Fahrbericht 7-8/2021

Hitachi Radlader ZW 220 Generation 7

Während eines Pressetags im Coreum hat der bd baumaschinendienst die Gelegenheit zu einer schnellen Runde mit dem ersten Vertreter der Radlader-Generation 7 von Hitachi genutzt. Unser ZW 220-7 präsentiert sich nach der Modellpflege als ausgereifter Lader mit bewährtem Antriebsstrang und nützlichen neuen Ausstattungen.

Hitachi-Radlader Generation 7
Die Hitachi-Lader der Serie 7 sind auf den ersten Blick zu identifizieren: Das Hubgerüst ist jetzt in einem Anthrazit-Ton lackiert, auf der Motorhaube wurden die farblich abgesetzten Bereiche getauscht. (Bilder: bd/Bömer)

Zusammen mit Jonas Lange, Kiesel-Produktmanager für Radlader, konnten wir den neuen Radlader Probe fahren. Der ZW 220-7 ist das erste Modell der kommenden Serie-7-Radlader und mit etwa 18 t Betriebsgewicht in der 3-m³-Klasse angesiedelt. Wie bei den Baggern der Generation 7 ist auch hier der Grund für eine Neuauflage die Umstellung auf Antriebsmotoren der Emissionsstufe V. Die damit einhergehende Modellpflege geht über die optische Auffrischung allerdings ein gutes Stück hinaus.

Der erste Eindruck

Das farbliche Erscheinungsbild scheint auch bei Baumaschinen modischen Zyklen zu unterliegen. Derzeit befinden wir uns offenbar in der Phase der dunkel abgesetzten Arbeitsausrüstungen. Die Testmaschine lässt sich also unter den Serie-6-Geräten auf den ersten Blick identifizieren. Obwohl sich am Stahlbau und an den Verkleidungen gar nicht so viel geändert hat, wirkt der Lader durch das neue Farbschema von den Proportionen her anders als sein Vorgänger. Stehen tut ihm der neue Look durchaus.

Unter der Haube befindet sich ein Cummins-6-Zylinder mit Single-Module-Abgasnachbehandlung. Hier wurden vom Motorhersteller alle Komponenten des DPF- und SCR-Systems zusammengefasst. Auf eine Abgasrückführung konnte gänzlich verzichtet werden – gut so! Harnstoff- und Dieseltank liegen auf verschiedenen Seiten der Maschine, eine Verwechslung sollte somit eigentlich ausgeschlossen sein. Beim Antriebsstrang setzt Hitachi auf den bewährten Wandler mit einem fünfstufigem Automatik-Lastschaltgetriebe von ZF. Leistungsverzweigte Getriebe scheinen in der Serie 7 noch kein Thema zu sein.

Auf den zweiten Blick fallen die Detail-Änderungen auf. Sämtliche Beleuchtungselemente wurden als Standard in LED-Technik ausgeführt. Am Dach der Kabine gibt es jetzt ringsum einen Handlauf sowie am Vorderwagen zusätzliche Trittstufen, die das Reinigen der Frontscheibe erleichtern und sicherer machen. Die Wegaufnehmer für das Positioniersystem von Hubgerüst und Schaufel sitzen nicht mehr auf den Zylindern, sondern als Winkelgeber in den Drehpunkten. Ein mechanisches Nachjustieren mit dem Schraubenschlüssel ist also nicht mehr erforderlich. Die optionale Zentralschmieranlage befindet sich nun auf dem Vorderwagen und ist vom Fahrerplatz aus einsehbar. Ebenfalls optional ist eine werksseitige Hinderniserkennung am Heck. Die elektrisch verstell- und beheizbaren Rückspiegel sind größer als beim Vorgänger und verfügen zusätzlich über Weitwinkelsegmente.

In der Kabine

Den Fahrerplatz erreicht man weiterhin über vier Trittstufen. Dann muss man kurz umdenken, denn im Gegensatz zum Vorgänger ist die Tür nun vorne angeschlagen. Auch im Innenraum gibt es einige Änderungen, die gleich ins Auge fallen. Bei den A-Säulen schaut man ab sofort nicht länger auf lackierte Stahlprofile, sie wurden mit hellem Kunststoff verkleidet. An der rechten A-Säule befindet sich jetzt das Tastenfeld für häufig genutzte Funktionen in direkter Blickrichtung des Fahrers. Das Ansteuern der elektrischen Außenspiegel erfolgt ebenfalls von hier aus.

Zur Serienausstattung gehört auch der aus den Serie-7-Baggern bereits bekannte 8-Zoll-LCD-Monitor. Wie gehabt, erfolgt die Ansteuerung über den Dreh-Drückschalter. Wurde die Aerial-Angle-Ausstattung mitbestellt, wird auf dem Display die 270-Grad-Vogelperspektive dargestellt, ansonsten lediglich das Bild der Heckkamera. Neben den allgemeinen Menüfunktionen können im Display auch die Hub- und Kippwinkel der Ausrüstung eingestellt werden. Bei installierter Hinderniserkennung wird eine optische und eine akustische Warnung ausgelöst, in der Intensität abhängig vom Abstand zum erfassten Objekt. Und ohne Klima-Automatik, Bluetooth und integriertes DAB+ Radio geht heutzutage kein Hitachi-Lader mehr vom Band.

In der Kabine hat sich einiges getan: Die Bedienelemente und der Monitor sind an der A-Säule platziert, die Konsole mit den Steuerhebeln für die Ausrüstung ist gemeinsam mit dem Fahrersitz schwingend gelagert.

Im Display über dem Lenkrad gibt die Eco-Anzeige Auskunft über die Wirtschaftlichkeit der Fahrweise des jeweiligen Bedieners. Daraus müssen jetzt nur noch die richtigen Schlüsse gezogen werden – dazu sei auf die einschlägigen Schulungsangebote verwiesen.

Im Testbetrieb

Nach nur einer kurzen Proberunde die Leistungsfähigkeit einer Maschine zu beurteilen, wäre sicher mehr als vermessen. Für einen ersten Eindruck reicht es aber allemal – und der ist durchweg positiv.

Die Testmaschine ist mit einem elektrisch vorgesteuerten Kreuzschalthebel für die Bedienung der Ladeanlage ausgerüstet. Optional sind so ziemlich alle Konfigurationen an Bedienhebeln erhältlich, je nach Anforderungen der Anbaugeräte oder Vorlieben des Bedieners. Angenehm fällt auf, dass die rechte Bedienkonsole gemeinsam mit dem Fahrersitz schwingend gelagert ist. Das bringt spürbar mehr Ruhe in die Bewegungsabläufe, gerade auf unebenem Terrain. An das direkte Ansprechverhalten der neuen Vorsteuerung muss man sich etwas gewöhnen, aber auch hier gibt es sicher Einstell-Möglichkeiten. Das Geräuschniveau ist ausgesprochen angenehm, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass das maximale Drehmoment von 990 Nm schon bei 1.300 U/min anliegt.

Die weit öffnenden Wartungsklappen geben die Wartungspunkte frei, hinter dem Kühler findet sich nun ein Temperatur-geregelter Umkehrlüfter.

Eine geschwindigkeitsabhängige Schwingungsdämpfung im Hubgerüst und ein automatisiertes Lastschaltgetriebe gehören heute einfach zur Grundausstattung eines Radladers in dieser Leistungsklasse. Die im ZW 220-7 verbauten Systeme leisten ihren Dienst wie erwartet. Die Übersicht auch in den Rückraum ist dank Kamera und der großen Spiegel ausgezeichnet und vermittelt ein sicheres Gefühl, auch wenn sich Personen und andere Fahrzeuge in der Umgebung aufhalten.

Das verbaute Wiegesystem Payload-Checker wird auf dem 8-Zoll-Monitor auch grafisch dargestellt. Zielgewichte können vorgegeben und mit der Abkippfunktion auch exakt eingehalten werden. Ein Über- und Unterladen von Transportfahrzeugen kann dadurch wirkungsvoll vermieden werden. Leider ist das System nicht eichfähig. Wer also Lieferscheine erstellen will, muss auf eines der bewährten Wiegesysteme zurückgreifen. Das Approach-Speed-Control-System soll das Annähern an Fahrzeuge beim Beladen erleichtern, konnte hier jedoch nicht getestet werden.

Unser Fazit

Ähnlich wie bei den Baggern der Serie 7 handelt es sich bei den aktuellen Radladern um die Modellpflege einer etablierten Baureihe. Ein ausgereifter Lader mit bewährtem Antriebsstrang. Die Komponenten zur Abgasnachbehandlung wurden so kompakt verbaut, dass die Motorhaube schlank gehalten werden konnte und die Sicht nach hinten nicht unnötig behindert. Die neuen Ausstattungsmerkmale wie Eco-Anzeige, Payload-Checker oder Approach-Seed-Control können dem Fahrer das Leben erleichtern und dem Betreiber einen effizienteren Einsatz ermöglichen. Immer deutlicher wird aber auch, dass sich ein Mehrwert aus all diesen Optionen nur dann einstellen kann, wenn die Anwender hiervon Kenntnis haben. Das heißt, Schulungen und Trainings werden noch mehr zum integralen Bestandteil des Mensch-Maschine-Systems gehören müssen.