
Der Grandload von Meiller in Iso-Asphalt-Ausführung
Der Kipper-Spezialist Meiller schickt nach der Trigenius-Offensive in Sachen Dreiseiten-Kipper eine weitere Neuheit ins Rennen. Grandload heißt der neue Kipper-Baukasten für robuste Einsätze. Wir konnten ihn in der Version als Asphaltmulde in München genauer unter die Lupe nehmen.

Was für ein schmuckes Teil: Ganz in glattes Edelstahl gehüllt, präsentiert sich Meillers neuestes Baby, der Grandload in Iso-Asphalt-Ausführung. Da lässt sich trefflich großflächige Werbung für die Firma anbringen – ganz ohne Störungen durch Jet-Verstrebungen, wie sie oft die Dreiseitenkipper außen zieren. Meiller macht auf dem Test-Trailer Werbung in eigener Sache, nämlich für den hauseigenen Miet-Fuhrpark Meiller Rent. Dazu legen die Münchener großen Wert auf fast hundertprozentige Fertigungstiefe. Hydraulik-Pumpen und Hub-Teleskope – alles in Hochdruck-Ausführung – fertigt Meiller traditionell im eigenen Haus. Sogar die elektrische Schiebeplane ist ein Meiller-Produkt. Das ist insofern beeindruckend, als es heutzutage keineswegs üblich ist. Genau dadurch aber hat sich Meiller den Ruf erworben, für langlebige und solide Produkte zu stehen. Dass man nicht immer das leichteste Produkt im Wettbewerb anbietet, nehmen die Kunden offenbar nicht übel. Ganz im Gegenteil: Bei der Kundschaft steht Meiller hoch im Kurs, was Qualität im Stahlbau und Langlebigkeit betrifft.
Der Grandload Iso-Asphalt-Sattel mit klassischer 7,6-m-Rundmulde (es gibt auch noch Mulden mit 6,60 m, 8,60 m und sogar 9,60 m für den Export) ist ein gutes Beispiel für die Mentalität der Münchner Trailer-Schmiede: robuster Rahmen, robuste und clever gestaltete Rundmulde sowie ein Baukastensystem mit verschiedenen Rückwänden, Seitenwandhöhen, Hydrauliken und vor allem einsatzgerechten Stahlqualitäten für jeden Einsatz. Jene Stahlqualitäten mit Brinellhärten bis 500 HBW hat bislang der schwedische Stahlproduzent SSAB bekannt gemacht. Mit hoch verschleißfesten Feinkornstählen gleicher Festigkeitswerte kann aber auch Meiller dienen – und verpasst ihnen den geschützten Markennamen Steelect. Nicht, dass jetzt gleich auf jedem Meiller-Stahlkipper ein Steelect-Aufkleber prangen muss. Aber Wert legt man in München schon auf diesen eigenen Weg hin zu hoch verschleißfesten Feinkornstählen.

Was den Grandload nun im Detail auszeichnet? Da ist einmal der tiefe Schwerpunkt. Im Querschnitt durch die Mulde kann man es sehen: Wegen der erst spät angesetzten Rundung kann sich vergleichsweise viel Material im unteren Drittel der Mulde sammeln. Das gibt mehr Volumen bei gegebener Breite, sodass auch die Bordwandhöhe und damit die Ladekante niedriger ausfallen kann. So kann der Grandload, Baureihe 44, die standardmäßigen 25 m³ Ladevolumen bereits bei 150 cm Bordwandhöhe und 760 cm Muldenlänge erreichen. In der Normalversion, also wenn wir uns mal die Isolierung für den Asphalt-Einsatz wegdenken, würde man auch die durchgehend in Längsrichtung gekantete Seitenwand sehen. Diese Kanten versteifen die Wanne über die ganze Höhe und machen sie weniger empfindlich gegenüber Beulen von innen, etwa durch zu sportlich eingeworfene Felsbrocken. Den Boden stützen zusätzlich zwei durchgehende Hohlkammer-Längsträger in Rahmenbreite, sodass die ganze Wanne über die ganze Länge auf diesen Längsträgern auf dem Rahmen liegt, akustisch isoliert durch ein ebenfalls von vorne bis hinten reichendes Gummiprofil. Auch die Oberkante der Mulde birgt eine Besonderheit: Sie ist zu einem geschlossenen Kasten gekantet und dann verschweißt, was abermals die Steifigkeit enorm erhöht.
Jenseits von seiner Eignung als Iso-Asphalt-Wanne ist der Grandload erklärtermaßen ein Kandidat für die härteren Einsätze. Dafür spricht auch die Sogenannte Tailored-Blank-Ausstattung: Der Begriff steht für maßgenschneiderte Bleche, die verschiedene Materialstärken in sich vereinen. Bei Meiller heißt das: Da wo viel Verschleiß herrscht, legen wir noch einen Millimeter drauf. Bodenstärke in den vorderen zwei Dritteln zum Beispiel 4 mm, im hinteren Drittel dann 5 mm. Oder 5 und 6 mm – geht auch, für besonders abrasive Frachten. Das spart bis zu 80 kg Gewicht und verlängert vor allem die Nutzungsdauer.

Die Isolierschicht ist Geheimsache
Ist der Grandload für den Asphalt-Einsatz spezifiziert, erkennt man das sofort an der glatten, mattglänzenden Außenhaut. Die Platten aus Edelstahl schmiegen sich förmlich an die Rundung der Mulde an. Darunter liegt eine Isolierschicht, die die Wärme nach DIN 70001 im Asphalt hält. Woraus genau diese besteht, ist wohl – wie bei anderen Herstellern auch – Betriebsgeheimnis. Meillers Trailer-Experte Christoph Tanner verrät nur so viel: „ Es ist eine Art stark wasserabweisendes Fließ.“ Welches Material sich genau dahinter verbirgt, will man nicht so wirklich preisgeben. Fakt ist: alles DIN-gerecht und nochmal vom Dekra wasserdicht zertifiziert. Es scheint nachgerade so, als sei die Wärmeisolierung bei Asphalt heute gar kein Thema mehr. Die Wärme-Durchgangswerte werden offenbar so zuverlässig erfüllt, dass an der Baustelle auf die Prüfung mit Einstich-Lanzen verzichtet werden kann.
Jedenfalls sieht diese Edelstahl-Beplankung ziemlich edel aus. Auch deshalb, weil die Bleche praktisch auf Stoß aneinandergereiht sind. Vorteil der Segmentierung: Bei Beulen von außen lassen sich die vier Einzelsegmente preiswert austauschen. Eingespannt sind die Bleche so: Oben werden sie in eine Nut eingehängt, an der Unterkante sorgen Edelstahl-Spanner dafür, dass sich die Bleche schön gleichmäßig an das Isolierfließ anlegen. Das Ganze lässt sich per Gewindeschrauben auf Zehntel-Millimeter genau einstellen.
Wenig überraschend: Der Grandload läuft völlig unauffällig hinterher. Leer kurbeln wir durch den Nordwesten Münchens, mitten durch Wohngebiete und engste Sträßchen dem Kieswerk Riebel entgegen. Der Grandload läuft dabei praktisch unhörbar in der Spur unserer MAN-Zugmaschine: kein Klappern, kein Rumpeln, nichts – und das bei Leerfahrt, auch keine Selbstverständlichkeit. Wir lassen uns eine paar Laderschaufeln Kies in die Mulde rieseln und drehen weitere Runden. Auch beladen läuft der Grandload stabil hinterher. Eine kleine Slalompassage innerhalb des Werks meistert er ohne jedes Wanken. Besonders in heftig gefahrenen Schlenkern macht sich der niedrige Ladungsschwerpunkt positiv bemerkbar; Kreisverkehre lassen sich so flott und sicher durchzirkeln.
Abkippen: Zuerst messen wir noch die Öffnungszeit der Rollplane – von ganz auf zu ganz zu zieht der E-Motor in 22,6 Sekunden die Plane über die ganze Länge. Das ist für eine 760er-Mulde ziemlich flott, andere brauchen da schon mal zwei, drei Sekunden mehr. Auch super: Der Heckabschluss klappt vollautomatisch über die Rückwand und verschließt die Mulde dicht. Ganz ohne Zutun und ohne Gummizüge, die man sich vielleicht noch mühsam mit einem Fanghaken catchen und einhängen muss. Und auch das ist Fertiger-Tauglichkeit in der Ausführung als Asphalt-Kipper: Der Fahrer muss nur noch zum Hochklappen des Unterfahrschutzes aussteigen (geht per Aufpreis auch von der Kabine aus), ansonsten drückt der Fahrer wetter- und unfallgeschützt sicher in der Kabine nur noch aufs Knöpfchen. Sehr cool: Schon bei wenigen Grad Aufkippwinkel öffnet sich die Rollplane automatisch um etwa zwei Meter. Das verhindert Vakuumbildung und hält die Wärme in der Mulde.
Eine insgesamt überzeugende Vorstellung, die der Grandload hier abliefert. Besonders die qualitativ hochwertige Gesamtkonzeption beeindruckt. Dazu kommt ein großer Baukasten an Rückwänden und Planen, der keine Wünsche offen lässt. Wenn beim Trigenius-Dreiseitenkipper das Adjektiv genial sinnbildend ist, dann ist grandios beim Grandload schon ziemlich nahe an der Wahrheit.
Pro & Kontra: Meiller Grandload in Iso-Asphalt-Ausführung