VDBUM-Förderpreis

Verband würdigt Innovationen der Baubrache

VDBUM_Förderpreis_2023
VDBUM-Präsident Peter Guttenberger (ganz rechts) und die Vorstandsmitglieder Dirk Bennje und Prof. Jan Scholten mit den Gewinnern des VDBUM-Förderpreises 2023 – Steven Mac Nelly (Benninghoven), Daniel Wild (Max Wild) und Maximilian Schöberl (TU München) (v.l.n.r.). (Bild: VDBUM)

Der Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik (VDBUM) hat vor Kurzem zum zehnten Mal seinen Förderpreis verliehen. Max Wild, Benninghoven, Branch of Wirtgen Mineral Technologies und die Technische Universität München sind die Gewinner 2023. Mit 52 Firmen und Instituten haben sich so viele wie nie zuvor um den mit 2.500 Euro dotierten Preis beworben.

In der Kategorie Innovationen aus der Praxis schaffte es Max Wild mit dem Mudcleaner, einer ressourcenschonenden und mobilen Bohrschlamm-Recyclinganlage, auf den ersten Platz. Hintergrund: Leitungen für Öl, Gas, Wasser, Abwasser, Strom oder Telekommunikation werden zunehmend per Horizontalbohrungen (HDD-Verfahren) und damit unterirdisch durchgeführt. Das grabenlose Verfahren stellt einen minimalinvasiven Eingriff in das örtliche Ökosystem dar, der Wasserverbrauch ist jedoch hoch und die Entsorgung des anfallenden Bohrschlamms (ein Gemisch aus Wasser, Bentonit und Erdreich) auf Ackern ist inzwischen gesetzlich verboten. Die mobile Recyclinganlage Mudcleaner erledigt die gesamte Aufbereitung des Bohrschlamms, sodass dieser direkt auf der Baustelle nahezu verlustfrei in Bentonit, Wasser und Reststoffe aufgetrennt wird. Dies ermöglicht die Mehrfachverwendung des Prozesswassers und minimiert so die zu entsorgende Menge und den gesamten Wasserverbrauch. Der Mudcleaner-Truck empfiehlt sich für kleinere und mittlere Projekte mit einem maximalen Durchsatz von 150 bis 180 m3 am Tag.

Mit einem Katalysator für Asphaltanlagen hatte in der Kategorie Entwicklungen aus der Industrie Benninghoven die Nase vorn. Das Revoc-System löst das Problem, dass sich bei der Asphaltherstellung in herkömmlichen Mischanlagen der Gesamtkohlenstoff-Ausstoß drastisch erhöht, sobald mehr Recyclingmaterial verwendet wird. Das nachrüstbare Revoc-System soll Bestandsanlagen auf den neuesten Stand der Technik bringen. Dies ist besonders wichtig, da der Lebenszyklus von Asphaltmischanlagen 20 bis 30 Jahre beträgt. Funktionsweise: Zunächst werden die Abgase direkt am Ort ihrer Entstehung abgesaugt. Allen voran aus dem Mischer der Asphaltmischanlage – dort, wo das erhitzte Gestein, das Recyclingmaterial und das Bitumen aufeinandertreffen und zu frischem Asphalt vermischt werden. Dämpfe, die hohe Cges-Konzentrationen aufweisen, werden zur thermischen Nachbehandlung in den Rekuperator geleitet. Das Revoc-System nutzt die ohnehin erzeugte Energie für Trocknung und Erhitzung des Weißminerals (Primärfunktion), zur thermischen Nachbehandlung der Gesamtkohlenstoffe (Sekundärfunktion). So lässt sich mit dem System ein hoher Recyclinganteil (bis 60 Prozent) bei gleichzeitiger Halbierung der Gesamtkohlenstoff-Emissionen erzielen.

Die Technische Universität München könnte sich in der dritten Kategorie, Projekte aus Hochschulen und Universitäten, durchsetzen – und zwar mit der kollaborativen Rüttelplatte Cobot. Sie verdichtet auf Basis des digitalen Geländemodells, das vom Bagger erzeugte Planum autonom bis zu einem vorgegebenen Verdichtungsgrad. Zunächst wurden die Maschinensignale einer handelsüblichen, funkgesteuerten Rüttelplatte einem ROS-basierten (Robot-Operating-System) eingebetteten Computer zugänglich gemacht und mittels WLAN eine Schnittstelle zur Programmierung des Systems geschaffen. Schließlich wurden zwei GNSS-Empfänger (Global Navigation Satellite System) auf der Platte montiert. Die Rüttelplatte war damit in der Lage, vorgegebene GNSS-Punkte autonom anzufahren und den lokalen Verdichtungswert zu dokumentieren. Zur Kollaboration mit einem Bagger wird das digitale Geländemodell aus der 3D-Baggersteuerung inklusive Verdichtungs-Soll-Wert per WLAN an die Platte übergeben und autonom von dieser abgearbeitet werden. Der Einsatz des Cobots erlaubt die Halbierung der Arbeitszeit, da Verdichtung und Erdbaumaßnahmen gleichzeitig stattfinden können. Dabei befindet sich kein Bediener im Gefahrenbereich des Baggers. Ermöglicht wird auch der lokale Ein-Mann-Betrieb solcher Tiefbaustellen durch einen Maschinisten.