
Drohnenvermessung vereinfacht Dokumentation und Abrechnung
Beim Bau der Stromtrasse Sued-Ost-Link als Erdkabel auf einem gut 60 km langen Abschnitt in Bayern setzte Wayss & Freytag auf die Vermessung aus der Luft sowie auf Trimble Stratus für die Verarbeitung der Luftbilder zur Abrechnung des Trassenteils.

Tennet Germany ist der größte Übertragungsnetzbetreiber Deutschlands und mit Tennet TSO Auftraggeber für das Netzausbau-Projekt Sued-Ost-Link, eines der größten Energieinfrastruktur-Vorhaben in Europa. Es dient dem Transport regenerativ erzeugten Stroms von Nord- nach Süddeutschland. In Bayern wird die Hochspannungsleitung fast durchgängig als Erdkabel verlegt. Die Trasse verläuft von der bayerischen Staatsgrenze zu Thüringen und Sachsen bis zum Umspannwerk am Kraftwerk Isar in der Nähe von Landshut. Wayss & Freytag Ingenieurbau und die Firma Köster als ARGE verlegen die Erdkabel in dem 60 km langen Abschnitt von München Reuth bis Grafenreuth. Während Köster hauptsächlich die Unterquerung von Straßen, Bahnlinien und natürlichen Hindernissen im Horizontal-Spülbohrverfahren ausführt, ist Wayss & Freytag für die Herstellung der Stromtrasse, also für den Bodenabtrag, Aushub der Gräben, Bau der Muffen und der Baustraßen sowie Verlegung der Kabel mit anschließender Verfüllung der Gräben verantwortlich.
Laut Plan besteht die Trasse aus zwei Gräben mit einem Abstand von 2 m, einer Regeltiefe von 1,88 m und einer lichten Breite von zirka 5,60 m. In die Gräben wurden jeweils ein Kabelschutzrohr mit einem Durchesser von 280 mm und zwei Rohe mit einem Durchmesser von 50 mm verlegt. Neben den Gräben sieht die Planung einen lastenfreien Schutzstreifen, eine Baustraße sowie Flächen für Oberbodenmieten und die Haufwerke für den Unterboden vor. Der Arbeitsstreifen hat insgesamt eine Breite von rund 50 m. Den Bodenabtrag und Aushub der Gräben erledigte Wayss & Freytag vorwiegend mit schwerem Gerät wie Dozerrn und Baggern, unter anderen einem 60-t-Bagger R956 von Liebherr. Die Erdarbeiten erfolgten teils mit Maschinensteuerungen nach dem Modell, die Profilierung der Gräben erfolgte meistens freihändig, wobei speziell angefertigte Baggerlöffel unterstützten.

Die Vermessung zur Abrechnung hat Wayss & Freytag mit der Abteilung für Vermessung und Abrechnung und einer von Sitech gelieferten Drohne DJI Mavic M3E, die mit einem RTK-Modul für 2 bis 3 cm GNSS-Genauigkeit ausgestattet ist, sowie der Internetplattform Trimble Stratus für die Verarbeitung der Luftaufnahmen vorgenommen. Mit der Drohne wurden Bilder von der Trasse aufgenommen und anschließend in Trimble Stratus geladen, um Orthofotos zu erzeugen, mit denen die Längen der Baustraßen, der Gräben und die Volumina und Massen der nach Bodenklassen getrennten Haufwerke ermittelt wurden.
Zusätzlich hat die ARGE Sitech Deutschland mit der Beweissicherung gegenüber dem Auftraggeber durch Fotos und Videos der Trasse beauftragt. Der Sitech-Geschäftsbereich Digitale Ingenieurleistungen erstellte den Arbeitsnachweis durch Befliegung ebenfalls mit einer Drohne von DJI vom Typ Mavic M3E. Die erste Befliegung der Trasse nahm Sitech in Teilabschnitten von 50 m bis 3 km Länge vor dem Beginn des Bodenaushubs vor und erzeugte mit der CAD-Software Trimble Business Center, Edition Arial Survey, aus den Luftaufnahmen Orthofotos zur Übergabe an die ARGE. Die Befliegung zur Beweissicherung wurde dann noch einmal nach dem Bodenabtrag sowie nach Verlegung der Leerrohre vorgenommen.
Vorteil der Vermessung mit Luftbildaufnahmen ist einerseits die höhere Geschwindigkeit als bei einer Vermessung mit dem Rover, gerade bei größeren Flächen oder langen Trassen oder Straßen. Ein Abschnitt von 1 km Länge kann in rund zehn Minuten zentimetergenau aufgenommen werden. Andererseits dienen die Orthofotos als unmittelbarer Arbeitsnachweis, da sie die abzurechnenden Objekte direkt als zusammenhängendes Bild zeigen.
Eine Herausforderung bei diesem Projekt und der Vermessung aus der Luft war die Länge der Trasse und die schwierige Erreichbarkeit der Punkte, von denen die Drohne aufsteigen sollte. Die Stromtrasse führt durch teils unwegsame und unerschlossene Natur, die Drohne hat jedoch nur eine begrenzte Reichweite. Die Vermesser lösten das Problem durch Markierungen in Google Earth, die angefahren werden konnten sowie die Übertragung der Informationen nach Google Maps für die Navigation. Nachteile bei der Drohnenbefliegung waren frostige Tage, an denen die Rotoren der Drohne vereisten und die Drohne nicht aufsteigen konnte, sowie Nebel, weshalb die Kamera beschlug. Dennoch: Die Vorteile durch Geschwindigkeit und direkten Nachweis der Drohnenvermessung übertreffen die Nachteile – wenige Tage im Jahr, an denen die Drohne witterungsbedingt nicht eingesetzt werden konnte – bei weitem.