Klinikbau Göppingen

So geht es einfach besser

Für die Errichtung des Rohbaus der Klinik am Eichert in Göppingen sind die geplanten mehrstöckigen Überhänge auf der Ost- und Westseite herausfordernd. Bis die Überzüge der obersten Decke ausreichend tragfähig sind, ist ein Traggerüst zum Betonieren des auskragenden Gebäudeteils nötig. Das Bauunternehmen Leonhard Weiss und Layher entwickelten gemeinsam Lösungen, um die hohen Lasten aus den Bauzuständen sicher abtragen als auch den engen Terminplan einhalten zu können.

Beim Bau der Göppinger Klinik gewährleistete das Allround-Traggerüst TG 60 durch Anpassung an Lastvorgaben mittels variabler Feldlängen eine effiziente Montage. Zugleich konnte es durch verschiedene Standardlängen und passende Ausbauteile flexibel an Gebäudegeometrie, Geländeverlauf und die Baustellenerfordernisse angepasst werden. (Bilder: Layher)

Der erste Schritt war das Lastkonzept. „Ursprünglich sollte das Traggerüst alle Lasten aus dem Überbau tragen. Das Allround-Traggerüst TG 60 ist jedoch flexibel an Lasten, Geometrien und Geländeverläufe anpassbar, was sich auf die Montageschnelligkeit auswirkt“, betont Roland Hassert, Leiter Anwendungstechnik Bau bei Layher. „Durch temporär eingesetzte Betonstützen konnte die Lasteinwirkung auf das Traggerüst entscheidend verringert werden.“ In enger Abstimmung mit Leonhard Weiss erfolgte die Planung selbst im Rahmen von Layher-SIM auf Basis der Layplan Suite. Die integrierte Softwarelösung bietet passende Module für jeden Bedarf. Mit Layplan CAD, das eigens für komplexe Gerüstkonstruktionen entwickelt wurde und eine dreidimensionale Planung ermöglicht, konnte das Traggerüst exakt an die Gebäudegeometrie und den abschüssigen Geländeverlauf angepasst werden – inklusive Kollisionskontrolle. Das Modul Layplan to RSTAB ermöglichte eine fehlerfreie Übergabe der Gerüstmodelldaten für die schnelle statische Berechnung. Dank Echtzeit-Materiallisten aus dem Layplan Materialmanager war das Material außerdem zum richtigen Zeitpunkt in korrekter Menge vor Ort.

Durch das neue Lastkonzept war es möglich, das Traggerüst mit gestreckten Feldlängen zu optimieren – eine Besonderheit des TG 60. Dieses besteht aus vorgefertigten Rahmenelementen, die mit den in verschiedenen Standardlängen erhältlichen Allround-Riegeln und -Diagonalen zu Traggerüsttürmen kombiniert werden. Wenige und leichte Grundbauteile sowie die variablen Feldlängen sorgen für eine schnelle und exakt an die Lastvorgaben angepasste Montage. „Weniger Traggerüsttürme sind nötig, das spart Material und Arbeitszeit“, so Hassert. Bei Lastkonzentrationen wie im Bereich der Wände wurden im Anschluss einfach mehrere Rahmen gekoppelt – die Tragfähigkeit lässt sich dadurch punktuell steigern und exakt an die örtlichen Gegebenheiten anpassen.

Die Anwendungstechnik Bau von Layher plante das Traggerüst in enger Abstimmung mit dem technischen Büro von Leonhard Weiss dreidimensional in Layplan CAD vor. Durch exakte Geometrieanpassung inklusive Kollisionskontrolle ergaben sich eine reibungslose Montage und Einhaltung des engen Zeitplans.

Den Auftrag zum Auf- und Abbau erhielt das Gerüstbauunternehmen Ligeba, das durch sein Know-how und die Unterstützung von Layher-Richtmeistern ebenfalls zur termingerechten Umsetzung beitrug. Hilfreich erwiesen sich auch die 2D-Pläne der Gerüstkonstruktion. „Layher Zeichnungen erhalten QR-Codes, die auf das 3D-Modell verlinken. Gerüstkonstruktionen lassen sich somit von allen Seiten im Detail betrachten – das erleichtert die Montage“, weiß Hassert. Sicherheit war ebenfalls gegeben. Die Gerüstbauer entschieden sich für eine Mischung aus stehender und liegender Montage. Die Basis der Traggerüsttürme wurde stehend montiert. Roland Hassert: „Derzeit steht vor allem die vorlaufende Geländermontage bei Fassadengerüsten mit durchgehender Gerüstflucht im Fokus. Das Allround-System in und an der Baustelle ist jedoch deutlich vielseitiger einsetzbar. So haben die Traggerüsttürme TG 60 beispielsweise durch ihre intelligente Montagefolge schon immer einen integrierten vorlaufenden Seitenschutz.“ Die weiteren Turmabschnitte wurden anschließend sicher am Boden vormontiert und einfach aufgesetzt.

Der Allround-Baukasten mit passenden Ausbauteilen gewährleistet zudem eine effiziente Umsetzung von Baustellenanforderungen. So wurde beispielsweise unterhalb der Schalung eine Arbeitsebene integriert, mit Serienböden, also Trag- und Arbeitsgerüst in einem. Für einen angenehmen und sicheren Höhenzugang wurde seitlich ein Allround-Modultreppenturm errichtet, der sich ebenfalls sicher am Boden vormontieren und dann schussweise aufstellen ließ. Eine Layher-Komforttreppe mit extra tiefen Stufen sorgt darüber hinaus für einen trittsicheren Auf- und Abstieg. Peter Beddies, Bauleiter von Leonhard Weiss: „Die gemeinsam entwickelte Traggerüstkonstruktion gewährleistete meinen Mitarbeitern durch baupraktische Lösungen wie die integrierte Arbeitsplattform nicht nur ein sicheres Arbeiten, sondern konnte trotz engem Zeitfenster auch termingerecht montiert werden.“

Gerüstbau-Prozesse digitalisiert

Um Kunden auf dem Weg in die digitale Zukunft zu unterstützen, hat Layher mit Scaffolding Information Modeling (SIM) einen auf 3D-Modellen basierenden Prozess zur Digitalisierung von gerüstspezifischen Arbeitsabläufen entwickelt. Layher-SIM umfasst alle wesentlichen Faktoren des Gerüstbaus – von der Planung über die Logistik bis zur Ausführung. Anwender profitieren nicht nur von einer hohen Planungssicherheit, sondern auch von Kostenkontrolle, einem verbesserten Materialmanagement und vor allem von einer termingerechten Projektdurchführung dank effizienter und ungestörter Bauabläufe. Verzögerungen und Mehrkosten infolge unzureichender Planung entfallen. Basis für Layher-SIM ist die integrierte Softwarelösung Layplan Suite, ein leistungsstarkes und flexibles Werkzeug mit verschiedenen Modulen.