Edge East Side Tower Berlin

Züblin und Doka realisieren kühne Ideen für Berlins höchstes Hochhaus

Zwischen der Warschauer Brücke, der East Side Wall und der Mercedes-Benz Arena steht mit 142 m das derzeit größte Hochhaus Berlins: der Edge East Side Tower. Das nachhaltige Gebäude mit seiner besonderen Architektur wurde in nur 20 Monaten auf seine finale Höhe gebracht – auch dank der guten Zusammenarbeit von Züblin und Doka.

Der Edge East Side Tower ist mit 142 m das derzeit höchste Gebäude Berlins, seine terrassenförmige Außenkubatur war baulich wie schalungstechnisch eine Herausforderung. (Bilder: Doka)

Bei einem Architekturentwurf der Bjarke Ingels Group weiß man: Es wirkt verspielt, baulich gesehen wird es aber ernst. Die kühnen Ideen der Dänen bereiten Bauausführenden oftmals Kopfzerbrechen, spornen aber auch deren Erfinder- und Tüftlergeist an. Jüngstes Beispiel hierzulande ist der Edge East Side Tower in Berlin. Der terrassenförmige Außenkubatur ist visuell ein Blickfang und baulich eine Herausforderung – dazu Platzmangel, ein enger Zeitplan, wenig Krankapazitäten und viele (Halb-)Fertigbetonteile rund um den Kern. Dass der Rohbau trotzdem termingerecht ausgeführt werden konnte, lag nicht zuletzt an der partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Züblin und Doka, die schon mit der Angebotsphase begann.

Das Rückgrat des Towers bildet sein Stahlbetonkern, ein Hybrid aus Ortbeton und Fertigbetonteilen. Um mögliche Störstellen schon in der Planung zu eruieren und zu vermeiden und den Schalungstakt ideal auf den Baustellentakt abzustimmen, planten Dokas Techniker die Schalungslösung komplett in der BIM-Software Revit. Knifflige Aufgabenstellungen gab es mehr als genug. Eine war, den hohen Anforderungen der Sichtbetonoberfläche in SB3 gerecht zu werden, bei gleichzeitig hohem Zeitdruck, um den eng getakteten Baustellenablauf aufrecht zu halten. Die vielleicht größte Herausforderung war aber die technische Umsetzung der Hybridlösung. Denn einerseits war extrem wenig Platz zur Stellung der Schalung vorhanden – der Baustellenkran befand sich innerhalb des Schachts, wo ebenfalls die Kernschalung hydraulisch mit dem Klettersystem bewegt wurde. Andererseits waren die Krankapazitäten sehr gering.

Der Stahlbetonkern des Towers ist ein Hybrid aus Ortbeton und Fertigbetonteilen – die Schalungsarbeiten im und um den Hochhauskern waren sehr anspruchsvoll.

Der Kran war jedoch nötig, um u.a. die Fertigteile in die Kletterschalung zu integrieren. Darum stimmten sich Baustelle und Doka genau ab, um Pufferzeiten bei der Kranauslastung zum Einbau der Schalung zu nutzen und die Fertigteile praktikabel einzufädeln. Besonders wichtig war die Unterstützung der Richtmeister und Kollegen der Schalungsvormontage von Doka bei der Anlieferung und Montage der Kletterschalungen und Schutzschilde: Dank deren Erfahrung kam man sicher und zügig voran, so Züblin. Zur Herstellung des Kerns kam das hydraulische Klettersystem Xclimb 60 zum ersten Mal in monolithischer Bauweise (Decke-Wandverfahren) zum Einsatz. Kombiniert wurde das Ganze mit der Kernwandschalung Top 50.

An der Deckenaußenkante wurde die Baustellen-Mannschaft durch ein krangeführtes Schutzschild geschützt. Durch die Kombination von Gerüstrohren mit grob- und engmaschigen Netzen konnte das Eigengewicht des Schilds und dessen Windangriffsfläche auf ein Minimum reduziert werden. Ein besonderes Tüftelmoment für Dokas Ingenieure ergab sich aus den treppenartigen Rücksprüngen an der Fassade, da dadurch die sonst üblichen Verankerungspunkte für das Schutzschild wegfielen. Als Doka-Lösung wurde hier eine teleskopierbare Strebe an das Schutzschild montiert. Dadurch wurde in der Höhe nur noch eine Deckenauflagerebene benötigt. Das Schutzschild ragte über zwei Geschosse mit einer Höhe von 8,84 m über die letzte betonierte Decke hinaus. Mit dieser Lösung wurden die Kranhübe um die Hälfte reduziert.

Konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit in Planung und Ausführung: Doka-Richtmeister Jörg Otte (links) und Züblin-Bauleiter Sebastian Ortmeier.

Aufgrund der geringen Deckenstärke von 18 cm und der Fertigteilbauweise war eine engmaschige Abstimmung zwischen Doka, der Bauleitung und dem Tragwerksplaner essenziell. Die Doka-Statiker prüften beispielsweise die Auflagerlasten in den jeweiligen Geschossen und konnten so eine detaillierte Lastangabe für den Tragwerksplaner erstellen, um der Lastableitung im Bauwerk gerecht zu werden. In der Praxis wurden die Schilde durch das Team der Doka Schalungsvormontage an einem etwa 1 km entfernten Montageplatz vormontiert und just-in-time vor Ort an das Bauwerk gehängt. Um die komplett montierten und damit sehr großen Elemente vom Montageplatz bis zum Baustellenkran unter einer Brücke zu transportieren, hat man einen Sondertransportbock entwickelt, der auf einen Tieflader montiert wurde.

Der Bauprozess verlief so störungsfrei, dass der Rohbau einige Wochen vor dem geplanten Termin fertiggestellt werden konnte. Inzwischen hat der Edge East Side Tower seine Glashülle bekommen und es läuft der Innenausbau. Größter Mieter wird Amazon sein.