Maschinentest

Attraktive Case-Neuheiten bei Roadshow in München

Die Case-Roadshow 2023 machte unlängst Station in München. Weil dort erstaunlich viele Neuheiten angekündigt waren, haben wir die Gelegenheit für erste Proberunden ausgiebig genutzt – und unseren bd-Maschinenexperten Dirk Bömer von einer Kabine zur nächsten geschickt.

Case hat jetzt wieder Mobilbagger im Programm, vier brandneue Typen. Der kleinste Vertreter der Reihe ist der WX 140 E mit Standard-Oberwagen. (Bilder: bd/Bömer)

Zuletzt war es bei Case um das Thema Mobilbagger recht still geworden. Ohne diese Maschinengattung wird ein Hersteller auf dem europäischen Markt jedoch nicht so recht als Komplettanbieter wahrgenommen. Die Antwort stand nun im Mittelpunkt der Case-Präsentation: die neuen Mobilbagger der E-Serie. Die Maschinen stammen aus einer Kooperation mit dem koreanischen Hersteller Hyundai. Damit können nun vier marktgerechte Typen in der 15- bis 19-t-Klasse angeboten werden (gerne verweisen wir hier auf unseren Mobilbaggertest in der Baggertest-Rubrik). Daneben gab es zahlreiche weitere Neuheiten zu sehen – und natürlich auch auszuprobieren, was wir stets zu schätzen wissen.

Als Vorschau auf die Midibagger der E-Serie, die noch heuer verfügbar sein werden, beispielsweise den CX 75 E. Er entspricht dem Baumuster der hauseigenen Eurocomach-Maschinen und ist im Wesentlichen ein CX 65 D mit massiverem Unterwagen, was ihn in die 7,5-t-Liga aufsteigen lässt. Weitere Modelle in der populären 8- bis 10-t-Klasse sollen mittelfristig folgen. Charakteristisch für die Baureihe ist der seitlich längs verbaute Kubota-Motor, der sich erstaunlich laufruhig gibt. Da er über eine seitliche Haube zugänglich ist, genügt am Heck eine relativ kleine Klappe, hinter der sich Kraftstoff- und Hydrauliktank befinden. Das Ganze wird umrahmt von einem massiv wirkenden Gussteil, das als Heckgewicht dient und auch vor robusten Remplern schützt. Ein kleines, aber mitunter wichtiges Detail ist der Kolbenstangen-Schutz bei den Verstellzylindern, die schon mal gerne mit der Kante von Containern oder Lkw-Bordwänden kollidieren. Die Zusatz-Hydraulikkreise sowie der Ausleger-Seitenversatz werden über Proportionalwippen auf den Joysticks angesteuert, während die jeweiligen Fördermengen am Display einstellbar sind. Beim Probebaggern gab sich die Maschine sehr gut abgestimmt, was die überlagerten Bewegungen angeht.

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Ein sehr spezielles Rekordgerät gab es ganz nebenbei auch noch: den kleinsten serienmäßig lieferbaren Bagger mit hydraulischem Verstellausleger. Sicher nichts für den preissensitiven Glasfaser-Kunden. Aber ein Galabauer, der auch mal selbst auf der Maschine sitzt, dürfte die erweiterten Möglichkeiten zu schätzen wissen. Man muss beispielsweise keinen überlangen Stiel bestellen, um Material gegen das Schild aufnehmen zu können. Auch der Betrieb eines (Sortier-)Greifers funktioniert in einer solchen Konfiguration deutlich besser.

In ähnlicher Gewichtsklasse agiert der elektrische CX 25 EV, er soll im zweiten Halbjahr 2023 lieferbar sein. Der größere Bruder des ebenfalls elektrischen CX 15 EV basiert vom Stahlbau her auf dem CX 22 D, also einer Bauform mit Standard-Hecküberstand. Es sind drei Grund-Betriebsarten vorwählbar, darüber hinaus kann der Fahrer die Charakteristik der elektrohydraulischen Vorsteuerung je nach Art der Arbeit oder persönlicher Vorliebe konfigurieren. Bei der obligatorischen Proberunde machte der neue Elektrische jedenfalls einen sehr lebendigen Eindruck.

Und dann noch richtiges Neuland: Erstmals wurde der Prototyp eines Elektro-Knickladers in der 0,5-m³-Klasse vorgestellt. Lieferbar in Schutzdach- oder Kabinen-Version. Auffällig sind die Ausnehmungen in den Wangen des Hubgerüsts: Sie dienen der Gewichtsersparnis und sollen die Laufzeit messbar verlängern. Der 23-kWh-Lithium-Ionen-Akku benötigt am Lichtstrom sechs Stunden, um 80 Prozent Ladung zu erreichen; mit Schnell-Ladegerät geht das in einer Stunde. Der Fahrantrieb verzichtet sinnvoller Weise auf den Hydrostaten und wird direkt über einen E-Motor betrieben.

Die Arbeitshydraulik wird von einem eigenen Elektroantrieb gespeist. Das haben wir gleich mal ausprobiert. Die Reifen waren für den aufgewühlten Grubenkies sicher nicht optimal, und die Schaufel mit dem extrem kurzen Boden strömungstechnisch nicht gerade günstig – aber mit ein wenig Gefühl am Fahrpedal ließ sie sich dann doch ordentlich füllen. Klar: Der volle Vorschub liegt vom Stand weg an, da muss man sich etwas dran gewöhnen. Sollte aber machbar sein.

Der kleine E-Lader ist wohl ideal für stationäre Einsätze, wo er über Tag immer wieder kurzzeitig gebraucht wird, beispielsweise im kommunalen Bauhof, Galabau oder der Landwirtschaft. Und nicht zu vergessen der Baustoffhandel – ein übliches Szenario: morgens großer Andrang, schnell einen 7,5-Tonner mit Sand beladen, da wird der gerade erwachte Diesel-Lader mit Vollgas und durchdrehenden Reifen in den Haufen getrieben, wobei eine Abgasfahne mit ausgesprochen ungesunder Färbung erzeugt wird. Dies steckt der E-Antrieb deutlich besser weg – abgesehen vom Reifenabrieb – und das allein schon würde auf lange Sicht einen gewissen Mehrpreis rechtfertigen.

Nicht minder interessant die nun werksseitig lieferbare Joystick-Steuerung für die Grader-Modelle. Über Jahrzehnte gehörte in einer Graderkabine eine scheinbar endlose Reihe von Bedienhebeln zum Erscheinungsbild. Das ist nun wohl endgültig vorbei. Die komplette Ansteuerung von Schar, Frontschild, Heckaufreißer sowie aller Fahr- und Lenkfunktionen wurde in zwei elektrohydraulischen Joysticks untergebracht.

Klingt zunächst etwas überfrachtet, funktioniert aber erstaunlich intuitiv. Weit entfernt von einem professionellen Graderfahrer, war ich auf der Testrunde mit den Grundfunktionen recht schnell vertraut. Bis auf den Scharhub links, sind auf dem rechten Joystick alle Funktionen, die die Schar betreffen, zusammengefasst.

Links wurden alle Fahrfunktionen gebündelt. So betätigt eine seitliche Auslenkung die Achsschenkellenkung, eine Verdrehung um die Hochachse aktiviert die Knicklenkung. Die elektronische Ansteuerung vereinfacht natürlich auch spezielle Sonderfunktionen oder Anpassungen an Fahrerwünsche sowie die Implementierung einer 3D-Steuerung.

Kleines Schmankerl am Schluss: der Prototyp des Micro-Raupenladers TL 100. Die gut 1 m breite Maschine hat eine verfahrbare Nutzlast von rund 450 kg, bei 1,6 t Einsatzgewicht. Unter anderem wollte Case bei der Roadshow das Interesse an einer derartigen Maschine hierzulande ausloten. Und gerade im Garten- und Landschaftsbau wird es immer wieder Baustellen mit stark begrenzten Zugangsmöglichkeiten geben. Nun hat der kleine Lader zwar eine geringere Transportkapazität als beispielsweise ein Dumper, wiegt aber diesen Nachteil mit der Fähigkeit auf, einen Absetz-Container direkt zu beladen oder Material gezielt einbauen zu können.

Das Maschinchen machte dann auch einen ausgesprochen agilen Eindruck, und es war ein Leichtes die Schaufel zu füllen. Die Steuerung entspricht dem ISO-Standard wie bei einem Kompaktlader mit Joystick-Bedienung. Für Einsätze in hochwertiger Umgebung mit weniger erfahrenen Bedienern jedoch wäre eine Betätigung des Fahrwerks mit je einem Hebel pro Kette noch etwas intuitiver.