Elektrotrucks

Renault mit breitem BEV-Portfolio von 40-Tonner bis Lastenrad

Bruno Blin, Präsident von Renault Trucks, ist auf Dekarbonisierungs-Tour durch Europa. Den Stopp in Deutschland nutzten die Franzosen, um ihre komplette BEV-Produktpalette am Firmensitz in München vorzustellen.

Renault BEV-Trucks
BEV-Parade vor der Münchner Motorworld: Renault Trucks zeigt zum ersten Mal die neuen schweren E-Trucks der C-Reihe als 6×2-Abroller und der T-Teihe als 4×2-Sattelzugmaschine. (Bilder: bd/Domina)

Die Event-Location Münchner Motorworld ist ein würdiger Rahmen für den Deutschland-Aufschlag der E-Baureihen von Renault-Trucks. Bislang kannten wir hierzulande nur die elektrifizierten Light- und Medium-Trucks der Baureihen D und D Wide. Aber das Renault-Programm ist viel größer. Mittlerweile – und in Deutschland noch nahezu unbemerkt – ergänzen die batterie-elektrischen Modelle der schweren T-Reihe und der C-Reihe für den Bau das Programm nach oben. In Richtung leichter ist Renault ja schon lange mit dem Transporter E-Tech Trafic und dem E-Tech Master unterwegs. Letzteren präsentierte die Renault-Crew im allerneuesten Gewand: mit bulliger Front, neuem Kühlergesicht mit roter Querlinie und markanten Tagfahrlichtern.

Für uns waren freilich die neuen Schweren die Objekte der Begierde. Analog zur Entwicklung bei Volvo Trucks, kümmerten sich die Ingenieure bei Renault Trucks (beide firmieren quasi als Geschwister unter der Mutter Volvo Group) nicht nur darum, möglichst schnell eine BEV-Sattelzugmaschine darzustellen. Sondern auch – und das unterscheidet Volvo/Renault von der Konkurrenz – um praktikable Lösungen für das Bauhaupt- und Nebengewerbe. Einen klassischen Vertreter dieser Gattung konnten wir als 6×2-Abrollkipper einmal ums Karree fahren.

Komplette BEV-Range vom 40-Tonner-Sattel bis zum Lastenfahrrad: Renault Trucks gibt Gas bei der Dekarbonisierung. (Bild: Renault)

Dass sich der E-Antriebsstrang weder technisch noch im Fahrgefühl groß vom E-Volvo unterscheidet, ist zu erwarten: Beide sind praktisch identisch und bauen auf drei E-Motoren auf, die über ein Reduktionsgetriebe direkt über ein normales Optidriver-Getriebe (= I-Shift) sowie über eine kurze Kardanwelle eine konventionelle Hinterachse antreiben. So weit, so bekannt. Neu und Renault-typisch ist dagegen das nunmehr voll digitalisierte Armaturenbrett. Ähnlichkeiten zur Volvo-Architektur finden sich allenfalls noch in der Gestaltung der Lenkradtasten. Was aber richtig schade ist: Renault hat die Wipptaste auf der Unterseite des Lenkrads offenbar wegrationalisiert. Und damit verliert der Renault-Truck ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Nämlich die Möglichkeit, zwei Tempomat-Setzgeschwindigkeiten abzuspeichern und mit einem Tastendruck wechselweise abzurufen.

Die T- und C-Modelle kommen mit einem neuen, voll digitalen Instrumenten-Cluster. Auch das Lenkrad hat neue Tasten, leider lassen sich jetzt keine zwei Setzgeschwindigkeiten mehr für den Tempomat abspeichern und per Tastendruck abrufen.

Dafür gibt es jetzt ein wahrhaft originelles Gadget für den Beifahrerplatz: das Tischmodul mit Schwenkarm. Das Brotzeittischchen verschwindet bei Nichtgebrauch hier nicht im Armaturenbrett, sondern ist als Tablett fest auf einem Schwenkarm montiert. Dadurch lässt es sich über das Armaturenbrett schwenken, zum Beifahrer hin oder sogar neben ihn, so dass eine ebene Fläche zwischen Fahrer- und Beifahrerplatz entsteht. Den Rest der Innenausstattung blieb praktisch unangetastet.

Diesen Sekundär-Bildschirm samt Layout des Trip-Computer kennen wir doch – vom Volvo?

Renault-Truck-CEO Bruno Blin kann zurecht stolz sein auf die komplette BEV-Nutzfahrzeugreihe, die man bereits heute anbieten kann. Nach München kam er samt Techniker-Entourage mit dem Zug. Es gehe schließlich um die hohen Ansprüche Renaults zur Dekarbonisierung. Und dazu gehöre neben der Bahn als Transportmittel auch das passend Angebot an Fahrzeugen, flankiert durch umfangreichen Support: Einsatzanalyse, notwendige Infrastruktur und nicht zuletzt deren Finanzierung versteht Renault Trucks als 360-Grad-Rundum-Sorglos-Paket für den Kunden. „Mit dem Produktionsstart der Trucks E-Tech T und C ist Renault Trucks nun der einzige europäische Hersteller mit einer Palette von Elektrofahrzeugen von 650 kg bis 44 t“, sagt Bruno Blin.

Auch das ist neu: Tisch/Tablett-Kombi am Schwenkarm.

Moment mal: 650 kg Gesamtgewicht – gemeint ist das kleinste Mitglied der Renault-E-Flotte, das E-Lastenfahrrad. Und wie ein Lastenfahrrad ins Werkstatt-Konzept von Renault-Trucks passt: „Das passt schon. Wir setzen das in Frankreich bereits in der Praxis um“, sagt der CEO. Genau: Wer einen hochkomplexen E-Truck warten kann, wird wohl auch mit einem Lastenfahrrad zurechtkommen.