Talbrücke Volmarstein

Einklappbare Schalungskonstruktion

Die sanierungsbedürftige Talbrücke Volmarstein an der A1 wird durch einen 285 m langen Neubau ersetzt. Dabei vertraut Bemo Tunnelling auf das MK-Ingenieurbausystem von Ulma Construction aus Rödermark, um mit einer einklappbaren Schalungskonstruktion die beengten Platzverhältnisse bei der Herstellung des zweistegigen Plattenbalkenquerschnitts mit einem Vorschubgerüst sicher zu beherrschen.

Das zweite Teilbauwerk der Talbrücke Volmarstein wird direkt neben dem ersten bereits fertiggestellten errichtet. (Bilder: Bemo Tunnelling)

Die drittlängste deutsche Autobahn A1 führt in Nord-Süd-Richtung auf rund 748 km durch sieben Bundesländer. Gerade in Nordrhein-Westfalen sind viele Teilabschnitte stark befahren und die zahlreichen Brückenbauwerke damit besonders belastet. So auch die Talbrücke Volmarstein, die 1959 als Hangbrücke mit zwei getrennten Überbauten errichtet wurde. Eine Bauwerksprüfung im Dezember 2011 ergab, dass die Brücke erheblich geschädigt ist und schnellstmöglich neu gebaut werden muss. Im Jahr 2020 wurde das erste neue Teilbauwerk für die Fahrtrichtung Bremen fertiggestellt, danach begann der Bau des zweiten Teilbauwerks in Fahrtrichtung Köln. Für die Planung und Herstellung des Schalungsgesperres in den äußeren Bereichen des Überbaus vertrauten die Bemo-Ingenieure auf die Schalungskompetenz von Ulma. Mit dem Ingenieurbausystem MK konnten die besonderen örtlichen Bedingungen der komplexen Autobahnbaustelle sicher beherrscht werden – vor allem die beengten Platzverhältnisse bei der Herstellung des zweistegigen Plattenbalkenquerschnitts mit einem Vorschubgerüst mit einklappbarer Schalungskonstruktion.

Die mit typisiertem Lochraster versehenen, feuerverzinkten U-Profile sind der Hauptbestandteil des flexiblen MK-Systems – sie lassen sich für eine Vielzahl von Tragstrukturen kombinieren.

Die neue Talbrücke Volmarstein mit 285 m Länge wurde als Spannbetonbrücke ausgeführt und besteht wie ihre Vorgängerin aus zwei Teilbauwerken. Jedes davon mit 19,25 m Breite übernimmt eine Fahrtrichtung mit je drei Fahrstreifen und dem Standstreifen. Der Neubau der Teilbauwerke erfolgte nacheinander, damit während der gesamten Bauzeit der Verkehr aufrechterhalten werden konnte. Als Bauverfahren kam in beiden Fällen ein Vorschubgerüst zum Einsatz, das die Schalungskonstruktion zur Herstellung des Überbaus trug. Insgesamt wurden beide Brückenteilbauwerke in jeweils zehn Takten erstellt, wobei jeder Takt ungefähr 30 m lang ist. Jeweils nach Fertigstellung eines Takts wurde das gesamte Schalungsgesperre um einen weiteren Takt verschoben.

Die abklappbare Lösung verhindert Kollisionen

„Nach dem Aushärten des Betons und Spannen der Längsspannglieder wurde das Traggerüst zusammen mit der Schalung zunächst hydraulisch abgesenkt und die gesamte Schalungskonstruktion inklusive des Traggerüsts in den äußeren Bereichen des Plattenquerschnitts nach außen verschoben. So konnte das Gesperre mitsamt Traggerüst die Brückenpfeiler passieren“, erläutert Oliver Grote, Sales-Manager bei Ulma. Normalerweise sei dafür rechts und links der Brückenkonstruktion ausreichend Platz vorhanden. Doch in Volmarstein grenzt das zweite Teilbauwerk unmittelbar an das bereits errichtete. „Hätte man das Gesperre hier nach außen verschoben, wäre es an die benachbarte Brücke gestoßen. Daher war hier eine flexible und abklappbare Lösung gefragt“, so Grote – ideal für das MK-System von Ulma.

Damit das Vorschubgerüst zusammen mit der Schalungskonstruktion zum Passieren der Brückenpfeiler nach außen verschoben werden konnte – ohne dabei die Entwässerung des bereits fertigen Teilbauwerkes zu beschädigen –, war eine einklappbare Lösung gefordert.

MK-Hauptbestandteil sind feuerverzinkte, mit typisiertem Lochraster versehene U-Profile, entwickelt für verschiedenste Anwendungen mit hoher Belastung. Kombiniert mit Knotenblechen und Verschraubungen können die Profile zu einer Vielzahl von Tragstrukturen in unterschiedlichen Geometrien zusammengesetzt werden. Die Profile stehen in diversen Längen zur Verfügung und lassen sich wegen der Lochungen leicht und schnell mit den entsprechenden Verbindern und minimalem Werkzeugeinsatz zu einer tragfähigen Konstruktion montieren – und genauso leicht und schnell auch wieder demontieren. So können je nach Aufgabe einfache oder auch komplexe Strukturen geschaffen werden. Grote: „Wir haben das Gesperre für die Brücke in Volmarstein im Werk konfektioniert und weitestgehend vormontiert auf die Baustelle geliefert. Vor Ort wurden die vormontierten Scheiben zusammengebaut, mit Universalspindelstreben ausgesteift und unsere Holzschalungsträger befestigt, die letztendlich die Schalhaut tragen.“ Bevor die einzelnen Elemente ihre Reise nach Volmarstein antraten, lieferten die Ulma-Schalungsexperten noch die detaillierte Planung, inklusive Statik und Tragfähigkeitsnachweis für das Gesperre.