Wehranlage Viereth

Meilenstein am Main

Die älteste Wehranlage am Main ist bereits seit 1925 in Betrieb und muss wegen Schäden an Walzenverschlüssen und Zahnschienen instandgesetzt werden. Damit der Schiffsverkehr weiterläuft, lässt das Wasserstraßen-Neubauamt die zwei bestehenden Wehrfelder nacheinander modernisieren – mit Schalungslösungen und BIM-Planung von Meva.

Wehrpfeiler auf 12,4 m Höhe betoniert
Die 17 m hohen Wehrpfeiler wurden zunächst in zwei Takten einhäuptig auf 12,4 m Höhe betoniert. (Bild: Meva)

Das Wassergefälle des Mains – vom Ursprung im fränkischen Kulmbach bis zur Rheinmündung in Mainz – wird von 34 Staustufen mit 100 beweglichen Wehrverschlüssen geregelt. Die älteste Anlage in Viereth bei Bamberg ist bereits seit 1925 in Betrieb. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Schäden und Verschleiß an Walzenverschlüssen und Zahnschienen festgestellt, sodass nun Handlungsbedarf besteht: Seit 2014 laufen die Arbeiten für die umfangreiche Grundinstandsetzung im Auftrag des Wasserstraßen-Neubauamts Aschaffenburg. 2021 soll das Wehr wieder bereit sein für die nächste Betriebsdauer von 80 bis 100 Jahren.

Für die Schalungsarbeiten an den Herzstücken des Wehrs, den drei Wehrpfeilern, vertraut die Johann Bunte Bauunternehmung auf Schalungssysteme, Sonderkonstruktionen und BIM-Planung von Meva. Das Wehr muss während der gesamten Umbauzeit die Wasserstände am oberen Main für die Schifffahrt regeln und für die Hochwasserabfuhr ohne Einschränkungen zur Verfügung stehen. Deshalb kann nur in den abflussärmeren Monaten von Mai bis Oktober und jeweils nur an einem der beiden nebeneinanderliegenden, je 30 m breiten Wehrfelder gearbeitet werden. Die gewaltigen Drucksegmente mit aufgesetzter Fischbauchklappe stauen das Wasser auf eine Höhe von 6 m, eingefasst sind die beiden Verschlüsse in zwei äußeren Wehrpfeilern und einem Mittelpfeiler.

Wehrpfeilergeometrie mit 3D-Modell visualisiert
Die Konstruktion der Holzelementeinlagen visualisierte vorab ein 3D-Modell. Danach erfolgte die Ausführung der komplexen Wehrpfeilergeometrie. (Bild: Meva)

Die Drucksegmente werden hydraulisch in halbkreisförmigen Führungen in den Wehrpfeilern bewegt und sind in starken Achsen verankert. Die Pfeiler müssen an die neue Geometrie des Verschlusses angepasst werden – die Betonage der Führungsgeometrie und die Integration der Drehlagerungen in den Wehrpfeilern verlangen nach speziell konstruierten Holzelementen. Hier kommt die BIM-Planung ins Spiel: Auf Basis von 2D-Plänen wurde ein 3D-Modell visualisiert, das die Konstruktion der Holzelementeinlagen und die Planungen erleichterte. Dann wurde zuerst die Baugrube trockengelegt, die Basis betoniert und Kies aufgeschüttet, damit im Anschluss ein 500-t-Mobilkran die alte Wehrwalze und den Wehrsteg ausheben konnte.

Die Pfeileroberflächen mussten abgebrochen und neu modelliert werden. Für die einhäuptige Schalung der insgesamt bis zu 14,4 m hohen Wände verwendete das Bunte-Team 160 m² des Wandschalungssystems Mammut 350. STB-Stützböcke mit Aufsätzen sicherten die Betonage in zwei Takten auf zunächst 12,4 m Höhe. Anschließend folgte der obere Abschnitt der Wehrpfeiler. Für die unkonventionellen Ausformungen der Auskragungen mussten Holzelementeinlagen in die Schalung integriert werden. Durch digitale Revit-Unterstützung ließ sich dabei der Schalhautverschnitt und der Aufwand für den Sonderkonstruktionsbau minimieren.

An der Auskragung wurde das Klettergerüst KLK jeweils in einbetonierte Konen des vorigen Bauabschnitts eingehängt. Auf die aus Wandschalung und Arbeitsgerüst bestehende Klettereinheit wurde das modulare Traggerüst MEP montiert und mit Gerüstrohren ausgesteift. So konnte sowohl in der Höhe, wie auch im darunterliegenden Raum sicher weitergearbeitet werden. Aufgrund hoher Betonlasteinwirkungen mussten die H20-Holzträger teilweise von Stahlträgern ersetzt werden. Das Klettergerüst bot zudem eine 2,3 m tiefe Bühne.

Nachdem der erste Meilenstein des Projekts geschafft war – der 140 t schwere Wehrverschluss aus Stahl wurde aus dem Emsland über den Rhein und Main nach Viereth verschifft und von zwei 500-t-Mobilkranen in Zentimeterarbeit in die neue Betonführung und Drehachse von Kraftwerks- und Mittelpfeiler geführt – und Ende letzten Jahres das rechte Wehrfeld wieder für die Wasserabfuhr bereitstand, wird nun unter Hochdruck am linken Wehrfeld gearbeitet. Um die Kosten zu reduzieren, modellierte Meva die Holzelemente im Vorjahr so, dass sie bei der Instandsetzung des zweiten Wehrfelds wiederverwendet werden können. Pro Pfeilerseite wurden insgesamt rund 30 Holzelemente mit einer maximalen Größe von 6,8 x 2 m erstellt. Die Einweihung des rundum erneuerten Wehrs ist für Ende 2020 geplant.