/Baggertests) festgestellt. Die enormen Vorteile durch geringe Geräuschentwicklung und Abgasfreiheit konnte nun auch der Akku-JCB ausspielen.

Abholung bei JCB Deutschland in Frechen: Bei knapp 2 t Transportgewicht darf sogar noch etwas Zubehör auf den Pkw-Anhänger oder wie hier auf den Citycontainer.

Der erste Eindruck

Die Maschinen des englischen Herstellers sind seit Jahrzehnten für ihr teilweise ausgefallenes Design bekannt. Zeitweilig gab es eine Serie von Minibaggern, die scheinbar unter dem Motto entworfen wurde: Gut ist nur, was gewölbt ist. Davon scheint man bei den aktuellen Baureihen abgekommen zu sein. Nach meinem Empfinden wurde ein guter Kompromiss zwischen Funktionalität und einer sachlich charakteristischen Linie gefunden.

Dass es sich um eine Akkumaschine handelt, ist auf den ersten Blick an der blau/weiß gestreiften Teilbeklebung zu erkennen, womit bei JCB alle Elektromodelle gekennzeichnet werden. Der konventionelle 19C-1 gehört hierzulande übrigens zu den Topsellern von JCB, was auf jeden Fall für das Grundkonzept der Maschine spricht. Wir hatten für den Test die Variante mit geschlossener Kabine, die für den E-Bagger seit 2021 lieferbar ist, im Einsatz. Gab es zu Anfang auch noch die Wahl zwischen zwei Batteriekapazitäten, wird heute nur noch die größere Variante als Viererpack mit 19,8 kWh angeboten. Die Systemspannung liegt bei 48 Volt. Die Ladezeit (20 bis 80 Prozent) beträgt bei 230 Volt um die fünf Stunden, mit einem externen Schnell-Ladegerät sollen 0 bis 100 Prozent in 2,5 Stunden möglich sein.

Der Ladevorgang ist denkbar einfach: Die Verbindung wird hergestellt und sobald die grüne Lampe leuchtet, kann man sicher sein, dass der Bagger am nächsten Morgen wieder betriebsbereit ist.

Bei den Leistungsdaten bezüglich Kraft und Geschwindigkeit sind die Elektro- und die Dieselvariante identisch. Laut Produktmanager Christoph Roer halten die Elektro-Fans den Akkubagger sogar noch für etwas agiler. Ein typisches JCB-Feature ist nicht auf den ersten Blick sichtbar: Alle Lagerstellen im Schwenkbock sind mit austauschbaren Buchsen versehen – eine sehr reparaturfreundliche Lösung. Die Blechverkleidung der rechten Seite sowie das Heck aus Guss lassen sich gemeinsam komplett wegschwenken. Zwar ist die Wartung wegen des Elektroantriebs ja auf ein absolutes Minimum reduziert, dennoch sind die 12-V-Batterie für das Bordnetz oder der Hydrauliktank so vorbildlich zugänglich.

Wenn keine Hindernisse in der Kabeltrasse lagen und der Bagger mit wenigen Unterbrechungen arbeiten konnte, wurde die Batteriekapazität an einem Arbeitstag fast ganz ausgereizt. In solchen Fällen wäre das Nachladen über Mittag eine Option.

In der Kabine

Für Bediener mit meiner Statur – nennen wir sie mal stattlich – ist der Zugang zu einer Minibagger-Kabine generell die erste Hürde. Das ist in diesem Fall vorbildlich gelöst, da die linke Bedienkonsole sehr weit zurückschwenkt und den gesamten Tür-Querschnitt freigibt. Einmal Platz genommen, wirkt das Interieur funktional, robust und schnörkellos. Das passt gut zu einer Baumaschine.

Die Hydraulik muss – wie bei JCB üblich – nach jedem Anheben der linken Steuerkonsole per Tastendruck erneut aktiviert werden. Der Zugewinn an Sicherheit will sich mir allerdings nicht so recht erschließen. Der Kabinenboden ist bis auf die Fahrhebel frei von Bedienteilen, da die Ansteuerung der Zusatzkreise und des Ausleger-Seitenversatzes über Proportionalschieber auf den Joysticks erfolgt. Beim Ausfegen ist die Trittleiste in der Kabinentür geringfügig im Weg; dafür ist sie sehr griffig und ein Abrutschen beim Ein- und Aussteigen so gut wie ausgeschlossen.

Bei leicht angewinkeltem Ausleger hat man zwar ein bessere Sicht auf den Löffel, dort gerät jedoch auch der Scheibenwischermotor ins Blickfeld. Oben angeordnet, wäre er deutlich seltener im Weg.

Ein Detail hat mich dann doch gestört: Um eine bessere Sicht auf den Löffel zu erhalten, schwenke ich bei einem Minibagger den Knickausleger generell leicht nach links. Beim JCB stört dann aber der Motor des Scheibenwischers die freie Sicht. Wäre er in der gegenüberliegenden Ecke der Scheibe positioniert, läge er deutlich seltener im Blickfeld.

Im Testbetrieb

Als wir den Bagger in Frechen abgeholt und auf unseren City-Container verladen haben zeigte sich, dass sowohl am Ober- als auch am Unterwagen ausreichend Zurrösen für eine zuverlässige Ladungssicherung vorhanden waren. Durch den vorangegangenen Akku-Baggertest haben wir ja schon eine gewisse Routine im Handling von batteriebetriebenen Modellen gewonnen.

Dass der JCB alle Anforderungen dieser Kabelbau-Baustelle mit Leichtigkeit erfüllen konnte, war dann auch keine allzu große Überraschung mehr. Wir haben es in der gesamten Zeit tatsächlich nur ein einziges Mal geschafft, die Batterie-Kapazität fast völlig auszuschöpfen. Dies war der Fall, als der Kabelgraben durch eine größere Schotterfläche verlief und so gut wie keine Nebenarbeiten anfielen. Das heißt, es konnte in einem Zug durchgebaggert werden, was dann auch zum ersten Mal zum Anspringen des Kühler-Lüfters führte. Das Erreichen der einige hundert Meter entfernten Ladestelle war trotzdem noch ohne Angstschweiß auf der Stirn möglich. Eine gewisse Planung ist beim Einsatz einer Akkumaschine schon erforderlich, unter bestimmten Bedingungen muss eben die Mittagspause zum Nachladen genutzt werden.

Entblättert: Das massive Heckteil lässt sich gemeinsam mit der rechten Blechverkleidung leicht wegschwenken. Für die selten notwendigen Wartungsarbeiten ist das Innenleben damit frei zugänglich.

An den oft nassen und windigen Testtagen wusste ich die Kabine schon sehr zu schätzen. Sollte der Bagger vorrangig im Innenbereich genutzt werden, kann man ihn natürlich auch noch in der Schutzdach-Variante bestellen. Selbstverständlich verfügt die Kabine auch über eine Heizung. Die haben wir bei unserem Test nicht in Anspruch nehmen müssen, aber natürlich nagt auch so ein Heizlüfter am Energievorrat. Ein Radio war im Vorführgerät vorhanden und musste nicht einmal besonders laut aufgedreht werden, da der Schalldruckpegel am Arbeitsplatz mit 68 dB um 10 dB niedriger liegt als beim Dieselantrieb.

Wir haben den Akkubagger ausschließlich an 230-V-Lichtstrom über das mitgelieferte Adapterkabel geladen, wobei das Starten des Ladevorgangs denkbar einfach ist. Nachdem die Verbindung hergestellt und der Personenschutzschalter aktiviert ist , leuchtet nahe der Ladebuchse eine grüne Lampe auf, sodass man sicher sein kann, dass der Bagger am nächsten Morgen wieder voll im Saft steht. Um die Maschine in Betrieb zu nehmen, braucht es auch keine spezifischen Kenntnisse. Der übliche Zündschlüssel wird nach kurzem Hochfahren des Systems in die Startposition gedreht. Eine blaue Kontrollleuchte signalisiert anschließend die Betriebsbereitschaft.

Hier hat die Funktionalität das Sagen. Für einen Minibagger auch mehr als ausreichend. Die blaue Kontrollleuchte signalisiert: Der Elektrobagger ist betriebsbereit. Alles andere läuft wie vom Verbrenner gewohnt.

Über ein Stellrad kann man daraufhin drei Betriebsarten wählen, wobei die Drehzahl des Elektromotors zwischen 1.200, 1. 600 und 1.800 U/min variiert werden kann. In der höchsten Stufe kommt normales Minibagger-Feeling auf. Dabei ist es durchaus empfehlenswert, einmal mit den anderen Stufen zu experimentieren – immer mit dem Ziel Strom zu sparen. Bei einer Suchschachtung oder dem Freilegen von Bestandsleitungen braucht es ja längst nicht immer volle Pulle.

Auf der Baustelle ist man mit einem Akkubagger häufig skeptischen Nachfragen ausgesetzt. Es ist schon erstaunlich, wie selbst Fachleute die Auslastung eines Minibaggers einschätzen. Wer also tatsächlich täglich zehn Stunden reine Baggerzeit mit seinem 2-Tonner abreißt, der wählt dann doch lieber den Verbrenner – oder gleich eine passendere Maschinengröße. Er könnte allerdings auch auf die Idee kommen, einmal ganz realistisch die reine Betriebszeit fernab von Leerlauf und Nebenarbeiten zu ermitteln.

JCB-Produktmanager Christoph Roer ist nicht nur theoretisch fit, für uns hat er auch mal die Joysticks übernommen.

Unser Fazit

Beim 19C-1E handelt es sich um ein erprobtes Seriengerät. Da sich die Dieselvariante recht großer Beliebtheit erfreut, entstammen die Grundkomponenten schon mal einer Großserie. Gleichzeitig baut JCB seine Baureihe der Akkumaschinen stetig aus, somit werden auch die Elektro-Komponenten in steigender Stückzahl verbaut. Das dürfte im Hinblick auf längerfristige Ersatzteilversorgung für eine gewisse Sicherheit sorgen.

Die Vorteile der Zero-Emisson-Modelle für die Umgebung wie für die Anwender sind bestechend und haben mehr Beachtung verdient. Würden potenzielle Anwender genauso viel Energie dafür aufwenden sich vorzustellen, welche neuen Möglichkeiten der Elektroantrieb, wie sie Gründe finden, warum das alles nichts taugt, dann wären wir schon einen gewaltigen Schritt weiter. JCB kann inzwischen eine komplette Baustelle mit kompakten Elektro-Baumaschinen bestücken (Bagger, Radlader, Dumper, Telestapler etc.). Es gab auch bereits Aktionen mit ganzen Maschinenpaketen zur Vorführung. Also einfach mal beim zuständigen JCB-Händler nachfragen.

Zurrpunkte sind am Ober- und Unterwagen reichlich vorhanden – damit sollte sich auf jedem Fahrzeug eine Möglichkeit zum sicheren Diagonalzurren finden.