Baggertest 11/2020

Der Minibagger 12 ZT von Eurocomach

Der italienische Hersteller Eurocomach produziert neben Kompaktladern eine Minibaggerreihe von 1 bis 10 t. Hierzulande ist er jedoch noch nicht allzu bekannt. Wir wollten herausfinden, ob es in dem gut bestellten Feld der Minibagger-Anbieter einen weiteren Player braucht – und haben uns eingehender mit dem kleinsten Vertreter aus dem Programm beschäftigt.

Eurocomach Minibagger ES 12 ZT
Der kleine Eurocomach hinterlässt einen stimmigen Gesamteindruck, wobei das Design der Funktion durchaus zuträglich ist. (Bild: bd/Bömer)

Bagger der Gewichtsklasse um 1,0 t versetzen Maschinisten in der Regel nicht gerade in den Zustand der Verzückung. Bedingt durch die Baugröße, geht der Fahrerkomfort gegen Null. Die noch weit verbreitete mechanische Steuerung spiegelt den Stand der Technik im Minibaggerbau der 1980er-Jahre wider: Um eine zentrale Steuerkonsole herum sind eine Vielzahl von Hand- und Fußhebeln gruppiert, die einen flüssigen Arbeitsablauf nicht wirklich begünstigen. Dazu sorgt das Auf- und Absteigen, gerade bei größeren Bedienern, häufig für Heiterkeit im Baustellenteam. Bleibt man dabei noch an einem der zahlreichen Bedienteile hängen, kommt es im ungünstigsten Fall zu einer bösen Bauchlandung oder kaltverformten Hebelei. Dass es auch anders geht, haben mittlerweile einige Hersteller bewiesen. Ein Beispiel ist der von uns erprobte Eurocomach 12 ZT.

Der erste Eindruck

Unseren Test haben wir mit dem 12 ZT eines Vermieters durchgeführt. Laut Datenblatt bringt er 1160 kg auf die Waage, die Breite lässt sich mit eingefahrenem Laufwerk auf 790 mm reduzieren. Es fällt direkt auf, dass die Maschine von Anfang an mit Vorsteuerung konzipiert wurde und diese nicht nachträglich, im Rahmen der Modellpflege, integriert werden musste. Die leicht nach vorne fallenden Linien wirken beinahe schnittig. Dadurch baggert er zwar kein Stück schneller, aber ein Klischee muss er als Italiener schon bedienen dürfen. Die leidige Mittelkonsole fehlt hier völlig. Bis auf die beiden Fahrhebel mit festen Pedalen ist der Boden vor dem Fahrersitz blitzeblank – das nenne ich aufgeräumt! Das Heck bildet ein massiver Guss-Rahmen, was das Innenleben vor so manchem Rempler schützen dürfte.

Auf dem Fahrersitz

Will man den Fahrersitz erklimmen, lässt sich die linke Bedienkonsole entriegeln und gibt den Weg frei. Dabei schwenkt sie nicht, wie sonst üblich, nach oben, sondern zur Seite. Das wirkt zunächst etwas ungewohnt, lässt sich aber dank robuster Verriegelung zuverlässig und mit weniger Kraftaufwand handhaben. Ist die Armlehne wieder in Arbeitsposition, gibt ein Sicherheitsschalter die Funktion aller Bedienelemente frei. Die beiden Servo-Joysticks sorgen gleich für das vertraute Ambiente größerer Geräte. Die Betätigung des Stützschilds findet sich, wie gewohnt, in der Nähe des rechten Joysticks. Der Bedienhebel ist ebenfalls servo-unterstützt, und obenauf befindet sich der Umschalter für die zweite Fahrstufe. Ersterer dient nach Umlegen eines Schalters ebenso zur Verstellung des Fahrwerks.

Zero Tail Eurocomach ES 12 ZT
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Zur Inbetriebnahme fehlen jetzt noch die Ansteuerung für den Seitenversatz des Auslegers und die Zusatzhydraulik. Beide sind als proportionale Schiebeschalter jeweils auf den Joysticks zu finden. Die vorgesteuerten Fahrhebel könnten auch mit den Füßen betätigt werden, dafür ist der Fußraum dann doch etwas eng und man muss schon hinschauen, um die meist klobigen Arbeitsschuhe korrekt zu platzieren. Immerhin ermöglicht diese Anordnung, das Fahrwerk und die Ausrüstung gleichzeitig zu betätigen, falls man sich mit der Maschine einmal irgendwo herausziehen muss.

Rundgang um die Maschine

Beim Betrachten des sehr kompakten Oberwagens fragt man sich unweigerlich, wie alle erforderlichen Komponenten untergebracht werden konnten. Beim Öffnen der verschiedenen Wartungsklappen wird schnell klar: Hier wurde jeder Winkel ausgenutzt. Die wohl ungewöhnlichste Lösung verbirgt sich in der Hecktür, die gleichzeitig den Kraftstofftank bildet. Laut Hersteller soll der Dieselvorrat von 14,5 l für acht Betriebsstunden unter Volllast ausreichen.

Pro & Kontra: Eurocomach 12 ZT

Servosteuerung
Zugang zum Fahrerplatz
Platzangebot für den Fahrer
Schutzdach
funktionales Design
Zurrösen am Oberwagen
Zugänglichkeit Ölpeilstab
Ansteuerung Ausleger-Seitenversatz etwas ruppig
Drehzahl-Verstellhebel ungünstig positioniert

Der 3-Zylinder-Kubota-Motor ist im Verhältnis zur üblichen Anordnung um 180 Grad gedreht verbaut. Der Zugang zu Lichtmaschine und Anlasser ist dadurch zwar ausgezeichnet, der Zugriff auf den Ölpeilstab gestaltet sich leider umso schwieriger. Motorhaube samt Sitz muss angehoben und ein mit Federclips gehaltener Teil der Verkleidung entfernt werden, um den verborgenen Ring des Ölstabs zu entdecken. Das ließe sich mit geringem Aufwand ändern, um die Wahrscheinlichkeit einer regelmäßigen Ölkontrolle deutlich zu erhöhen. Batterie, Sicherungen und Relais befinden sich seitlich unter einer separaten Abdeckung und sind ohne Verrenkungen erreichbar.

Das Fahrwerk ist gegenüber diversen Wettbewerbsmaschinen über 20 cm länger, was auch unserem Eindruck in Bezug auf die Standruhe entspricht. Zur Sicherung auf dem Transportfahrzeug sind am Oberwagen vier Zurrösen vorhanden – eigentlich ein lapidares Detail, aber auch bei marktgängigen Produkten nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Das optionale Schutzdach aus ABS wirkt auf den erst Blick etwas verloren, konnte aber bei einem kräftigen Schauer seine Daseinsberechtigung durchaus unter Beweis stellen. Noch ein paar Zentimeter größer wäre es eventuell nicht mehr ganz so schick, aber umso effektiver für den geplagten Bediener. Der zur Grundausstattung gehörende LED-Scheinwerfer am Ausleger kann optional durch zwei Strahler am Dach ergänzt werden – dann dürfte es richtig hell werden.

An der Positionierung des Auspuff-Endrohrs nach hinten führt wohl bei dieser Größenklasse kein Weg vorbei. Unvermeidlich hüllt sich das Gerät in eine Abgaswolke. Dieser Aspekt und die Eigenschaft, dass sich solche Maschinen natürlich vorzüglich für den Inneneinsatz eignen, prädestiniert sie eigentlich für einen Elektro-(Akku-)Antrieb.

Das Mietgerät ist mit dem gängigen Schnellwechsler der Größe SW01 ausgestattet, hier allerdings in der Version als Halbautomat. Entriegelt wird also mit einem Handhebel. Das Verriegeln erfolgt selbsttätig durch Federkraft, sobald das neu aufgenommene Anbauteil in Position sitzt. Ein angenehmes Detail, erspart es doch einmal Absteigen pro Werkzeugwechsel.

Im Testbetrieb

Wir hatten den kleinen Eurocomach auf diversen Baustellen dabei: Er macht richtig Laune. Was die Betätigungskräfte der Steuerschieber betrifft, ist ein Gerät dieser Gewichtsklasse durchaus ohne Vorsteuerung beherrschbar. Und auch wenn ich grundsätzlich meine, dass bestimmte Gerätschaften für den Baustellen-Alltag gar nicht simpel genug gehalten werden können, bringt dieses Ausstattungsmerkmal einen echten Mehr-Nutzen. Die Ausführung mit den Vorsteuerhebeln und Unterarm-Auflagen erleichtert die Bedienung deutlich. Flüssige Bewegungen gehen leichter von der Hand, was eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit erlaubt. Auch im Bereich sensibler Hindernisse behält man stets ein sicheres Gefühl für die Ausrüstung.

Natürlich ist die Beurteilung von Kraft und Geschwindigkeit immer subjektiv und daher mit Vorsicht zu genießen. Mir hat es aber an nichts gemangelt – im Gegenteil. Die Ansteuerung des Ausleger-Seitenversatzes mit dem Schiebeschalter lässt sich gut in den Arbeitsablauf integrieren. Wird diese Funktion ausschließlich angesteuert, kommt sie jedoch etwas ruppig daher. Hier könnte eine Drosselung der Ölmenge Abhilfe schaffen.

Das Auf- und Absteigen erfordert keinerlei turnerische Begabung. Ebenso sind Bein- und Kniefreiheit durch die fehlende Konsole unübertroffen, was eine unverkrampfte Sitzhaltung ermöglicht. Da sich der Gashebel unmittelbar neben der Sitzfläche befindet, kommt es bei stattlichen Fahrern bisweilen zur ungewollten Drehzahl-Verstellung. Bei vollständig nach rechts abgeknicktem Ausleger kann es zur Berührung mit der Fußspitze kommen. Eine echte Quetschgefahr ist zwar nicht gegeben, irritierend ist es allemal. Eine Art Schutzblech könnte diese Stelle einfach entschärfen.

Das Gesamturteil

Bis auf kleine Details hinterlässt die Maschine einen stimmigen Eindruck. Ein großer Pluspunkt ist die Vorsteuerung und die daraus resultierende gute Bedienbarkeit. Da diese bereits in der Grundkonzeption des Geräts berücksichtigt wurde, machen sich die Vorteile auch bei der Zugänglichkeit und dem Platzangebot für den Fahrer voll bemerkbar. Wenn zudem das Servicenetz und die Ersatzteilversorgung passen, ist das Modell eine echte Bereicherung zum Angebot der etablierten Hersteller.