Maschinentest

Bobcat Demo Days im tschechischen Dobris

Demo Days bei Bobcat im tschechischen Dobris: Alle Neuheiten der vergangenen Bauma standen zum Testen bereit – diese Chance haben wir natürlich ausgiebig genutzt. Dazu gab es eine Vorschau auf jüngste Ergänzungen im Lader-Programm.

Im Auslieferungslager des Bobact-Werks im tschechischen Dobris haben die Maschinen nur eine kurze Verweildauer – sie werden ausnahmslos auf Kundenbestellung gefertigt. (Bilder: bd/Bömer)

Bei den Demo Days am europäischen Produktionsstandort nahe Prag können sich Kunden, Händler und Fachjournalisten zwei Wochen lang über alle Facetten von Herstellung und Einsatz der Bobcat-Maschinen ausgiebig informieren. Der Standort ist zwischenzeitlich auf 1.850 Arbeitsplätze angewachsen und produziert Minibagger, kleinere Kompaktlader sowie knickgelenkte Radlader für den Weltmarkt. Alle 20 Minuten verlässt eine fertige Maschine das Montageband, 2022 waren es insgesamt 29.000.

Wichtigster Programmpunkt für uns: freie Maschinenwahl auf dem Demogelände, überall steckte der Schlüssel. In kürzester Zeit kann man alle denkbaren Maschinen im Einsatz gegenüberstellen, etwa Kurzheck gegen Standard oder Elektro gegen Diesel. Auch bei den bereits bewährten Geräten gab es mitunter noch etwas zu entdecken. Beispielsweise den in Europa kaum beachteten Daumen, der am Stiel als Gegenhalter zum Tieflöffel dient. In den USA wird kaum ein Bagger ohne dieses simple, aber effektive Anbaugerät ausgeliefert – der Gewinn an Flexibilität beim Sortieren und Verladen ist enorm. Beim nächsten Maschinen-Angebot also einfach mal mit anfragen, das Ding nennt sich offiziell Hydraulikklammer.

Nicht mehr brandneu und trotzdem unser Favorit der Veranstaltung: Der elektrisch angetriebene T 7 X kommt gänzlich ohne Hydraulik aus, die Ausrüstung wird über Kugelumlaufspindeln bewegt. Im Beast-Mode geht es richtig rund …

Auf der Bauma im strömenden Regen präsentiert, stand er nun zum Probebaggern bereit: der elektrisch angetriebene E 19 e in der 2-t-Klasse. Bislang ist er lediglich mit Schutzdach zu haben. Wer ihn hauptsächlich im Außenbereich verwenden möchte, würde sicher eine Kabinenvariante bevorzugen. Die Laufzeit der 17,3-kWh-Li-Ionen-Batterie wird je nach Einsatz von fünf bis hinunter zu zweieinhalb Stunden angegeben – letzteres im Dauerbetrieb mit einem Hammer. Das Aufladen erfolgt mit einem externen 400-V-Schnell-Ladegerät in zwei Stunden oder am 230-V-Netz über Nacht. In der kurzen Zeit an den Joysticks war kein Unterschied zum Dieselmodell bezüglich Kraft oder Geschwindigkeit festzustellen. Was immer angenehm auffällt ist der ausgesprochen niedrige Geräuschpegel.

Der E 88 mit Mono- oder Verstellausleger stammt aus US-amerikanischer Produktion, im letzten Jahr vorgestellt und für viele die erste Gelegenheit, den 9-Tonner einmal selbst auszuprobieren.

Seit ein paar Jahren kann Bobcat auch knickgelenkte Radlader in der 0,8-m³-Klasse aus eigener Produktion anbieten. Jetzt wird diese Baureihe mit dem L 95, einem Gerät mit 1,0-m³-Standardschaufel, nach oben erweitert. Er wird von einem hauseigenen Dieselmotor mit 75 PS angetrieben und in 40 km/h-Version lieferbar sein. In Dobris war der L 95 als Vorseriengerät zu sehen – bald soll er verfügbar sein.

Das Lader-Programm des Herstellers ist mittlerweile so vielfältig, dass man schon sehr genau auf die Nomenklatur der verschiedenen Baureihen achten muss. So gibt es neben den Kompakt-Radladern auch noch die Familie der Kompakt-Knicklader. Sie nimmt ein Konstruktions-Prinzip auf, dessen Ursprung allgemein in den Weiten Finnlands verortet wird. Kennzeichnend ist der Fahrerplatz auf dem Vorderwagen und der teleskopierbare Hubarm. Die Produktlinie bestand bislang aus den Typen L 23 und L 28 und soll nun mit dem L 35 nach oben ergänzt werden. Bei den Demo Days war er als Konzeptmaschine vertreten und wir konnten uns einen ersten Eindruck verschaffen.

Unschlagbarer Vorteil der Demo Days: Statt statischer Exponate steht das gesamte Programm zum Testen bereit, alle Maschinen können direkt gegenübergestellt werden – beispielsweise die Diesel- und Elektro-Varianten des E10 oder E19.

Für ein Maschinchen mit zirka 2,5 t Eigengewicht ist er mit 57 PS recht kernig motorisiert, was auch den Betrieb von anspruchsvolleren Anbaugeräten möglich macht. Bei diesem Lader-Konzept wird die Drehzahl des Antriebsmotors manuell eingestellt, Fahrtrichtung und Geschwindigkeit werden über separate Pedale für Vor- und Rückwärtsfahrt geregelt. Nach kurzer Eingewöhnung – auch an die ungewohnte Sitzposition vor dem Knickgelenk – findet sich jeder zurecht, der schon mal einen Radlader bedient hat.

Ein gewisser Spaßfaktor lässt sich hier nicht abstreiten. Bobcat spricht mit diesen Ladern Anwender an, die sich nie so recht mit dem klassischen, antriebsgelenkten Kompaktlader anfreunden konnten. In die gleiche Richtung zielt der L 40, der ebenfalls als Studie gezeigt wurde. Auch er liegt bei etwa 2,5 t Dienstgewicht und würde hierzulande wohl als Hoflader bezeichnet. Im Handling entspricht er sicher am ehesten den Erwartungen eines gelegentlichen Bedieners, ist also bestens geeignet für den Mietpark.

Mit dem L 35 möchte Bobcat letzte Lücken im Laderprogramm schließen.

Kein Bobcat-Event ohne eine Runde mit dem Kernprodukt Kompaktlader, in diesem Fall ein Kompakt-Raupenlader. In den Vereinigten Staaten, Mutterland des Skidsteer, haben die Verkaufszahlen der Raupenmaschinen die der Radgeräte schon deutlich überholt. Und dafür gibt es viele gute Gründe: Das Fahrverhalten im Gelände und die Traktion sind einfach unübertroffen. Um innerhalb der Baureihe vergleichen zu können, wählten wir als Referenz den T 590, eine Maschine aus der Mittelklasse. Mit 3,6 t Einsatzgewicht, 50,8 kW Motorleistung und Standardschaufel ein ordentliches Leistungsgerät.

Gleichwohl hatten wir mit einem Auge auf den T 86 geschielt – und da ging noch mehr. Mit 79 kW (105 PS) ist er der stärkste Kompaktlader, den Bobcat je produziert hat – das spürt man. Der gut 5,5 t schwere Lader rennt die Steigungen rauf wie runter. Dabei frisst sich die Vier-in-Eins-Schaufel geradezu spielerisch in das schwere Lehm-Fels-Gemisch. Einmal im Rhythmus, muss man aufpassen, dass man von der Außenwelt überhaupt noch Notiz nimmt.

Bobcat-Klassiker: Nach wie vor steht der Markenname international für einen antriebsgelenkten Kompaktlader – hier war die ganze Produktlinie aufgefahren.

Problemstellen der Bauart wurden jetzt eliminiert

Dabei fallen uns zwei Punkte auf, die bei Kompaktladern stets ein gewisses Manko waren: Einerseits gehörte durch die vergleichsweise hohe Motorleistung ein entsprechender Geräuschpegel einfach dazu. Bei der neuen R-Serie hat Bobcat die Kabine als komplett geschlossene Einheit konzipiert, was zu einem deutlich angenehmeren Geräuschpegel im Inneren führt. Andererseits war die eingeschränkte Sicht stets ein Problem. Nach hinten verhinderten der Motorraum und das Hubgerüst den direkten Blick. Seitlich wurde die Reinigung der Scheiben durch ein Gitter, das als Schutz vor den dicht vorbeirauschenden Hubarmen diente, stark erschwert.

Die R-Serie hat nun optional eine sogenannte Freisicht-Kabine, weitgehend ohne Gitter, schlagfeste Polycarbonat-Scheiben sorgen nun für Sicherheit. Unbedingt mitbestellen sollte man ebenfalls die Rückfahrkamera, um den Rückraum ohne Verrenkungen im Blick behalten zu können – ein wirkliches Sicherheitsplus. Mit dem T 86 im Gelände große Mengen Dreck zu bewegen macht auf jeden Fall Laune, trägt aber nur bedingt zur Amortisation bei. Die besondere Qualität der Maschine ist ihre Fähigkeit, leistungsstarke Anbaugeräte zu betreiben. Stand die High-Flow-Ausstattung schon seit Jahren auf der Liste der optionalen Ausstattungen bei Bobcat-Ladern, kann nun zusätzlich eine Super-Flow-Variante bestellt werden. Mit 159 l/min bei 280 bar können Fräsen, Radsägen oder Forstmulcher wirtschaftlich betrieben werden.

Platzhirsch: Der T 86 ist der leistungsstärkste Kompaktlader den Bobcat je auf die Ketten gestellt hat. Die zwei zusätzlichen Anschlüsse weisen dezent auf die Super-Flow-Zusatzhydraulik hin – so wird die Maschine zum effektiven Geräteträger.

Unser Highlight in Dobris aber war eine Testrunde mit dem T 7 X. Der weltweit erste Kompaktlader, der völlig auf Hydraulik verzichtet und komplett elektrisch betrieben wird. Der Fahrantrieb erfolgt durch Elektromotoren, die Arbeitsausrüstung wird durch Kugelumlaufspindeln bewegt. Letztere werden auch als Aktuatoren bezeichnet und sind bislang eher aus Anwendungen in Werkzeugmaschinen bekannt. Da die Spindel von einem E-Motor angetrieben wird, vermutet man eine gewisse Trägheit im Ansprechverhalten.

Das Gegenteil ist der Fall: Die Ausrüstung folgt den Steuerbefehlen sehr direkt, auch ein Schütteln der Schaufel ist problemlos möglich, um klebendes Material zu lösen. Der Fahrantrieb ist nahezu lautlos, hauptsächlich nimmt man das Klackern der Ketten wahr. Bobcat hält sich mit detaillierten technischen Daten noch zurück. Zu erfahren war, dass die derzeit verbaute Lithium-Ionen-Batterie eine Speicherkapazität von 60,5 kWh besitzt, womit ein Dauerbetrieb über vier Stunden möglich sein soll. Zur Herstellung werden 40 Prozent weniger Einzelteile benötigt als bei einem vergleichbaren Diesel-Lader wie in diesem Fall dem T 76.

Europa-Premiere für das Rad-Modell: Gegenüber der Maschine mit dem Raupenlaufwerk soll der S 7 X eine deutlich längere Batterielaufzeit haben.

Eine zentrale Rolle bei der neuen Maschine spielt die elektronische Regelung. Auch unter Laufzeitaspekten sind verschiedene Betriebsarten wählbar, wobei der Beast-Mode die Maschine ganz sicher schneller an die Ladestelle zwingt. Die Kraftentfaltung der Aktuatoren richtet sich nach der Stromstärke – und die soll bei der Vorführmaschine eher konservativ eingestellt gewesen sein. Passende elektrisch angetriebene Anbaugeräte befinden sich in der Entwicklung. Nach der Proberunde würde der bd-Tester der Elektro-Variante den Vorzug geben. Sein Europa-Debüt wiederum gab der Prototyp des S 7 X , das Pendant zum T 7 X auf Rädern, der sogar Laufzeiten bis acht Stunden erreichen soll.

Ausblick auf Technologien, die bei Baumaschinen erstmals zur Anwendung kommen sollen: Es sind Systeme in der Erprobung, die vor allem der Sicherheit dienen, aber auch die digitale Vernetzung vorantreiben sollen. Die Fernsteuerlösung Max-Control, bei der die Maschine per Smartphone bedient wird, ist jetzt über einen mobilen Gaming Controller erweiterbar. Was nach Spielerei klingen mag, hat durchaus einen praktischen Nutzen: so kann das zeitraubende Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Maschinen bei bestimmten Einsätzen entfallen – bedeutet mehr Effektivität. Zugleich baut Bobcat sein Vertriebsprogramm massiv aus, sei es durch Re-Branding oder Hinzunahme ganzer Produktgruppen.

Doosan Portable Power, ursprünglich eine Sparte von Ingersoll-Rand, vertreibt jetzt Luftkompressoren, Generatoren und Beleuchtungsanlagen unter der Marke Bobcat. Gleiches gilt für die Konzern-Marke Doosan Industrial Vehicle und deren komplettes Programm an Flurförderzeugen. Die Baubranche nur am Rande betreffen kompakte Traktoren und Rasenpflege-Geräte, die in naher Zukunft das Bobcat-Portfolio ergänzen werden. Full-Liner – der Titel für das neue Vertriebsprogramm ist in der Tat treffend gewählt.