Hochgurgl Timmelsjoch

High-Tech im Hochgebirge

Straßenbau im Gebirge gilt vielen als Königsdisziplin: Das steile Gelände verlangt der Technik und Logistik im Vergleich zum Flachland einiges ab. Der Vögele-Radfertiger Super 1803-3i aus der Universal Class meistert eine Vielzahl an Baumaßnahmen, wie sie für den Alpenraum charakteristisch sind. Das hat die Maschine in Hochgurgl unlängst erneut bewiesen.

Vögele, Radfertiger Super 1803-3i
Der Radfertiger Super 1803-3i meistert enge Radien und große Steigungen und kann auf eigener Achse zur Baustelle fahren. Gerade im Alpenraum ist er deshalb äußerst beliebt. (Bild: Vögele)

Ein malerisches Bergdorf, berühmtes Skigebiet und Startpunkt einer spektakulären Passstraße: Die Baumaßnahme in Hochgurgl war auch für das Einbauteam des Bauunternehmens Swietelsky nicht alltäglich. Auf 2.100 m Höhe war die Start- und Landefläche für Helikopter zu vergrößern. Sie gehört zu einer Mautstation der Timmelsjoch-Hochalpenstraße, die das österreichische Tirol mit dem italienischen Südtirol verbindet und auf einer Höhe von 2.474 m den höchstgelegenen Straßengrenzübergang Österreichs passiert. Die spektakuläre Strecke ist eine alpine Legende, die nur einige Monate im Jahr schneefrei gehalten und für den Verkehr freigegeben werden kann.

Einsätze in der Alpenregion stellen hohe Anforderungen an Baumaschinen. Neben der Arbeit in großer Höhe, wo die Luft immer dünner wird, ist auch das Gelände an sich eine Herausforderung. So sind häufig enorme Steigungen zu bewältigen und gleichzeitig enge Kurvenradien herzustellen. „Tirol ist Vögele-Land“, sagt deshalb Andreas Berkmann, Bauleiter Asphalt- und Straßenbau bei Swietelsky. Die ausgereifte Maschinentechnik von Vögele beweise sich gerade auch bei schwierigen Einsatzbedingungen – und wird für seine Robustheit und Präzision von Kunden und Einbauteams weltweit geschätzt.

Das österreichische Bauunternehmen mit Stammsitz in Linz vertraut auf einen Vögele-Radfertiger Super 1803-3i. Der Grund: Seine feinfühlige Lenkung ermöglicht den Einbau enger Kurvenradien, der Allradantrieb sorgt für hohe Traktion, und der Radfertiger kann auf eigener Achse mit bis zu 20 km/h fahren. Damit kommt er schnell auch zu Einsatzorten, wo sich Tieflader schwertun. Vorteilhaft ist das Radfahrwerk auch beim Umsetzen, was sich in Tirol zeigte: Hier wurde jede Bahn in derselben Richtung eingebaut, weshalb die Maschine stets zum Ausgangspunkt zurückfahren musste. Die Strecke legte sie schneller zurück als jeder Raupenfertiger. Ein weiterer Pluspunkt des Radfertigers ist die optionale Lenkbremse Pivot Steer und die daraus resultierende Wendigkeit: Sie bremst bei starkem Lenkeinschlag automatisch das kurveninnere Hinterrad hydraulisch ab und reduziert den Außenwenderadius auf kleine 3,50 m – ohne Pivot Steer sind es 3 m mehr.

Vögele, Radfertiger Super 1803-3i
Für den Hubschrauberplatz wurde die Deckschicht direkt auf die Tragschicht aufgebracht. Die Ausziehbohle AB 500 TV deckt mit diesem Fertiger Einbaubreiten von 2,55 bis 8 m ab. (Bild: Vögele)

In Hochgurgl vergrößerte der Super 1803-3i den Helikopter-Start- und Landeplatz mit Hangar um zwei Drittel auf rund 4.100 m2 Fläche. Dadurch können von hier aus künftig bis zu vier Helikopter starten und landen. Der Standort dient als Basisstation für Lufttransporte, Rettungs- und Notdienste sowie Lawinensprengungen. Der Asphaltaufbau dieser Luftverkehrsfläche unterscheidet sich etwas vom konventionellen Straßenbau: Weil keine Schubkräfte berücksichtigt werden mussten, wie sie auf Straßen immer dann entstehen, wenn Fahrzeuge zum Beispiel bremsen, konnte auf die Binderschicht verzichtet werden. Dadurch folgte auf die Asphalttragschicht direkt die Deckschicht. Für eine gute Vorverdichtung und Ebenheit der Fläche sorgte der Fertiger mit der ausziehbaren Bohle AB 500 TV. Diese verdichtete die Schichten mit den Verdichtungsaggregaten Tamper und Vibration. Die Einhaltung der Schichtstärken nahmen die beiden Bohlenbediener von Swietelsky manuell vor. Bei der Tragschicht waren es 10 cm, bei der Deckschicht 4 cm.

Natürlich geht es in steilem Terrain neben der Wendigkeit auch um Leistungsstärke. Vögele hat das Antriebskonzept so ausgelegt, dass der größte Radfertiger seinem Einsatzspektrum vollumfänglich und in jeder Klimazone der Erde gerecht wird. Der Dieselmotor mobilisiert dazu 129 kW bei 2.000 U/min. Weil nicht immer die maximale Leistung benötigt wird, verfügt das Aggregat über eine Eco-Stufe für einen umweltfreundlicheren und wirtschaftlicheren Betrieb. Einen weiteren Beitrag für die Umwelt leistet auch die Abgasreinigung. Wie alle Maschinen der Wirtgen Group mit einem i am Ende der Produktbezeichnung, ist der Radfertiger nicht nur sparsam, sondern auch sehr sauber: Er erfüllt die strengen Richtlinien der europäischen Abgasstufe V und der US Norm EPA Tier 4f.

Vögele, Radfertiger Super 1803-3i
Gut gelaunt: Das Einbauteam von Swietelsky bei der Arbeit auf 2.100 m Höhe. (Bild: Vögele)

Zudem gehört der Super 1803-3i zur Premium Line von Vögele: Diese Fertiger integrieren die aktuellen Funktionen der Strich-3-Generation, allen voran das Bediensystem Ergo Plus. Das Eco-Plus-Paket wiederum bewirkt eine signifikante Verringerung des Kraftstoffverbrauchs sowie der Schallemissionen. Und die Automatikfunktionen Auto Set Plus erleichtern die Arbeit massiv. Als Vertreter der Universal Class deckt der Super 1803-3i ein breites Anwendungsspektrum ab, von schmalen Wegen bis zum Neubau und der Sanierung von Autobahnen. Durch die Radfertiger-typische Wendigkeit meistert die Maschine auch kurvenreiche Baumaßnahmen wie Kreisverkehre problemlos. Denn beim Fahrwerkskonzept des Herstellers sorgen hydraulische Einzelantriebe in beiden Hinterrädern sowie in zwei oder optional allen vier Vorderrädern für maximale Kraftübertragung. Die in Quer- und Längsrichtung pendelnd aufgehängte Vorderachse gewährleistet ununterbrochenen Bodenkontakt. In Verbindung mit einem elektronischen Zugkraftregler und einem elektronischen Sperrdifferenzial garantiert das Fahrwerkskonzept so optimale Traktion.