Gemeindezentrum Stuttgart

Kirche mit Zusatznutzen

In Stuttgart-Feuerbach errichtet die evangelisch-methodistische Kirche derzeit eine neue Kirche. Außer einem Gemeindezentrum mit Tiefgarage und einem Kindergarten gehören auch Wohnungen dazu. Über Kita, Pastorat und Kirchenraum entstehen in den Obergeschossen acht Wohnungen unterschiedlicher Größe mit zusammen 770 m² Wohnfläche.

teleskopierbare Primax-Stahlträger
Für 5 m Betonierhöhe im Untergeschoss der Kirche wurden die teleskopierbaren Primax-Stahlträger mit einem weiteren Teleskop verlängert. Die Steifigkeit und Maßhaltigkeit der Schalelemente blieben dabei voll erhalten. (Bilder: Mayer Schaltechnik)

In einem nicht mehr sanierungsfähigen Altbau an der gleichen Stelle hatte die wachsende Gemeinde schon bisher ihr Zentrum, das aber längst nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen genügte. Nach dem Abriss im Herbst 2018 entsteht nun für veranschlagte 8,7 Mio. Euro ein dreigeschossiger Neubau, der fast die gesamte Grundstücksfläche belegt: Im 42 × 34 m großen Untergeschoss ist eine Tiefgarage mit Zufahrtsrampe vorgesehen, was bei der engen innerstädtischen Bebauung eine 5 m tiefe, mit einer Trägerbohlwand (Berliner Verbau) gesicherte Baugrube erforderte. Darüber gruppiert sich der u-förmige Baukörper, dessen Innenhof als Zugang zu allen Gebäudeteilen dient.

Außer den Außenwänden in Kalksandsteinmauerwerk mit Wärmedämm-Verbundfassade gibt es jede Menge Beton – sowohl Sichtbetonflächen, als auch glatte Betonfertigteile. Der Zuschlag für den mit etwa 2 Mio. Euro kalkulierten Rohbau ging an die Firma Karl Bürkle aus Fellbach – einen Pionier des Betonfertigteilbaus: Vor etwa 95 Jahren hatte sich Baumeister Karl Bürkle ein damals revolutionäres Verfahren zur Herstellung von Fertigteil-Decken ausgedacht. Mit der ab 1926 produzierten Bürkle-Hohlbalken-Decke entwickelte sich der kleine Handwerksbetrieb zur Unternehmensgruppe mit heute über 300 Mitarbeitern. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die vorgefertigte Bürkle-Treppe dazu – heute ein Renner des Unternehmens.

Neben den zahlreich eingesetzten Fertigteilen aus dem Bürkle-Betonwerk mussten in Feuerbach gut 1.300 m² Ortbetonwände in unterschiedlichen Höhen erstellt werden, überwiegend in Sichtbetonqualität. Dafür wurde die höhenverstellbare Primax-Schalung aus dem Mietpark von Mayer Schaltechnik in Bergrheinfeld bei Schweinfurt geordert. Darüber hinaus hat Bürkle auch beachtliche Mengen an Ultramax- und Alumax-Wandschalung von Mayer aus Eigenbestand auf der Baustelle eingesetzt. Die hat Polier Mario Rodrigues zum Beispiel an den Wänden ohne Sichtbetonanforderung verwendet, ebenso bei den zahlreichen Unterzügen unter der bis zu 45 cm starken Tiefgaragendecke mit teils abenteuerlichen Verschneidungen und Kreuzungen. Die Primax-Trägerroste wurden bei Mayer auf die größte erforderliche Wandhöhe von 5 m eingestellt, nach Vorgabe der Planer mit Dreischichtplatten belegt und als geschosshohe Schalungselemente einsatzfertig nach Stuttgart geliefert – insgesamt knapp 300 m². Um die Saugwirkung der neuen Holzoberfläche zu reduzieren und ein gleichmäßigeres Betonbild zu erzielen, wurden die Platten vor ihrem ersten Einsatz mit Zementschlämme vorbehandelt.

Primax Schalung
Die Primax lässt sich stufenlos auf unterschiedliche Wandhöhen einstellen, lediglich die von hinten verschraubte Schalhaut muss entsprechend angepasst werden. So wurden auf der Stuttgarter Kirchenbaustelle Elemente von 5 auf 3,9 m geschrumpft.

Eine Besonderheit der höhenverstellbaren Primax ist neben ihrer Steifigkeit und Maßhaltigkeit unter vollem Betondruck vor allem die problemlose Anpassung an unterschiedliche Betonierhöhen: Die Teleskopträger lassen sich mit der Vari-Klemme stufenlos auf Höhen zwischen 4 und 6 m einstellen – und wenn das nicht genügt, mit einem weiteren Teleskop oder Rost verlängern. Auf diese Weise wurden bereits Schalungsroste mit über 13 m Höhe realisiert und dabei sogar die Ebenheitstoleranzen der DIN 18202 eingehalten.

Mit unterschiedlichen Betonierhöhen hatte in Feuerbach auch Polier Mario Rodrigues zu tun, sodass ein Großteil der Primax-Elemente im Laufe des Baufortschritts auf eine niedrigere Höhe eingekürzt werden mussten. So wurden insgesamt 33 Elemente auf der Baustelle durch Teleskopieren und den Ausbau eines Verlängerungsträgers von 5 auf 3,9 m geschrumpft. An einem dreiviertel Tag war die Sache erledigt. Polier Rodrigues: „Das System ist selbsterklärend, auch ein Ungeübter hat das schnell im Griff.“ Das Betonbild hat Bauherren wie Planer gleichermaßen überzeugt, selbst wenn die 3-S-Schalplatten quer zu ihrer maximalen Tragfähigkeit auf den Trägerrosten montiert wurden, um die geforderte senkrechte Maserung zu erzielen. Wegen der Elastizität der Platten in Querrichtung haben sich die vertikalen Trägerlagen minimal in der Betonfläche abgezeichnet, was aber zugunsten der ausgezeichneten Betonoptik toleriert wurde.