Tieflöffelbagger

140-t-Cat-Bagger ersetzt Sprengungen im Steinbruch

Der 140 t schwere Tieflöffelbagger Cat 6015B sorgt im Lengericher Steinbruch Hohne für den Rohstoffabbau von Kalkgestein und stellt damit den Nachschub für das angrenzende Zementwerk sicher. Dort werden jährlich etwa 1,8 Mio. t dieses Schlüssel-Baustoffs der Baubranche hergestellt.

Zeppelin, Tieflöffelbagger Cat 6015B
Im Lengericher Steinbruch Hohne muss der 140 t schwere Cat-Bagger immer für genügend Nachschub an Rohmaterial sorgen, das im angrenzenden Zementwerk benötigt wird. (Bild: Caterpillar/Zeppelin)

Man sei unter Druck, sagt Ingo Sosna, Prokurist und Produktionsleiter im Werk Lengerich: „Für unsere Sackware und lose Ware haben wir eine hohe Auslastung und können die vielen Anfragen kaum bewältigen.“ Das Team der Rohstoffgewinnung fährt einen Eineinhalb-Schichtbetrieb, damit Tag für Tag das Rohmaterial bereitgestellt werden kann, das für die Produktion verschiedenster Zementsorten nötig ist. Dazu kommen Spezialbindemittel, Putz- und Mauerbinder sowie Kalk. Doch das eigentliche Aushängeschild ist der Tiefbohrzement, der zur Abdichtung von Bohrlöchern bei großen Tiefen, extremen Temperaturen und hohem Druck weltweit gefragt ist.

Lengerich am Teutoburger Wald zeichnet sich durch Kalkgestein in unterschiedlichen Schichten aus – teilweise sind auch Tonschichten zwischengelagert. Aufgabe des neuen Tieflöffelbaggers ist es, das Kalkgestein aus dem Verbund zu lösen. „Erst haben wir Versuche mit einer Cat-Raupe D8T und mit einem Ripper gemacht, der in der Fläche auch viel geschafft hat. Wir wollten aber auch ein Gerät in der Verladung aus unserem Bestand ersetzen, das seit den 1990er-Jahren im Einsatz ist und dessen Instandsetzung sowie die Ersatzteilbeschaffung immer aufwendiger und unwirtschaftlicher wurde. Daher haben wir uns für einen neuen Bagger in der Kombination Tieflöffel und Reißzahn entschieden“, erklärt Ingo Sosna. Daraus resultieren wiederum ein ME-Ausleger, ein 3,4 m langer Löffelstiel sowie ein hydraulisches Schnellwechselsystem, um möglichst flexibel zu sein. Durch das Reißen und anschließende Verladen auf Skw soll der Fokus auf die mechanische Gewinnung gelegt werden, um Sprengungen und Folgeerscheinungen wie Erschütterungen zu vermeiden.

Zeppelin, Tieflöffelbagger Cat 6015B
Durch Reißen und anschließendes Verladen auf Skw wird der Fokus auf die mechanische Gewinnung gelegt, um Sprengungen und in der Folge etwa Erschütterungen zu vermeiden. (Bild: Caterpillar/Zeppelin)

Im Westfeld des Steinbruchs Hohne will Dyckerhoff zudem den Abbau auf die genehmigte Kubatur ausschöpfen, um anschließende Rekultivierungsmaßnahmen durchzuführen. Mit dem Bagger wird nun die entsprechende Sohle rückgebaut. Pro Tag muss er zusammen mit einem zweiten Ladegerät dazu beitragen, 11.000 t Rohmaterial zu liefern und auf einen der fünf Muldenkipper – drei 775D und zwei 775E – zu verladen, die damit den Vorbrecher füttern. „Es geht darum, einen Vorrat für das Wochenende für die beiden Zementöfen aufzubauen, die im Dauerbetrieb laufen müssen“, so der Produktionsleiter. Das bedarf eines Puffers von mindestens 23.000 bis 24.000 t Rohmaterial – noch besser sind 30.000 t, um etwas Luft zu haben. Auf diese Produktionsleistung ausgerichtet wurde nicht nur das Grundgerät des Cat 6015B mit seinen 140 t, sondern auch sein 7,4 m³ großer Fels-Tieflöffel mit Zähnen und Trapezmesser.

„Der Löffel soll eine geringere Eindringkraft benötigen, damit der Spritverbrauch nicht zu hoch ausfällt“, betont Sosna. Dieser schlägt dann mit durchschnittlich rund 60 l in der Stunde zu Buche, wenn das gelockerte Haufwerk verladen wird. Deutlich höher fällt allerdings der Verbrauch aus, wenn mit Reißzahn gearbeitet wird. Dann können schon mal 100 l pro Stunde anstehen.

Im gesamten Produktionsprozess, von der Verarbeitung des Rohmaterials bis zum fertigen Endprodukt, spielt ein möglichst niedriger CO2-Fußabdruck eine immer größere Rolle – ein Anspruch auch für die Baumaschinentechnik. Um den Spritverbrauch zu reduzieren hat Caterpillar viele Maßnahmen ergriffen: Zur besseren Kraftstoffnutzung beim Cat 6015B tragen unter anderem neue Motorsteuerungstechnologien, das geschlossene Schwenksystem mit Energierückgewinnung und auch eine Auslegerschwimmfunktion bei, die durch Wiederverwertung des Auslegerölstroms die Anforderungen an den Motor verringert.

Zeppelin, Tieflöffelbagger Cat 6015B
Nehmen das Schwergewicht in Augenschein (von links): Krzysztof Burzynski, Zeppelin-Service-techniker, Carl Brinkmann, Leitender Verkaufsrepräsentant bei Zeppelin, Ingo Sosna, Prokurist und Produktionsleiter im Werk Lengerich, Mario Brüggemann, Zeppelin-Serviceleiter und Christoph Gil, Zeppelin-Verkaufsleiter vom Bereich Konzernkunden. (Bild: Caterpillar/Zeppelin)

Dass bei einem Bagger dieser Größenklasse immer noch Feinabstimmungen nötig sind, zeigt sich an Ausstattungsdetails, die im engen Austausch mit dem Zeppelin-Konzernkundenbereich und der Niederlassung Osnabrück vor Ort mit der MTA-Abteilung von Lengerich festgelegt und mit dem Zentraleinkauf von Dyckerhoff in Wiesbaden abgestimmt wurden. Umgesetzt wurden die Anpassungen von Caterpillar und der Werkstatt der Zeppelin-Niederlassung Osnabrück. Fest installiert wurde ein Schmierölbehälter mit 60 l Fassungsvermögen als Zentralschmieranlage – extra in Edelstahl eingehaust. Dazu wurde der Bagger auf Bio-Hydrauliköl umgestellt. Nachgerüstet wurden LED-Zusatzscheinwerfer, damit der technische Service von Dyckerhoff bei der Routinekontrolle eine bessere Sicht auf Wartungspunkte und Schmierstellen hat. Die Kabine wurde erhöht, um dem Fahrer eine noch bessere Sicht auf die Mulden der Skw zu bieten. Außerdem wurde eine elektrisch ausfahrbare Leiter installiert, damit der Maschinist sicher zu seinem Arbeitsplatz gelangt, wobei er sich beim Auf- und Absteigen an einem soliden Handlauf festhalten kann.

Mit Zeppelin hat Dyckerhoff zudem einen Full-Service-Vertrag für den Cat 6015B vereinbart, ausgerichtet auf sieben Jahre beziehungsweise 14.000 Betriebsstunden. „Es kommt unterm Strich darauf an, dass alles reibungslos funktioniert. Zentral ist für eine solche Baumaschine die Verfügbarkeit, und wir selbst haben nur begrenzte Werkstattkapazitäten. Wir investieren in hochwertige Technik und setzen dann eine lange Haltbarkeit voraus“, betont Ingo Sosna. Das gilt für die nächsten 20 Jahre – so lange soll das Schwergewicht im Einsatz sein.