Fahrbericht 7-8/2023

Kompakter Elektro-Radlader 403E von JCB

Die JCB-Deutschlandzentrale in Frechen diente als Bühne für eine Weltpremiere: Mit der Vorstellung des 403E vervollständigt der englische Hersteller seine Baureihe von Akku-betriebenen Maschinen um einen kompakten Radlader.

Auf dem Gelände der JCB-Deutschlandzentrale in Frechen gab der E-Radlader 403E sein Debüt – und wir haben die Chance genutzt, die neue Akkumaschine dort ausgiebig zu testen. (Bilder: bd/Bömer)

Zunächst präsentierte Tim Burnhope, Chief of Innovation and Growth, in gewohnt würdevollem Rahmen noch einmal die aktuelle E-Tech-Range. Um die Kompaktmaschinen-Baureihe zu komplettieren fehlte eigentlich nur noch eine Maschinengattung – ein Akku-Radlader. Und so kam er – wenig überraschend – auch hereingefahren. In seiner Auslegung als Knicklenker mit 2,7 t Transportgewicht und einer Breite von rund 1,2 bzw. 1,5 m entspricht er nach hiesigem Sprachgebrauch der Bauform eines Hofladers.

Mit knapp 800 kg Nutzlast auf der Gabel und einer Bauhöhe von nur 2,2 m ist er natürlich auch in der Bauindustrie zuhause. Zunächst sind ein starres und ein klappbares Schutzdach lieferbar, eine voll verglaste Kabine soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Für Einsätze, die eine besonders große Überladehöhe erfordern, gibt es ein Highlift-Hubgerüst, die Bolzenhöhe steigt dabei von 2,9 auf 3,1 m. Dabei passt er noch auf einen Pkw-Anhänger mit 3,5 Gesamtgewicht.

Unter der Haube befindet sich anstatt des Verbrenners ein 20-kWh-Lithium-Ionen-Batteriepaket. Die Anschlüsse für die Ladekabel verbergen sich hinter einer gesonderten Klappe, sodass die Haube beim Laden geschlossen bleiben kann.

Selbstverständlich haben wir die Chance zu einer Proberunde ausgiebig genutzt. Der E-Motor für den Fahrantrieb hat eine Spitzenleitung von 33,4 kW sowie drei Fahrmodi, die über Druckknöpfe am Joystick geschaltet werden. Das volle Drehmoment liegt sofort an, und man muss auf dem Schotter-Untergrund schon recht behutsam mit dem Gasfuß umgehen, damit die Räder nicht beginnen zu scharren. Montiert war eine Schaufel nach eher landwirtschaftlichem Zuschnitt, also tiefe Bauform. Das brachte die Hydraulik in dem schweren 0/45-Grauwacke-Schotter dann doch an ihre Grenzen – logisch. Aber mit etwas Gefühl – beim Radlader allgemein essenziell – bekam man auch diese Schaufel gut gefüllt. Im Übrigen lässt sich das Ansprechverhalten der Arbeitshydraulik per Kippschalter variieren. Das Fahrverhalten ist mit spritzig wohl am besten beschrieben. Und das Ganze bei einem äußerst geringen Geräuschpegel. Prädikat: sehr nervenschonend.

Einsatzmöglichkeiten drängen sich quasi auf

Garten- und Landschaftsbau, Entkernung, Tiefgaragen-Ausbau oder Baustoffhandel beispielsweise. Oder auch Baustellen, bei denen man bislang das Verwendungsverbot von Verbrennungsmotoren in Innenräumen oft ganz forsch übergangen hat. Bei all diesen Einsätzen sollte die Bereitstellung einer Lademöglichkeit über Nacht (100 Prozent an 230V in acht Stunden) das geringste Problem sein. Mit einem externen Schnellladegerät ist das 20-kWh-Lithium-Ionen-Batteriepaket sogar in unter zwei Stunden vollständig aufgeladen. Eine Batterieladung soll für einen ganzen Arbeitstag mit gemischten Tätigkeiten oder für vier Stunden Dauerbetrieb ausreichen. Ein Fakt am Rande: Während anderswo noch elektrische Prototypen der Vorserienmodelle gezeigt werden, hat JCB bereits Ende vergangenen Jahres den 1.000sten Akku-Minibagger ausgeliefert.

Ein gewisser Stolz auf das bislang Erreichte im Wasserstoff-Forschungsprogramm von JCB war Tim Burnhope, Chief of Innovation and Growth, durchaus anzumerken, als er den neu konstruierten Motor erstmals in natura auf dem Festland enthüllte.

Die obere Grenze für wirtschaftlichen batterie-elektrischen Antrieb sieht JCB bei etwa 10 t Einsatzgewicht. Bei größeren Maschinen würden die nötigen Akkus das Totgewicht überproportional erhöhen. Auch steht ein möglicher Mehrschichtbetrieb von Leistungsgeräten den notwendigen Ladezeiten entgegen. Versuche mit Brennstoffzellen in schweren Baumaschinen wiederum haben zu der Erkenntnis geführt, dass diese Technologie für das raue Einsatzprofil zu kompliziert, nicht robust genug und letztlich zu teuer sein würde.

Mit dem eigenen Werk für Dieselmotoren im Rücken lag natürlich der Gedanke nicht allzu fern, einen Wasserstoff-Verbrennungsmotor zu entwickeln. Auch wenn sich die thermodynamischen Prozesse ähneln, hat JCB hier einen komplett neuen Motor konzipiert. Und bereits über 50 Wasserstoff-Motoren produziert, die derzeit in unterschiedlichen Einsätzen erprobt werden. Wie am Rande zu vernehmen war, steht die Ankunft der ersten Wasserstoff-Bagger auf dem Festland wohl recht bald bevor.

 

Platformers‘ Days: Freigelände Nord, Stand F215

 

Rein äußerlich unterscheidet sich der Elektrolader lediglich durch die blau-weißen Beklebungen von seinem beliebten Pendant mit Dieselantrieb. Eine voll verglaste Kabine soll zu einem späteren Zeitpunkt lieferbar sein.