Glenkteleskop-Arbeitsbühnen

Immer schön gelenkig

Gelenkteleskop-Hubarbeitsbühne mit mehreren Knickgelenken
Gelenkteleskop-Hubarbeitsbühnen verfügen über mindestens ein, meist mehrere Knickgelenke und können in Verbindung mit der Beweglichkeit des Arbeitskorbes viele schlecht zugängliche Einsatzstellen erreichen (Bild: JLG)

Bei Bauprojekten sind neben Gerüsten oft auch Hubarbeitsbühnen im Einsatz. Und sind beim Höhenzugang Mobilität, Kompaktheit und Flexibilität gefragt, kommen besonders Gelenkteleskope als Universalwerkzeuge ins Spiel.

Gelenkteleskopbühnen – hinter dieser etwas sperrigen Bezeichnung verbergen sich die wahren Allrounder auf dem Bau, wenn es darum geht, in der Höhe zu arbeiten. Während das Arbeitsprinzip der Scherenbühnen (siehe www.baumaschinendienst.de; Rubrik Baumaschinenreports) im Grunde ein einfaches Rauf oder Runter ist – was bei vielen Aufgaben oft völlig ausreicht –, sind Gelenkbühnen technisch deutlich komplizierter aufgebaut und werden dementsprechend auch für kompliziertere Anwendungen eingesetzt. Wobei sie das Rauf und Runter natürlich ebenso beherrschen.

Während bei den Scheren eine mehr oder weniger breite und unterschiedlich tragfähige Arbeitsplattform mittels einer Scherenkonstruktion hydraulisch nach oben befördert wird, verfügen Teleskopbühnen über einen aus mehreren Elementen bestehenden Mast (Boom), der in verschiedenen Positionen abgeknickt werden kann. Gelenkbühnen unterscheiden sich also von den einfachen Teleskopen durch mindestes ein, oft auch zwei Gelenke, mit denen der Arbeitskorb in verschiedene Positionen manövriert werden kann – etwa unter Hindernissen wie Unterzügen oder Rohrleitungen durch oder auch über Hindernisse hinweg. Zudem kann der Arbeitskorb selbst seitlich angewinkelt werden, sodass man sich an die hoch gelegene Arbeitsstelle auch von der Seite herantasten kann.

Als Antwort auf die steigende Nachfrage, immer schwerere Lasten für Arbeiten sicher in die Höhe zu transportieren, hat der Genie vor Kurzem seine Xtra-Capacity-Produktfamilie (XC) erweitert. Besonders das Modell SX-135 XC hat mit 27 m Reichweite und einer dualen Tragfähigkeit von 300 kg (uneingeschränkt) bzw. 454 kg (eingeschränkt) neue Maßstäbe gesetzt – dem Hersteller zufolge mit 3 m mehr Reichweite und 32 Prozent mehr Tragfähigkeit über den gesamten Arbeitsbereich als andere selbstfahrende Teleskoparbeitsbühnen dieser Größe. Eine Maschine für alle Bauphasen – vom Erstellen der Fundamente unter Bodenniveau bis zur Fertigstellung. Die in voller Höhe verfahrbare Gelenkteleskopbühne positioniert Anwender und Material genau dort, wo sie benötigt werden. Bediener erreichen die volle Arbeitshöhe von 43,15 m sicher und schnell in zweieinhalb Minuten.

Kleinstes Modell von Genie
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Grundsätzlich unterscheidet man bei den Gelenkbühnen die Selbstfahrer – also Modelle mit eigenem Antrieb – und die auf einem Lkw-Fahrgestell aufgebauten Lkw-Bühnen. Letztere können zwar auf eigener Achse zum Einsatzorten fahren, sind allerdings dann in ihren Möglichkeiten eher begrenzt. So brauchen sie zur Abstützung (Kippgefahr) einen ebenen, tragfähigen Untergrund, zugleich kommen sie wegen ihrer Durchfahrtsgröße und auch des Fahrzeuggewichts nicht überall hin (dieser Beitrag beschäftigt sich daher nur mit den Selbstfahrern). Bei besonders schwierigen Einsätzen, zum Beispiel bei engen Platzsituationen, engen Durchgängen oder Innenräumen kommen darüber hinaus Spezialbühnen auf Raupen- oder Kettenbasis zum Einsatz. Auch wenn Gebäude von außen nur schwer erreichbar sind: Die extreme Wendigkeit und die zahlreichen Abstützmöglichkeiten der Raupen- und Kettenmodelle ermöglichen einen effizienten und einfachen Zugang.

So zum Beispiel auch die Raupenarbeitsbühne JLG X20J Plus mit 20,05 m Arbeitshöhe und 8,20 m Knickpunkthöhe, die Reichweite nach vorne, hinten und seitlich beträgt 9,85 m. Ihr Raupenfahrwerk macht sie für Einsätze im Freien, besonders auf schwierigem Untergrund, ebenso interessant wie in Gebäuden. Zwei Personen und Material haben im Korb Platz, insgesamt 230 kg Tragfähigkeit uneingeschränkt. Zur Standardausrüstung gehört ein Elektromotor mit 2,2 kW und ein Benzinmotor mit 11 kW. Optional sind auch ein Dieselmotor und Lithium-Batterien erhältlich. Auch deutsche Hersteller wie Teupen sind bei Raupenarbeitsbühnen und Spider erfolgreich und aktiv. Hochfeste Stahlsorten sowie neue Fertigungs– und Verarbeitungsverfahren in der Teleskoptechnik machen immer neue Leistungsdaten möglich. So erreichen die neuesten Teupen-Modelle LEO21GT und LEO24GT bis zu 12 m seitliche Reichweite im gesamten Arbeitsbereich bei vollen 250 kg Korblast. Anspruchsvolle Aufträge im Außenbereich finden oft an schwer zugänglichen Stellen statt. Um selbst in sehr unwegsamen Gelände sicher und effizient den Einsatzort zu erreichen, bieten die Modelle mit Raupenfahrwerk robustes Design, starken Antrieb sowie sichere Abstützfunktionen.

Schmale Durchgänge und schwieriges Terrain sind kein Hindernis

Palfinger Platforms präsentierte jüngst mit der P 150 AJTK erstmals eine Smart-Hubarbeitsbühne auf einem Raupenträgerfahrzeug. Sie ist kompakt, kommt aber trotzdem auf 15 m Arbeitshöhe und ist deshalb prädestiniert für Einsatzorte, die von Lkw-montierten Bühnen schwer erreicht werden. Ein wesentlicher Vorteil: Dank der kompakten Bauweise bleibt die Bühne im Transportzustand unter 2 m Bauhöhe unter ist lediglich 80 cm breit – auch schmale Türöffnungen sind nun kein Hindernis mehr. Die voneinander unabhängig funktionierenden Raupen ermöglichen es dieser Bühnenart, sich auch auf schlammigem und unebenem Untergrund zu bewegen. Der Arbeitskorb hat zwei seitliche Einstiegsöffnungen, versenkbare Stufen sorgen für bequemen Ein- und Ausstieg.

Die Antriebskonzepte der Selbstfahrer reichen vom Diesel im Außenbereich über Elektroantriebe bis zu modern Hybridversionen. Die Palette an Möglichkeiten ist hier ebenso breit wie die Variantenvielfalt – wie die zahlreichen, meist international tätigen Hersteller betonen, gibt es für jedes Höhenzugangsproblem auf dem Bau eine passende Maschine und Lösung.

Teleskoplader mit Elektrokran

Eine Sonderstellung am Markt der Hubarbeitsbühnen haben Teleskopgeräte, früher bekannt als Teleskoplader mit frontseitiger Ladeschaufel oder Teleskopstapler mit Gabelzinken. Mit Anbau-Arbeitskörben sind sie heute auch als vollwertige Hubarbeitsbühnen oder als Kran einsetzbar. Der italienische Hersteller Merlo hat jüngst einen Roto-Teleskoplader mit Kranfunktion in Hybrid-Ausführung auf den Markt gebracht. Kranarbeiten können leise und emissionsfrei im Elektrobetrieb erledigt werden – danach wird mit Dieselantrieb auf der Baustelle oder Straße bis 40 km/h gefahren und gearbeitet. Voraussetzung für den E-Betrieb ist ein 64-A-Starkstrom-Anschluss am Einsatzort. In fünf Schritten wird aus dem klassischen Diesel-Teleskoplader ein Elektrokran. Der optionale E-Antrieb kann per Funkfernsteuerung gestartet und die Arbeitshydraulik elektrisch bedient werden. (Bild: Merlo)

Die Haulotte HA20 LE ist laut Hersteller die weltweit erste geländegängige, für den Ganztages-Einsatz geeignete Gelenkteleskop-Arbeitsbühne mit Elektroantrieb. Diese neue Generation verspricht niedrigere Energiekosten, weniger Luftverschmutzung und geringere Lärmbelästigung bei zugleich optimaler Performance. Sie wurde entwickelt für den fast geräuschlosen Einsatz in Bereichen mit verschärften Grenzwerten der Schadstoff- und Schallemissionen – etwa in Innenstädten oder in der Nähe von Krankenhäusern und Schulen – sowie bei flexiblen Arbeitszeiten, also auch nachts, am frühen Morgen oder späten Abend. Hochleistungsfähige Akkus und die Möglichkeit, den Korb ohne Energieverbrauch allein durch die Schwerkraft abzulassen, verlängern den elektrischen Energievorrat und damit die Einsatzzeit der Maschine auf einen ganzen Arbeitstag. Braucht man erhöhte Akkuleistung, kann der integrierte Range-Extender den Akku schnell aufladen – die Maschine behält dabei ihre volle Funktionsfähigkeit. Eine sehr hohe Hubgeschwindigkeit, 360°-Drehung und simultane Bewegungen versprechen für hohe Produktivität; Simultansteuerung garantiert präzise, fließende Bewegungen ohne Ruckeln.

Selbstfahrer in Allradversion gibt es wiederum u.a. von Nifty, mit Arbeitshöhen von 12 bis über 21 m. Das Leistungsvermögen von Anhänger- und Arbeitsbühnen mit Eigenantrieb kombinierend, sind die Nifty-Arbeitsbühnen kompakt, leichtgewichtig und manövrierfähig. Im verstauten Zustand von der Plattform aus gefahren, bietet die Vierradoption (4WD) maximale Traktion. Die hydraulischen Abstützausleger gestatten dabei schnelles Aufstellen sogar in rauem Gelände. Auch hier sind unterschiedliche Antriebskonzepte verfügbar, von Batterie-, Benzin-, Diesel- bis zum Bi-Energieantrieb (Batterie & Diesel), womit die Vorteile beider Leistungsquellen in einer Maschine kombiniert werden.