Straßenbrückenanlage Intschede

Baustelle am Weserwehr fordert individuelle Schalungslösungen

Eine neue Straßenbrückenanlage über die Weser südöstlich von Bremen war für die Planer und das ausführende Unternehmen eine anspruchsvolle Angelegenheit. Beim Betonieren und der entsprechenden Schalungstechnik unterstützen Mitarbeiter der Noe-Schaltechnik mit großem Know-how und soliden Schalungselementen.

Die Sanierung der Straßenbrückenanlage über die Weser war bedonders herausfordernd, besteht sie doch eigentlich aus drei Bauwerken: Wehrbrücke, Kraftwerksbrücke und Flutbrücke. (Bilder: Noe Schaltechnik)

Die Sanierung einer knapp 380 m langen Straßenbrückenanlage am Weserwehr in Intschede, etwa 35 km südöstlich von Bremen, stellte alle Beteiligten vor große Herausforderungen – allein schon deshalb, weil es sich eigentlich um drei Bauwerke handelt: eine 165 m lange Wehrbrücke, eine 35 m lange Kraftwerksbrücke und eine 179 m lange Flutbrücke. Die Kraftwerksbrücke verläuft parallel zu einem Turbinenhaus, mit der Flutbrücke soll die Fahrbahn auch bei Hochwasser genutzt werden können.

Das gesamte Bauwerk ruht auf neun Pfeilern und zwei Widerlagern. Das Oldenburger Bauunternehmen Ludwig Freytag begann zunächst damit, den kompletten Bestand abzubrechen – außer drei Pfeilern, bei denen lediglich die Pfeilerköpfe abgetragen wurden, um die Lagersockel für die neuen Brückenlager zu fertigen.

Ein Teil der Schalung für einen Pfeiler wurde im Werk der Noe-Schaltechnik vorgefertigt.

Da bereits im Bestandsbauwerk die Fahrbahn und ein tragender Pfeiler mit einer Raumfuge versehen waren, musste diese auch beim Neubau erstellt werden. Eine anspruchsvolle Aufgabe, wenn man bedenkt, dass der Baukörper eine Grundfläche von 3,20 × 5,50 m und als Strompfeiler mit 10,30 m eine beachtliche Höhe hat. Dazu kam, dass der neue Pfeiler auf dem alten Fundament errichtet werden sollte, dessen Oberfläche eine Neigung von ungefähr 20 Grad hatte. Hier waren also gleich mehrere Lösungsansätze erforderlich:

Zunächst einmal mussten die Verantwortlichen mithilfe von Spundwänden einen trockenen Arbeitsbereich schaffen, um dann das Fundament mit einer zusätzlichen Betonschicht zu egalisieren. Dabei blieb aber immer noch die Frage, wie man es schafft, mitten in eine Stütze, die halbrund ausläuft, eine Raumfuge zu integrieren.

Die Lösung bestand in einer Kombination der Wandschalung Noetop XXL mit einer Sonderschalung sowie einem besonderen Kniff. Die vielseitige Wandschalung gehört zu den am meisten genutzten Elementen der Noe-Schaltechnik, gerade auch durch ihr einfaches und sicheres Handling. Der Hersteller bietet sie in unterschiedlichen Formaten an – unter anderem auch in der XXL-Version mit Abmessungen von 5,30 × 2,65 m, womit sie laut Noe die aktuell größte verzinkte Schaltafel ist. Dieses Großformat war unbedingt erforderlich, um die Schalung den bereits angesprochenen Pfeiler zu fertigen. Im Werk des Schalungslieferanten wurde die Noetop XXL mit einem Sonderelement verbunden, das als formgebende Schalung des Strompfeilers diente.

Der Brückenüberbau mit seiner rund 5 m breiten Fahrbahnplatte wurde mithilfe von insgesamt 800 individuell angefertigten Formlehren und der Wandschalung Noe Alu L hergestellt.

Um die gewünschte Raumfuge herzustellen, wurde nur die Hälfte des Stützenquerschnitts gefertigt. Dazu stellte das Baustellenteam die Schalung auf das egalisierte Fundament und verspannte sie sicher mit dem Bestand. Dann wurde der Beton in voller Höhe eingefüllt. Sobald er ausgehärtet war, wurde die Schalungskonstruktion entfernt und um 180 Grad in ihrer Horizontalachse gedreht. Dadurch stand sie jetzt kopfüber.

Mit Cleverness die Raumfuge erstellt

Um nun die Fuge erstellen zu können, wurde die trennende Schalwand entfernt und durch eine 3 cm dicke Styrodurplatte ersetzt. Fixiert wurde die Schalung unter anderem dadurch, dass die Verantwortlichen die Spannstäbe durch die Spannlöcher des zunächst erstellten Baukörpers steckten. Auf diese Art und Weise konnte mit ein und derselben Kombination aus Noetop XXL und Sonderschalung die zweite Hälfte des Brückenpfeilers betoniert und dabei die geforderte Raumfuge erstellt werden.

Ähnlich anspruchsvoll der Bau eines weiteren Strompfeilers, auch für ihn war eine Sonderschalung erforderlich. Um die Zusatzkosten für solche Spezialanfertigungen so gering wie möglich zu halten, wollte man die Sonderkonstruktion gleich mehrfach verwenden und dabei den Bauablauf nicht stören. So entschied sich das Bauunternehmen Ludwig Freytag auch hier für eine Kombination aus Noetop XXL und Sonderanfertigung. Doch im Gegensatz zum vorherigen Pfeiler, wurde dieses Mal der gesamte Pfeilerquerschnitt auf einmal geschalt und betoniert – jedoch nicht in voller Höhe. Zunächst errichteten die Baustellenmitarbeiter den unteren Teil des Pfeilers, warteten bis dieser ausgehärtet war, und hoben dann die Kombination aus Standard- und Spezialschalung an, um auch den oberen Teil zu betonieren. So war es auch hier möglich, sozusagen mit halben Schalung den kompletten Baukörper zu errichten.

Fast alle Brückenpfeiler mussten abgetragen und teils auf dem bisherigen Fundament neu errichtet werden.

Ebenso herausfordernd war der Brückenüberbau mit seiner etwa 5 m breiten Fahrbahnplatte, die täglich bis zu 3.000 Fahrzeuge nutzen. Damit diese Lasten effizient aufgenommen werden können, hat man sich für eine vorgespannte Brücke mit einem π-förmigen Querschnitt entschieden. Dieser wurde mit insgesamt 800 individuell angefertigten Formlehren und der Noe Alu L hergestellt – eine robuste Wandschalung mit Aluminium-Rahmen und -Gussecken sowie entsprechend langer Lebensdauer. Damit lassen sich Schalflächen bis 5,50 m² in einem einzigen Arbeitsgang errichten. Doch für die Mitarbeiter der Baustelle Intschede war ein ganz anderer Aspekt wichtig: das geringe Gewicht. Man kann die Noe Alu L allein mit Muskelkraft transportieren.

Ideal für Baustellen ohne Kran oder schwer zugängliche Bereiche – wie bei dem Überbau in Intschede. Hier war die Schwierigkeit weniger das Errichten der Schalung, sondern vielmehr ihre Entfernung. Denn durch das Betonieren entstand zwischen der Unterseite der Fahrbahn und den Jochen des Traggerüsts ein geschlossener Raum – je nach Stelle der Fahrbahnplatte nur 0,8 bis 1,2 m hoch und 2,0 m breit. In diesen beengten Raum mussten die Baustellenmitarbeiter kriechen, um Formlehren, Noe Alu L und die Deckenschalung zu entfernen. Das geringe Gewicht war hier eine echte Erleichterung. Voraussichtlich kann die Straßenbrückenanlage zum Jahresende 2023 für den Kraftfahrzeugverkehr freigegeben werden.