Glasfaserausbau Stettin

Grabenloses HDD-Verfahren von Tracto als effizienteste Methode

Beim Glasfaserausbau im polnischen Stettin mussten mehrere innerstädtische Flussarme unterquert werden. Nur mithilfe von 400 m langen Dükern gelang es, drei Stadtteile an das Verteilnetz anzuschließen. Entscheidend dabei war die grabenlose Bauweise von Tracto mit dem Grundodrill 28Nplus sowie die Erfahrung und Expertise des ausführenden Unternehmens Hydropex.

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Der Grundodrill 28Nplus am Ufer der westlichen Oder – die Teilautomatisierung des Bohrvorgans entlastet die Mitarbeiter von schweren Aufgaben. (Bild: Tracto)

Der Auftrag lautete: Aufbau eines Verteilernetzes für Telekommunikation in Form eines Glasfaserstammkabels auf mehr als 11 km Trassenlänge. Und zwar durch die sehr dicht bebauten Stadtteile Stettins. Mehr noch: Um die rechtsseitigen Stadtteile mit dem Zentrum zu verbinden, mussten drei Flussarme inklusive der Uferbereiche unterquert werden: die West-Oder (231 m), der Parnicki-Kanal (210 m) und die Regalica (426 m). Zusätzlich zu den langen Unterquerungen, forderten die geologischen Bedingungen die Beteiligten heraus. Immerhin sind die Böden in und um Stettin sehr unterschiedlich – von Sand über Ton bis zu Torf und Moränen. Hinzu kamen die beengten Platzverhältnisse aufgrund der angrenzenden Wohngebiete und der Hafeninfrastruktur einerseits und der Ufernähe mit laufender Schifffahrt andererseits.

Den Zuschlag für die Ausführung bekam das Bauunternehmen Hydropex, das seit sieben Jahren grabenlose Verfahren einsetzt. Dabei setzten die Experten bei allen drei Unterquerungen auf das steuerbare Horizontalspülbohrverfahren (HDD) mithilfe des Grundodrill 28Nplus der Firma Tracto. Jede Bohrung bestand aus einer Pilotbohrung mit begleitender Ortung von einem Boot aus sowie der anschließenden Aufweitung des Bohrkanals mit gleichzeitigem Einzug der HDPE-Mantelrohre (200 mm SDR11 RC). Bei der 231 m langen Unterquerung inmitten des Stadtzentrums kam ein Funkortungssystem vom Typ MAG8 und eine 19-Zoll-Sonde zum Einsatz.

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Anspruchsvolle Pilotbohrung für die lange Unterquerung der Regalica. (Bild: Tracto)

Teilweise liegt die neue Rohrleitung dort nun auf einer Tiefe bis zu 19,2 m unter der Erdoberfläche. Aufgrund der Stahlkonstruktionen der Kaianlagen war höchste Präzision erforderlich: Es galt, einen besonders engen Durchbruch von nur 40 cm Breite in 14 m Tiefe zu treffen. Für die zweite Unterquerung wurde ein kabelgebundenes Ortungssystem verwendet, das sich in der Praxis jedoch als störanfällig erwies. Trotz Signalverlusten konnte das Team unter der Leitung von Tomasz Raczynski die Bohrung nach fünf Tagen erfolgreich abschließen.

Die 426 m lange Unterquerung unter der Regalica war der bislang größte HDD-Einsatz für Hydropex. Aufgrund der begrenzten Fläche mussten die vorbereiteten Rohre zunächst stumpfgeschweißt und oval ausgelegt werden. Um Störsignale bei der Ortung zu vermeiden, wurde der Schiffsverkehr vorübergehend eingestellt und ein Seil über den Fluss gespannt. Die Pilotbohrung, diesmal wieder mit eigenem Funkortungssystem, konnte so innerhalb von zwei Arbeitstagen präzise umgesetzt werden. Insgesamt gelang es dem Team, jede der Unterquerungen in etwa zwei Wochen durchzuführen. Dabei bewährte sich der eingesetzte Bohrgerätetyp den Spezialisten zufolge insbesondere durch die hohe Zug- und Vorschubkraft von 280 kN sowie die stufenlose Drehmomentregelung des Cummins Tier-V-Motors. Ebenso überzeugte die Anwender die Aufzeichnung aller Bohrdaten, um beispielsweise Erkenntnisse über die Härte der Formation zu erlangen.

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Das Arbeiten bei beengten Verhältnissen in dicht besiedelten Stadtteilen und nahe an Flussufern war nur eine der Herausforderungen des Projekts. (Bild: Tracto)

Die Automatisierung des gesamten Bohrvorgangs, vom vollautomatischen Gestängehandling bis zum Einschalten der Spülung, entlastete das Team von körperlich anstrengenden Arbeiten. So konnten sich die Bediener auf die eingestellten Parameter konzentrieren und sie während des Betriebs mit Potentiometern anpassen. Den Kraftstoffverbrauch von etwas mehr als 9 l/h für einen 6-Zylinder-Motor mit einer Leistung von 300 PS empfand das Team als sparsam. Nicht zuletzt für den Fahrer angenehm: Aufgrund der niedrigen Geräuschemission der Maschine konnte er in der Kabine Gespräche von außen hören und wichtige Informationen wahrnehmen. Insgesamt zeigt das Projekt, dass im dicht bebauten urbanen Umfeld sowie bei Gewässerquerungen die grabenlose Bauweise eine effiziente Lösung ist. Eine offene Bauweise wäre hier technisch, organisatorisch und wirtschaftlich kaum umsetzbar gewesen.