S-Bahnhof Düsseldorf-Bilk

Einpresstechnik arbeitet lärmarm und erschütterungsfrei

Im Düsseldorfer Stadtteil Bilk hat man so gut wie nichts gehört. Obwohl gerade Spundbohlen zur Baugrubensicherung in den Baugrund eingebracht wurden. Verantwortlich dafür: ein Silent Piler von Thyssenkrupp Infrastructure.

Silent Piler von Thyssenkrupp Infrastructure
Der Silent Piler ist ein relativ kleines, kompaktes Gerät – so sind auch enge Platzverhältnisse kein Problem. (Bild: Thyssenkrupp Infrastructure)

Bei der Erweiterung des S-Bahnhofs für den Regionalverkehr entstanden in Düsseldorf-Bilk zwei unterirdische Regenrückhaltebecken. Sie sollen dafür sorgen, dass die städtische Kanalisation nicht zusätzlich durch anfallenden Niederschlag auf der geplanten befestigten Fläche belastet wird. Doch während bei den meisten Baugrubensicherungen die Spundbohlen für alle hör- und spürbar in den Boden gerammt oder vibriert werden, ging es auf dieser Baustelle relativ leise zu: Die Beteiligten hatten sich für das Einpressen der Spundbohlen in den Untergrund entschieden. Zum Einsatz kam ein sogenannter Silent Piler von Thyssenkrupp Infrastructure. Er arbeitet erschütterungsfrei und lärmarm und verursacht beim Einpressen bzw. Ziehen der Spundbohlen keine Bodensetzungen oder Schäden an den angrenzenden Bauwerken. Wegen seiner selbstschreitenden Fortbewegung ist im Vergleich zu anderen Verfahren weniger Personal und Platz auf der Baustelle nötig. Zudem ist er per Fernbedienung gefahrlos und bequem einsetzbar. Geplant und ausgeführt wurde der Bau der Regenrückhaltebecken von TGH Tief- und Gleisbau Hannover aus Pattensen.

Spundbohlen in Boden pressen
Vom Startrahmen aus werden die ersten Spundbohlen in den Baugrund gepresst. Danach stützt sich die Presse auf den bereits gesetzten Spundbohlen ab und schreitet von dort Bohle zu Bohle weiter. (Bild: Thyssenkrupp Infrastructure)

Damit Reisende künftig auch ab Düsseldorf-Bilk mit Zügen des Regionalverkehrs fahren können, erweitert die DB Netze den dortigen S-Bahn-Haltepunkt um einen weiteren Bahnsteig. Das bedeutet eine weitere Flächenversiegelung, sodass das Entwässerungskonzept den Bau von zwei unterirdischen Regenrückhaltebecken vorsah. Bei einem dieser Becken hatten sich die Planer von TGH mit verschiedenen Zwangspunkten auseinanderzusetzen, die ein herkömmliches Einrammen oder -vibrieren der Baugrubensicherung unmöglich gemacht haben, wie TGH-Bauleiter Yunus Aydin erläutert: „Nördlich des Beckens befindet sich eine Schwerlastmauer und östlich liegt in unmittelbarer Nähe eine Unterführung. Westlich steht ein Oberleitungsmast und südlich ein GSM-R-Funkmast der Deutschen Bahn. Dort verlaufen auch die Gleise der Bahnstrecke“ – alles erschütterungssensible Bauwerke. So sei man auf den Silent Piler gestoßen, der die Spundbohlen erschütterungsfrei in den Baugrund presst.

Die genauen Vorteile kennt Tim Bartels, Fachberater bei Thyssenkrupp Infrastructure Region Nord: „Beim Pressen wird lediglich ein statischer Druck auf die Bohlen ausgeübt. So werden nicht nur Erschütterungen im Baugrund vermieden, das Verfahren ist weitestgehend lärmarm.“ So könne bei Baustellen theoretisch Rund-um-die-Uhr gearbeitet werden. Durch die selbstschreitende Technik bewegt sich die Spundwandpresse dabei ferngesteuert von Bohle zu Bohle. Damit nutzt das System während des Pressvorgangs die Reaktionskräfte des Baugrunds auf die bereits eingebrachten Spundbohlen aus. „Bei schwierigen Bodenverhältnissen kann das System auch noch mit zusätzlichem Zubehör ausgerüstet werden.“ So könne der Baugrund mit unter Hochdruck eingespritztem Wasser örtlich gelockert werden (Water-Jetting-Modus) oder im Super-Crush-Modus mit einem integrierten Bohrgerät gearbeitet werden. Beides hat man in Düsseldorf aber nicht benötigt.

TGH-Bauleiter Yunus Aydin und Tim Bartels von Thyssenkrupp Infrastructure
TGH-Bauleiter Yunus Aydin (links) und Tim Bartels von Thyssenkrupp Infrastructure sind mit der Arbeit des Silent Pilers auf der Baustelle sehr zufrieden. (Bild: Thyssenkrupp Infrastructure)

Bei den ersten Spundbohlen arbeitet die Presse zunächst von einem Startrahmen aus. „Der Rahmen verfügt über seitliche Arme, die zur Stabilisierung ausgeklappt werden“, so Bartels weiter. Zur weiteren Stabilisierung werden diese noch beschwert. In Düsseldorf legten die TGH-Mitarbeiter dort die Spundbohlen ab. So konnte zusätzlich noch Lagerfläche bei den beengten Verhältnissen auf der Baustelle eingespart werden. Die Zuführung der Bohlen in die Spundwandpresse erfolgte mit einem Mobilkrans. Dafür wurde an dem Z-Profil ein Sicherheitsschäkel befestigt, die Spundbohle angehoben und senkrecht von oben in die Presse eingesetzt. „Um die Reibungskräfte beim Einpressen der Spundbohlen am Schloss zu reduzieren, wurden die Schlösser mit Bitumen versiegelt“, führt Aydin aus. Darüber hinaus wurden die Schlösser für eine größere Festigkeit im oberirdischen Bereich nach dem Einpressen noch verschweißt.

Mit jeder Bohle, die in den Boden gepresst wird, wandert die Presse dann Schritt für Schritt weiter. Klemmbacken halten sich dafür an den eingepressten Spundbohlen fest. So konnten die 34 je 9,5 m langen Spundbohlen erfolgreich in kurzer Zeit in den Baugrund eingebracht werden. „Außerdem wird der Silent Piler nur von einer Person, dem Operator, ferngesteuert“, betont Bartels. Nach Fertigstellung der Baugrubensicherung konnte die Baugrube planmäßig ausgehoben und das Regenrückhaltebecken erstellt werden.