Wehranlage Horkheim am Neckar

Systemschalung gewährleistet Arbeit im Trockenen

Dass man mit einem handelsüblichen Schalungssystem auch Wasser sozusagen einschalen kann, wurde bei der Sanierung der Wehranlage Horkheim am Neckar vorgemacht. Nachdem man den ersten Bauabschnitt wie zunächst geplant von Tauchern ausführen ließ, kamen die findigen Ingenieure der Firma Heberger auf die originelle Idee, den benötigten Arbeitsraum im Flussbett mit Systemschalungsmaterial zu verbauen. So konnte mitten im fließenden Neckar ohne Taucheranzug im Trockenen gearbeitet werden.

Noe-Systemschalung
Analog zum Spundwandkasten auf der deutlich tieferen Oberwasserseite wurde bei der Sanierung der Wehranlage Horkheim am Neckar der Arbeitsraum unterhalb des Wehrs mit einer Konstruktion aus Noe-Systemschalung umschlossen. (Bilder: Noe-Schaltechnik)

Der Zahn der Zeit und das beständig strömende Neckarwasser haben massiv an der dreifeldrigen Wehranlage Horkheim genagt, die seit 1929 den Pegel des Neckars in der Nähe von Heilbronn als Wasserstraße reguliert. Die drei Wehrverschlüsse stützen sich an 4,5 m breiten, nur spärlich bewehrten Betonpfeilern mit einem Kern aus gering tragfähigem Stampfbeton (C 20/25) ab. Deren etwa 30 cm starke Betonschale war im Lauf der Jahre rissig geworden, sodass Regen und Flusswasser ins Pfeilerinnere eindringen und die Standsicherheit gefährden.

In der ARGE Instandsetzung Wehr Horkheim ist die Firma Heberger mit der Sanierung der Anlage betraut, die beispielsweise das Erneuern der Antriebstechnik, das Abtragen der alten Antriebshäuschen und insbesondere die Ertüchtigung der porös gewordenen Pfeiler umfasst. In jeden Pfeiler müssen zwischen 70 und 100 Bohrungen – jeweils etwa 20 m tief – eingebracht und mit Feinstzement verpresst werden. Alles bei laufendem Betrieb, die Pfeiler sind also ständig vom Wasser umspült, wobei zwei der drei Wehrfelder immer für den Wasserabfluss offengehalten werden müssen.

Mit Tauchern ein langer und teurer Prozess

Auf der aufgestauten, für Schiffe zugänglichen Oberwasserseite wird dazu jeweils vor zwei Pfeilern eine U-förmige Spundwand geschlagen, in der nach dem Abpumpen des Wassers ein trockener Arbeitsraum entsteht. Auf der Unterwasserseite sollten die Arbeiten von Tauchern erledigt werden. Doch das stellte sich bereits beim ersten Bauabschnitt als ineffizient und zu teuer heraus: Eine Taucherkolonne mit Helfer und Reservetaucher besteht aus mindestens drei Personen, wovon jeweils nur eine konkret im Wasser arbeitet. Außerdem wirbeln Taucher bei der Arbeit Schlamm auf, der die Sicht stark einschränkt und die Qualitätskontrolle erschwert. Allein für den ersten Bauabschnitt benötigten die Taucher sechs Monate.

Gegenüber dem ursprünglich geplanten Tauchereinsatz konnte in dem trockenen Schalungskasten hinter der einhäuptigen „Wasserschalung“ wesentlich effizienter und deutlich kostengünstiger gearbeitet werden – und mit besseren Arbeitsergebnis.

Bei Heberger sind die Schalsysteme von Noe aus Süßen seit Jahren etabliert, sodass die Idee entstand, aus den Großflächenelementen der Noetop eine Wasserschalung zu bauen – analog zum Spundwandkasten auf Oberwasserseite mit deutlich größerer Wassertiefe. Das größte Noetop-Element mit 5,30 m × 2,65 m bot sich dafür besonders an, denn je weniger Elementstöße, desto weniger undichte Stellen. So wurde quer zur Flussrichtung aus vier 5,30er-Elementen und zusätzlichen Tafeln eine 3,65 m hohe und fast 28 m lange Sperrwand gesetzt, mit jeweils etwa sechs Meter langen Seitenteilen. Die einhäuptige Schalungskonstruktion wurde weitestgehend an Land vormontiert, per Kran auf die Betonsohle unterhalb des Wehrs gehoben und dort von Tauchern auftriebssicher verankert. Die Elementstöße und vor allem die Sohlfuge wurden mit Dichtmasse versiegelt.

Im trockenen Kasten Qualität abgeliefert

Bei der Bemessung der Schalung mussten neben dem reinen hydrostatischen Wasserdruck bei unterschiedlichen Pegelständen auch die durch die Strömung erzeugten dynamischen Kräfte und Verwirbelungen berücksichtigt werden. Mangels Erfahrungen mit dieser außergewöhnlichen Lösung waren alle Beteiligten zunächst noch skeptisch, doch hat die Konstruktion auch bei hohem Wasserstand ihre Bewährungsprobe bestanden – zur vollen Zufriedenheit von Auftraggeber und Auftragnehmer: Die Arbeiter konnten ihren Job trockenen Fußes sicher und bei bester Sicht machen. Und dabei auch die geforderte Qualität abliefern, die im trockenen Kasten gut überwacht und zuverlässig dokumentiert werden kann.