Bach-Renaturierung Velbert

Kanaldielen trotzen dem Bodendruck

In bis zu 7,5 m Tiefe halten die Kanaldielen dem tonnenschweren Druck des Bodens stand. (Bild: Müller & Bleckmann)

Weil die Renaturierung eines Bachlaufs von Versorgungskanälen und einer Straße gestört wird, muss das Wasser auf rund 70 m durch Betonröhren geleitet werden. Deren Verlegung in gut 7 m Tiefe ermöglichen individuell gefertigte, extra lange Kanaldielen von Euro Verbau.

Andreas Iks, Bauführer des Straßen- und Tiefbauunternehmens Müller & Bleckmann, hat mit seinen Kollegen mehrmals einen 7,5 m tiefen Schacht ausgehoben, um mächtige Betonrohre mit 2 m Innendurchmesser zu verlegen. Die 2,5 m langen Segmente wiegen bis zu 11,5 t und werden im Velberter Stadtteil Neviges in Nordrhein-Westfalen verlegt. Ab Ende 2020 soll durch sie der Motschenbrucher Bach plätschern und so in sein historisches Bett zurückkehren. Jahrelang wurde das Wasser des Bachlaufs, gemischt mit Abwässern, in eine Kläranlage in Essen abgeleitet. Künftig soll es auf 400 m wieder durch ein natürliches Bett mäandern, gebremst von Natursteinen und gesäumt von Sträuchern, Farnen und Bäumen.

Die natürliche Romantik der Renaturierungsmaßnahme wird allerdings von der Straße am Rosenhügel und mehreren Versorgungskanälen gestört, die den alten Bachlauf inzwischen kreuzen. Unter ihnen hindurch wird der Bachlauf auf rund 70 m durch die neuen Betonröhren geleitet, die bis zu 7 m tief unter der Straße verlegt sind. Für die Baumaßnahme sind insgesamt 1,25 Mio. Euro veranschlagt.

Bauführer Andreas Iks, Martin Echelmeyer, Vertriebsleiter Rheinland bei Euro Verbau und Ingo Schachtschneider, Geschäftsführer Müller & Bleckmann
Haben schon einige Projekte gemeinsam gemeistert (von links): Bauführer Andreas Iks, Martin Echelmeyer, Vertriebsleiter Rheinland bei Euro Verbau und Ingo Schachtschneider, Geschäftsführer Müller & Bleckmann. (Bild: Zikomm/Masuch)

„Die Tiefe ist schon eine nicht alltägliche Herausforderung“, erklärt Ingo Schachtschneider, Geschäftsführer von Müller & Bleckmann aus Heiligenhaus. Das betrifft nicht nur die Verlegung der tonnenschweren Rohrsegmente, für die jedes Mal ein Autokran anfährt. „Dort unten spürt man auch den tonnenschweren Druck des Bodens.“ Im Vorfeld hatte sich Schachtschneider deshalb mit Martin Echelmeyer, Vertriebsleiter Rheinland bei Euro Verbau, abgestimmt. „Wir sind dann zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die tiefen Schächte am besten mit Kanaldielen von 8,5 m Länge und 60 cm Breite stützen lassen“, so Echelmeyer.

Da Kanaldielen in dieser Länge im Mietgeschäft kein Standard sind, fertigte sie Euro Verbau individuell in der Produktionsstätte in Mönchengladbach an und lieferte sie in einem Paket mit kompletten Dielenkammer-Elementen mit Spindeln, Verbreiterung und Gurtungen in 3, 4 und 5 m Breite. Bevor die Dielenkammern und Dielen zum Einsatz kamen, gab es einen Standsicherheitsnachweis, der auf einem Bodengutachten beruhte. Hohe Bedeutung hatten die statischen Berechnungen auch für Ingo Schachtschneider, dessen Unternehmen rund 50 Mitarbeiter beschäftigt , wovon sechs bis sieben permanent auf der Baustelle am Motschenbrucher Bach im Einsatz sind: „Sicherheit hat für uns oberste Priorität.“

Jeweils 10 m lang und 7 m tief ist ein Grubenabschnitt. Der Grund wird zuerst mit Schotter und Sand verdichtet, bevor die Rohrsegmente am Kran einschweben und verlegt werden. An den Seiten ragen die Kanaldielen teilwiese unterschiedlich hoch aus der Gruber heraus, je nachdem wie weit sie sich im Boden versenken lassen. Manchmal liegen hier Steine oder Felsen im Weg. Sind die Rohre dann verbunden, schütten Andreas Iks und seine Kollegen den Grubenabschnitt zu und beginnen 10 m weiter wieder auszuschachten und die Wände mit den Kanaldielen abzusichern.